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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Maulwurf, der aus seinem Erdtunnel an die Oberfläche kam.

    Niemals hätte sie Colin glauben lassen dürfen, dass sie eine Diebin war. So bedachte er sie immer wieder mit argwöhnischen Blicken, als erwarte er, dass sie ihn im nächstbesten Unterholz überfallen und ihm das Amulett aus der Hose ziehen würde. Sie hoffte, seine Wachsamkeit ließe ein wenig nach, befände er sich erst wieder daheim. Ohne den Schutz des Amuletts wäre es sicher nur eine Frage der Zeit, bis sie irgendeinen geistesabwesenden Wunsch murmelte, der ihnen zum Verderben gereichte.
    Als Colin sich abermals zu ihr herumdrehte und sie stirnrunzelnd betrachtete, gingen die Nerven mit ihr durch. »Um Himmels willen, hören Sie endlich auf, mich derart wütend anzustarren. Ich bin eine Diebin, aber keine Raubmörderin. Ganz sicher habe ich nicht die Absicht …«
    Er hob einen Finger an seine Lippen. »Pst!«
    Erst jetzt wurde ihr klar, dass er gar nicht auf sie, sondern auf etwas hinter ihrer linken Schulter sah. Ihre Nackenhaare sträubten sich. Vor lauter Jammer über ihr eigenes Elend hatte sie beinahe vergessen, dass ihnen ein blutrünstiger Irrer mit seiner Armee von Strauchdieben dicht auf den Fersen folgte. Vielleicht war einer von Brisbanes Männern schlauer gewesen als gedacht, hockte genau in diesem Augenblick irgendwo im Gebüsch und richtete einen todbringenden Pfeil auf ihren Rücken. Bei diesem Gedanken entfuhr ihr ein leiser Schrei.
    Colin winkte sich zu sie heran und bot ihr seine Hand. Sie schob sich lautlos neben ihn, wobei sie erschüttert feststellte, dass sie sich bereits vollkommen auf das Versprechen seines muskulösen Körpers verließ, sie vor jedweder Katastrophe zu beschützen, die sie in diesem Jahrhundert heimsuchte.
    In dem Augenblick, in dem ihre Fingerspitzen sich berührten,
wurde hinter ihr das gefürchtete Rascheln laut - sie erstarrte und wartete ergeben auf den Pfeil in ihrem Rücken.
    »Lasst sofort ab von dieser holden Jungfrau, widerlicher Schurke, oder ich schneide Euch den Kopf ab und werfe ihn meinen Hunden zum Abendessen vor!«
    Tabitha wirbelte herum. Im ersten Augenblick dachte sie, sie hätte es mit dem Blechmann aus dem Zauberer von Oz zu tun; dann jedoch wurde ihr klar, dass der Mann, der aus den Büschen getreten war, von Kopf bis Fuß in einer Rüstung steckte. Sein Gesicht verbarg ein flaches Visier, das seine Stimme klingen ließ, als käme sie vom Grund einer Tunfischdose.
    Zum Teufel mit dem Feminismus, dachte sie, während sie sich instinktiv weiter hinter Colin schob. Und er enttäuschte sie tatsächlich nicht. Mit einem markerschütternden Brüllen warf er sich auf den Verfolger. Die beiden Männer gingen krachend zu Boden, wobei das Scheppern der Rüstung des Fremden Tabithas Ohren klingeln ließ. Mit verschlungenen Gliedmaßen rollten sie hin und her, bis sie einander, praktisch zu Tabithas Füßen, mit tödlichen Griffen umklammerten. Vor Entsetzen starr stellte sie fest, dass der Fremde Colins nackten Rücken zwischen seinen Kettenhandschuhen einklemmte.
    Aus Furcht, der Kerl bräche Colin das Rückgrat, riss sie ihm den Helm vom Kopf und zerrte an seinem blonden Haar.
    Der Fremde heulte schmerzerfüllt auf. »Bei allen Heiligen, Colin, befreie mich von dieser Furie, bevor sie mir die ganze Pracht ausgerissen hat!«
    Als ihr die Bedeutung der Worte klar wurde, erkannte Tabitha, dass das, was sie fälschlicherweise für bösartiges Knurren gehalten hatte, in Wirklichkeit Gelächter war und dass die prasselnden Hiebe der beiden Männer nicht todbringender
waren als ein freundschaftliches Ringen und kräftiges Rückenklopfen.
    Sie trat einen Schritt zurück und knetete ihre Hände, während sich die Herren lachend auf die Schenkel schlugen wie zwei betrunkene Mitglieder eines Studentenclubs bei einem Semesterabschlussfest.
    »Ich wüsste nicht, was an dieser Situation derart lustig ist«, sagte sie steif, wobei sie eisern ignorierte, wie attraktiv Colin war, wenn seine Augen vergnügt statt düster glitzerten. »Wissen Sie, ich habe eine Ausbildung in Selbstverteidigung gemacht. Wenn ich Ihrem Freund die Augen ausgekratzt oder ihm in die Eier getreten hätte, hätte sicher keiner von Ihnen beiden mehr gelacht.«
    »Das wäre wirklich tragisch gewesen«, pflichtete Colin ihr immer noch grinsend bei. »Denn Arjon legt auf seine Eier noch größeren Wert als auf sein Haar.«
    »Das liegt daran, dass meine Männlichkeit noch nicht geschrumpft ist«, erklärte der andere, während er wehmütig

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