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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Märtyrerkomplex«, sagte sie deshalb kühl.
    Arjon riss verständnislos die Augen auf. »An einem was?«
    »Einem Märtyrerkomplex. Manche Menschen, die von Schuld- oder Minderwertigkeitsgefühlen geplagt werden, fühlen sich immer wieder veranlasst, sich in lebensgefährliche Situationen zu begeben. Sie glauben, nur durch das allergrößte Opfer - nämlich ihr Leben - können sie ihren Wert unter Beweis stellen oder das, was sie vermeintlich verbrochen haben, wieder gutmachen.«
    Colins bitterböse Miene verriet ihr, dass sie anscheinend durchaus richtig mit ihrer Vermutung lag.
    Arjon jedoch sah sie grinsend an. »Schönheit und Intelligenz sind eine gefährliche Kombination bei einer Dame.«
    »Das stimmt«, pflichtete Colin ihm verhalten bei, wobei sein Blick auf ihre Lippen fiel. »Gefährlicher, als du dir vorstellen kannst.«
     
    Der Rest der Reise verlief überraschend angenehm. Arjon unterhielt sie mit unentwegtem Geplauder, und Colin ging bereitwillig auf seine drolligen Schilderungen ein, auch wenn er sich Tabitha gegenüber bestenfalls verhalten gab. Sie hatte den Verdacht, dass er bereits bedauerte, ihr gegenüber derart vertrauensselig gewesen zu sein und dass er nun versuchte, wieder Distanz zu schaffen zu der ihm im Grunde fremden Frau.
    Was nicht weiter schwierig war, da Arjon sie unbedingt bei sich mitreiten lassen wollte. Sein getupfter Wallach war weniger temperamentvoll als Colins Paradehengst, und als Tabitha
ihre Sorge geäußert hatte, ihrer beider Gewicht zusammen könnte für das Tier eine zu große Belastung sein, hatte Flenoy unbekümmert erwidert, die paar Kilo, die sie wöge, hielte sicher sogar eine Pferdefliege aus - eine Feststellung, auf die hin Colin sie beide mit einem weiteren bösen Blick bedachte.
    Arjons Galanterie schloss jedoch nicht Lucy mit ein. Jedes Mal, wenn er das Kätzchen auch nur ansah, brach er in lautes Niesen aus. Tabitha vermutete, dass sicher keine Allergie der Grund für seine roten Augen war. Ihr Onkel Sven litt ebenfalls unter einer ausgeprägten Katzenphobie. Zu Colins Verstimmung kletterte Lucy abermals in seinen Schoß.
    Als der Nachmittag allmählich in den Abend überging, kroch feuchter Nebel aus dem farnbewachsenen Unterholz, was selbst Arjons gute Laune langsam zermürbte. Unter dem schützenden Zweigen einer Ulme hielt Colin schließlich an, schälte sich aus seinem Umhang und gab ihn seinem Freund.
    »Wie aufmerksam von dir«, rief Arjon glücklich. »Ich hatte wirklich schon Sorge, mich zu verkühlen.«
    Colin sah ihn ungnädig an. »Der ist für die Dame und nicht für dich.«
    Arjon tat gekränkt und reichte Tabitha das wärmende Kleidungsstück; ehe sie jedoch Colin dafür danken konnte, trieb er, als spüre er den Nebel an seinem nackten Rücken nicht, sein Pferd bereits den steilen Pfad hinauf.
    Tabitha zog sich den Umhang über ihre Haare. Der männliche Duft nach Leder und Holzfeuer, der in der Wolle hing, wärmte sie mehr als die Dicke des Stoffs.
    Doch als sich das Zwielicht immer mehr verdunkelte, hielt nicht einmal mehr der Umhang die Feuchtigkeit von ihr ab; und als sie die Kuppe des Hügels endlich erreichten, zitterte sie am ganzen Leib.

    Colin war von seinem Pferd gestiegen, blickte hinunter in das weite Tal, und Arjon hielt seinen Wallach ganz in seiner Nähe an.
    Da sie ihre steifen Beine etwas bewegen wollte, glitt Tabitha ins Gras und blinzelte durch den Nebel in Richtung der geschwärzten Ruine auf der gegenüberliegenden Anhöhe. Vielleicht hatte Colin die Hoffnung aufgegeben, seine Burg noch heute zu erreichen und beschlossen, in dieser halb verkohlten Krypta Schutz zu suchen?
    Als keiner der beiden Männer das nachdenkliche Schweigen brach, tippte sie Colin an die Schulter. »Wo sind wir?« fragte sie.
    »Zu Hause«, lautete die heisere Erwiderung.

11
    Castle Raven, Rabenburg, war der passende Name für die Festung, die sich wie das Nest eines mystischen Vogels auf dem zerklüfteten Felsvorsprung erhob. Trotz ihrer beeindruckenden Größe hatte sie nichts mit dem Disneypalast aus Tabithas Vorstellung gemein. Aber schließlich musste Dornröschens hübsches Heim auch nie eine Brisbanesche Heimsuchung über sich ergehen lassen. Seine verschnörkelten Schutzwälle waren nie durch riesige, von Katapulten herauf geschleuderte Steinbrocken erschüttert, seine dünnen Wände nie von Flammen beleckt, seine mit Eisen beschlagenen Türen nie von den unnachgiebigen Stößen eines Rammbocks gesprengt worden.
    Als sie durch die Tore

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