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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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und Colin waren ebenso allein wie letzte Nacht, vollkommen frei in dem, was sie empfanden.
    Als er sie wieder auf den Boden stellte, umklammerte sie die Decke und sein Knie, da ihre Beine zitterten.
    Er strich ihr über das wirre Haar und die Leidenschaft in seinem Blick wich einer warmen Zärtlichkeit. »Es wird alles gut werden, Mylady. Das schwöre ich!«
    Tabitha sah ihm noch lange hinterher. Bittersüße Sehnsucht schnürte ihr die Kehle zu. Falls er die Wahrheit gesprochen hatte, weshalb hatte dann sein Kuss so nach Abschied geschmeckt?
Tabitha und Chauncey hockten wie ein Paar schmollender Wasserspeier auf dem kleinen Vorplatz. Sie unterbrachen ihre gelangweilte Wache einzig, um böse Blicke auszutauschen oder ein Stück von dem Brot abzubeißen, das es zum Mittagessen gab. Die Zeit verging im Schneckentempo, und beide lauschten auf das langsame Ticken einer riesigen, unsichtbaren Uhr.
    Die Lady gähnte, und als Chauncey sich das hüftlange, kastanienbraune Haar zu kratzen begann, rückte sie mit der Überlegung, ob er vielleicht Läuse hatte und, falls ja, wie weit solche Tierchen wohl zu springen in der Lage waren, ein Stück von ihm ab.
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie auf die bleiche Sonne. Die Männer hatten sich vor weniger als zwei Stunden von ihnen verabschiedet und schon jetzt haperte es mit ihrer Geduld.
    Sie strich einen Brotkrümel von der zerknitterten Magwyn-Robe. »Sie könnten Tage brauchen, stimmt’s?«
    »Wochen«, lautete seine düstere Erwiderung.
    Sie blickte Chauncey an, und Chauncey blickte auf das Pferd, das an einen in der Nähe stehenden Baum gebunden war.
    »Im Grunde wollen Sie nicht hier mit mir herumsitzen, habe ich Recht?«
    »Nein, Mylady.«
    »Sie wollen Sir Arjon begleiten. Wollen ihm als Knappe dienen.«
    »Ja, Mylady.« Seine Miene wurde mit jeder Sekunde elender.
    »Aber Colin hat Ihnen befohlen, hier zu bleiben, und Sie tun immer, was Colin sagt.«
    Traurig nickte er mit dem Kopf. »Nun, da der alte Lord nicht mehr lebt, ist Sir Colin mein Herr.«

    »Also meiner ist er nicht!«, Tabitha erhob sich und ging entschlossen auf das Pferd zu. »Und falls er sich einbildet, dass ich den Rest meines Lebens damit zubringe, heulend an irgendwelchen Burgfenstern zu stehen und ihm nachzuwinken, wenn er losgaloppiert, um irgendwelche Heiden oder Brisbane oder einen Drachen zu köpfen - was er für seine Pflicht hält -, dann muss er noch eine Menge lernen. Und Tabitha Lennox ist genau die richtige Frau, ihm beizubringen, was eine moderne Partnerschaft bedeutet.« Sie blickte über ihre Schulter. »Wollen Sie nicht mitkommen?«
    Alarmiert sprang Chauncey auf. »Wir können es unmöglich wagen, Lord Colins Befehle zu missachten. Sein Wort ist für uns …«
    »Gesetz«, beendete Tabitha seufzend seinen Satz. »Aber das hier ist ein Gesetz, das ich zu brechen beabsichtige. Kennen Sie den Weg zu der Burg dieses MacDuff?«
    Chauncey nickte. Er war kreidebleich, sodass man seine Sommersprossen noch stärker als gewöhnlich sah.
    »Dann muss ich darauf bestehen, dass Sie mich begleiten.«
    Wieder warf er dem Pferd einen sehnsüchtigen Blick zu, und plötzlich enthielt seine Stimme eine Spur von Aufregung. »Wenn ich das tue, wird Lord Colin mich ganz sicher dafür strafen.«
    Sie kniff die Augen zusammen und senkte ihre Stimme auf ein bedrohliches Flüstern herab. »Und wenn Sie es nicht tun, werden Sie zusammen mit einer todunglücklichen Hexe hier festsitzen.«
    Nie zuvor hatte Tabitha einen Menschen mit ihrer Zauberkraft bedroht; doch ihr Schuldgefühl wich einer beinahe boshaften Freude, als der Junge nun eifrig aufsprang. Schließlich ermutigte sie ihn nur dazu, was er sowieso tun wollte, oder etwa nicht? Das konnte doch nicht weiter schlimm sein.

    Der junge Held stieg in den Sattel, und sie schwang sich hinter ihn. Als sie auf dem harten Leder landete, zuckte sie schmerzlich zusammen; aber die Wundheit zwischen ihren Beinen bekräftigte nur ihren Entschluss. Sie gehörte an Colins Seite und hatte die Absicht, es ihm zu beweisen. Selbst wenn es sie umbrächte.
    Nun, da Chauncey einmal begonnen hatte, sich seinem Herrn zu widersetzen, tat er es voller Begeisterung, und so wies er auf einen kaum erkennbaren Pfad im dichten Unterholz. »Ich weiß eine Abkürzung. Aber Lord Colin und meine Mutter dürfen nichts davon erfahren, dass ich regelmäßig auf dem Land des MacDuff herumschleiche - dort treffe ich nämlich eins der Milchmädchen des alten Tyrannen.«
     
    Und so

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