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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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errötete. In weniger als vierundzwanzig Stunden war sie über siebenhundert Jahre in die Vergangenheit gereist, von einem irren Sadisten gefangen genommen, in ein rattenverseuchtes Verlies geworfen und mit Enthauptung bedroht worden. Es wäre einfach zu viel, verlöre sie auch noch ihr Kätzchen!
    »Oh, bitte«, flehte sie und schneuzte sich in den Saum von Brisbanes Umhang. »Sie sind doch ein Ritter, oder etwa nicht? Und einem Fräulein in Not behilflich zu sein, gehört zu Ihrem Job!«
    Mehrere Sekunden ließ er verstreichen, doch dann wendete er fluchend abermals sein Pferd, und ebenso dankbar wie verzweifelt klammerte sie sich wieder an ihm fest.
    »Da ist sie«, rief Tabitha, als der schellenkappenbewehrte Narr, das jaulende Kätzchen wie einen Football unter den Arm geklemmt, aus seiner Deckung sprang.
    Ohne das Tempo seines Tieres zu verlangsamen, beugte sich Colin in seinem Sattel seitwärts und schnappte dem verblüfften Mann das Tierchen weg; sofort kletterte Lucy auf seine verletzte Schulter und starrte Tabitha vorwurfsvoll an.
    Diese lachte unter Tränen, noch während Brisbanes Bogenschützen ihnen einen wahren Pfeilregen nachschickten,
und während sie aus diesem ganzen Durcheinander davonflogen, lehnte sie sich zittrig vor Erleichterung an Colins Rücken.
    »Mein Held«, murmelte sie und wurde bei der Erkenntnis, dass sie ihn wirklich als Helden betrachtete, umgehend wieder ernst.

ZWEITER TEIL
    Die Verzauberung
    Love distills desire upon the eyes, love brings bewitching grace into the heart …
     
    Liebe treibt Verlangen in die Augen,
und pflanzt zauberische Anmut in das
Herz …
    EURIPIDES

9
    Vertrauensvoll umschlang Tabitha Colins Hüften, als er den Hengst tiefer in das Labyrinth des Waldes trieb. Das dichte Blätterdach, das sich wie der Brustkorb eines gewaltigen Drachens über ihnen wölbte, rief den Gedanken an ewiges Zwielicht in ihr wach. Die Hufschläge und die frustrierten Flüche ihrer Verfolger wurden leiser, lauter und dann wieder leiser, während Colin sie unbeirrt durch das Dickicht leitete. Lucy lag sicher in Tabithas Hand an Colins straffem Bauch.
    Beinahe hätte das Donnern des nahe gelegenen Wasserfalls das triumphierende Brüllen von einem von Brisbanes Männern beim Entdecken ihrer Spuren übertönt.
    »Duckt Euch!«, rief Colin, und Tabitha senkte gerade noch rechtzeitig den Kopf unter einem tief hängenden dicken Ast. Kühles Nass benetzte ihre Haut, als Colin seinen Hengst in die gähnende Öffnung der hinter dem rauschenden Wasser versteckten Höhle trieb.
    Sie hatte kaum Zeit, sich an das verschwommene Dunkel zu gewöhnen, als er schon vom Rücken seines Pferdes sprang und sie wortlos mit sich zog. Er nahm sie in die Arme, drückte sich mit dem Rücken gegen die Höhlenwand; das Tier blieb völlig reglos stehen, als hätte ein endlos geduldiger Herr ihm dieses Verhalten mühsam beigebracht.
    Tabitha hielt den Atem an, als zwei Männer so dicht vor der Öffnung der Höhle vorbeigingen, dass nicht einmal der Wasserfall ihr Schimpfen übertönte.

    »Der Bastard kann ja wohl unmöglich einfach so verschwinden.«
    »Hoffentlich nicht - denn wenn wir ohne ihn zurückkommen, schlägt der Herr uns dafür sicher die Köpfe ab.«
    Tabitha unterdrückte einen Schmerzensschrei, als Lucy ihre Krallen in ihrem Arm vergrub.
    Colin umfasste ihren Hinterkopf mit seiner breiten Hand und presste ihr Gesicht an seine Brust. Ihr erster absurder Gedanke, dass er überraschend zärtlich war, verflog, als sie erkannte, dass ein auch noch so leises Wimmern von ihr oder der Katze reichte, um sie Brisbanes Männern hilflos auszuliefern …
    Eigentlich sollte ihr angesichts dieser erzwungenen Intimität unbehaglich zumute sein. Stattdessen erschien es ihr wundervoll, von Colin umarmt zu werden, das mächtige Pochen seines Herzens direkt an ihrem Ohr. Seine drahtigen Haare kitzelten sie in der Nase, und beinahe hätte sie geniest. Sein muskulöser Körper wirkte wie aus Stahl geschmiedet - ein unerklärliches Verlangen wallte in Tabitha auf, und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie so richtig das Gefühl von Wärme, Liebe und Geborgenheit.
    Bis die drohenden Hufschläge verklangen, ohne dass Colin seine Haltung änderte.
    Behutsam umfasste er ihre Wange und rief die Ahnung einer subtileren Gefährdung in ihr wach. Doch die Warnung kam zu spät. Er brauchte nicht mal ihr Gesicht zu heben, damit sich ihr Mund seinen Lippen näherte. Denn er war bereits dort - prickelnd, feucht und, wenn auch

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