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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zuvor bei einem Mann gelegen bist?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Was hätte ich denn machen sollen? Ein paar Takte von ›Die kleinen Freuden holder Jungfernschaft‹ singen? Dir in die Arme sinken und wimmern ›Bitte seien Sie gut zu mir, oh, edler Herr?‹« Von jäher Schüchternheit erfasst, fügte sie im Flüsterton hinzu: »Das warst du schließlich auch so.« Sie griff nach seiner Hand, doch er entzog sie ihr.
    Stirnrunzelnd erklärte sie: »Wirklich seltsam! Dein Gewissen scheint dir nicht weiter zu schaffen gemacht zu haben, als wir uns zum zweiten oder zum dritten oder zum vierten …
    »Hör auf!« Er sandte ihr einen beinahe treuherzigen
Blick. »Da war es sowieso zu spät und der Schaden bereits angerichtet.«
    Tabitha stieß einen entnervten Seufzer aus. »Wenn ich dir also gesagt hätte, dass ich noch Jungfrau war, hättest du mich nicht die ganze Nacht hindurch voll Leidenschaft geliebt?«
    »Doch!«, schnauzte er erbost, ehe er ebenso vehement »Nein!« brüllte und seine Schultern sinken ließ. »Ich weiß es nicht.« Hilflos sah er sie an. »Wie hätte ich denn wissen sollen, dass du noch eine Jungfrau warst? Du hast nicht dagegen protestiert, als ich dich auf mein Bett niederlegte. Offen und frei hast du über die Fleischeslust gesprochen. Du bist mit einer Gruppe Komödianten herumgereist. Und du bist eine Hexe«, fügte er hinzu und warf die Arme in die Luft.
    Mehrere Sekunden, nachdem er gesprochen hatte, hörte Tabitha nichts als ein leises Rauschen in den Ohren, und als sie schließlich antwortete, war ihre Stimme täuschend ruhig. »Ah, und Hexen lassen sich besonders leicht herumkriegen?«
    Er pikste sie mit einem Finger an. »O nein, mit dir ist es alles andere als leicht. Du bist eines der schwierigsten Weiber, denen ich jemals begegnet bin.« Verstimmt rieb er sich die Bartstoppeln an seinem Kinn. Offenbar war es sinnlos zu versuchen, mit ihr zu reden wie mit einem vernunftbegabten Menschen. »Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass Hexen große Freude daran haben, sterbliche Männer durch ihre sinnlichen Ränke zu versklaven.« Sein Blick war beinahe mitleidig. »Du kannst also nichts dafür, Mädel! Es liegt in deiner Natur.«
    Tabitha drapierte die Decke wie eine Robe um ihre Schultern und richtete sich zu ihrer ganzen Größe auf. Sie blieb auf der Matratze stehen, denn es bereitete ihr ein diebisches Vergnügen, von oben auf diesen Helden herabzusehen. »Du
hast vollkommen Recht, Colin«, antwortete sie. »Ich bin einfach eine der Schlampen, die von Satan auf die Erde geschickt wurden. Nun, da du mir die Freuden der Fleischeslust näher gebracht hast, freue ich mich schon darauf, die meisten meiner bisher einsamen Abende nackt um einen Scheiterhaufen herumzutanzen und mit Dämonen zu kopulieren, die gespaltene Hufe haben und riesige, buschige …«
    »Tabitha!«
    »Schwänze!« beendete sie ihren Satz, ehe sie von der Matratze sprang. Mit jedem ihrer Schritte drängte sie Colin dichter gegen den Herd, und mit jedem ihre Worte wurde ihre Stimme lauter. »Oder vielleicht lasse ich die Dämonen auch einfach weg und gehe mit dem nächsten heiligen, selbstgerechten Tugendbold von Ritter ins Bett, der versucht, mich zu verbrennen.« Sie blitzte ihn wütend an.
    Colin legte blinzelnd den Kopf auf die Seite. »Habe ich dich irgendwie beleidigt?«
    Sie kreischte vor Empörung auf, trommelte an seine Brust und drückte ihn unsanft gegen den Herd.
    Dann wirbelte Tabitha herum. Seine selbstgerechte Miene war einfach mehr, als sie ertrug. Vielleicht wäre ihr Abgang beeindruckender gewesen, wäre sie nicht über den Saum der Decke gestolpert und hätte sich an einen der Fensterläden klammern müssen, um nicht geradewegs auf die Nase zu fallen - nun richtete sie sich ohne große Würde wieder auf.
    Auch wenn sie es nicht wollte, verriet ihre Stimme Bitterkeit. »Hätte ich gewusst, dass mein Mangel an Erfahrung eine solche Enttäuschung für dich sein würde, dann hätte ich mir vorher Dutzende von Liebhabern zugelegt. Ich wäre einem Harem beigetreten und hätte meine Unschuld an eine ganze Horde schwitzender, stöhnender Ungläubiger verloren.« Unvergossene Tränen schnürten ihr die Kehle zu, als
sie ihr Gesicht an den Fensterladen lehnte und flüsterte: »Tut mir Leid, dass du der Erste warst.«
    »Mir nicht.« Colins Stimme war so leise, dass sie aus dem Nichts zu kommen schien. Seine Hände legten sich sanft auf ihre Schultern und zogen sie an seine Brust. »Oh, ich wünschte,

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