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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Applaus, als ein zwergwüchsiger Akrobat einen Purzelbaum über einem auf den Hinterbeinen über den Steinboden tänzelnden Frettchen schlug. Colin hegte bereits seit langem folgende Vermutung: MacDuff hielt Zwerge an seinem Hof, damit es immer jemanden gab, der kleiner war als er.
    Als hätte sein schlauer Gastgeber seinen spöttischen Gedankengang erahnt, blickte MacDuff ihn plötzlich an und hob seinen juwelenbesetzten Becher zu einem rätselhaften Toast: Brisbanes Abgesandter war kurz vor Beginn des Festmahls aufgetaucht, und Colin konnte sich lebhaft vorstellen, was für ein Gift der pockennarbige, schnauzbärtige Ritter in MacDuffs gespitzte Ohren träufelte.

    Sicher fände er früh genug heraus, ob sich das, was er dachte, als richtig erwies. Und zwar, wenn sich seine Verlobte zu ihm gesellen und er mit ihr gemeinsam durch die bewundernde Menge in Richtung ihres Ehrenplatzes auf dem Podium zu schreiten gezwungen war.
    Er hatte seine Augen wieder in die Höhe gewandt, als sich der gute Arjon neben ihn auf die Bank setzte. »Und, wartest du darauf, dass gleich alles über dir zusammenstürzt?«
    »Ein solches Glück ist mir ganz sicher nicht vergönnt.« Colin griff nach seinem Kelch, doch der war bereits leer.
    Sein Freund nahm einem vorbeigehenden Knappen einen gefüllten Krug ab und drückte ihn ihm in die Hand. »Glücklicherweise hast du den Frauen abgeschworen und nicht dem Alkohol!«
    Colin stöhnte schmerzlich auf. »Ich hätte weiter enthaltsam leben und Mönch werden sollen.« Er fing an, sich etwas einzuschenken, doch dann hob er schulterzuckend gleich den Krug an seinen Mund. »Oder Eunuch.«
    Arjon fuhr zusammen. »Ah, aber dann wären dir für alle Zeiten die zarten Freuden der Fleischeslust verwehrt. Auch so ein köstliches Fleisch wie das von Lady Tabitha«, gab er zu bedenken.
    Sein Freund kannte ihn so gut, dass Colin das nackte Verlangen in seinen Augen nicht vor ihm verbergen konnte. Also blickte er einfach wieder an die Decke und murmelte: »Was, im Namen des heiligen Andreas, treiben die beiden da oben nur? Reißen sie sich vielleicht gerade gegenseitig die Haare aus?«
    »So mörderisch, wie die Augen deiner Herzdame geblitzt haben, als sie dir auf die Schliche kam, vermute ich eher, sie reißt dir die Haare aus. Oder macht dich zu dem gehörnten Ochsen, für den sie dich ganz sicher hält.«

    Entsetzt sprang Colin von seinem Platz. »Allmächtiger, beinahe hätte ich Tabithas übersinnliche Fähigkeiten vergessen. Was, wenn sie Lyssa in eine Sumpfratte verwandelt?«
    Arjon packte ihn am Ellbogen und zog ihn wieder neben sich. »Würde dem verwöhnten Balg vollkommen recht geschehen!«
    Colin riss sich von ihm los, froh, endlich ein Ziel zu haben für seine Frustration. »Lyssa ist wirklich ein liebes Mädchen«, fauchte er. »Du magst sie nur deshalb nicht, weil sie anders als sämtliche sonstigen weiblichen Wesen deinen Reizen nie erlegen ist.«
    Der Normanne schnaubte verächtlich in seinen Kelch. »Lieber würde ich eine Kobra bezirzen als diesen Fratz.«
    Einige Minuten saßen sie in bösem Schweigen da, ehe Arjon Colin mit dem Ellbogen anstieß und erschauernd auf die Treppe wies. »Das ist ein Anblick, der einem Mann das Blut in den Adern gefrieren lässt«, murmelte er beinahe schadenfroh.
    Colin folgte dem Blick seines Freundes und entdeckte seine Geliebte und seine Verlobte, die, Arm in Arm, die verschiedenen Schöpfe einander freundlich zugeneigt, als tauschten sie lebenslang gehütete Geheimnisse aus, die Stufen heruntergeschwebt kamen. Und als hätte ihn dieses Bild nicht bereits genug erschüttert, brach auch noch eine der beiden in perlendes Gelächter aus, als die andere seinen Namen wisperte.

21
    Nie zuvor hatte Tabitha einen Mann derart elend erlebt, und nie zuvor hatte sie sich so an dem Unglück eines anderen geweidet.
    Colin saß an dem erhöhten Ehrentisch, gefangen zwischen seinem jovialen Gastgeber und der strahlenden zukünftigen Braut. Der Schatten eines Bartes, der auf seinen Wangen lag, vertiefte noch die Falten um seinen Mund. Seine Augen glühten gefährlich wie die eines durchgedrehten Hengstes, und trotz seines sorgsam im Nacken gebundenen Haars hatte er nie zuvor barbarischer gewirkt.
    Doch auch ihr selbst ging es nicht gerade blendend. Es tat einfach zu weh, die beiden eleganten dunklen Köpfe zusammen zu sehen. Augenscheinlich waren die beiden wie für einander geschaffen. Lyssandra besaß genau die Größe, um ergeben zu ihm aufzusehen.
    Seine

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