Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
die Vorstellung eines dunkelhaarigen Säuglings mit goldfarbenen Augen gemildert, der seine Ärmchen nach ihr ausstreckte.
    Vielleicht wäre sie in ihrer träumerischen Trance verblieben, hätte Arjon ihr nicht das gezuckerte Blütenblatt einer Rose in den halb offenen Mund gestopft.
    MacDuff gab immer noch nicht nach. »Dein Vater hatte mich darüber informiert, dass ihr beide auch an dem Abend, an dem du zu deinem lächerlichen« - er räusperte sich, als er daran dachte, dass alle ihm zuhörten - »deinem edlen Kreuzzug aufgebrochen bist, gestritten habt. Er hat dich angefleht, Lyssandra vor deiner Abreise zu heiraten. Wenn du seinen Wunsch erfüllt hättest, wäre er vielleicht nicht gestorben, ohne sich zuvor noch mit seinem einzigen Sohn zu versöhnen.«
    Colin knallte seinen Becher auf den Tisch. »Lyssandra war zu dem Zeitpunkt gerade mal elf Jahre alt.«
    »Beinahe zwölf. Alt genug, um ihr ein Baby in den Bauch zu pflanzen und meine Allianz mit deinem Vater zu festigen, ehe du dein Schwert dem Allmächtigen geopfert hast!«
    Colin erhob sich von seinem Platz, stützte beide Hände auf die Tischplatte und beugte sich MacDuff entgegen. Tabitha musste die Ohren spitzen, damit sie sein bedrohliches Knurren überhaupt verstand. »Und wenn ich es getan hätte, wäre mein Vater dann heute noch am Leben? Habt Ihr ihm Eure Männer zur Verstärkung geschickt, als Brisbane ihn angriff oder habt Ihr seinen Hilferuf einfach ignoriert?«

    MacDuff leckte sich betont genüsslich jeden seiner Finger ab und zog arglos seine dichten weißen Brauen hoch. »Hat Lyssandra dich denn nicht ins Bild gesetzt? Ich war mit dem gesamten Haushalt den Frühling über auf meiner Burg Arran. Erst nach unserer Rückkehr hierher haben wir erfahren, was vorgefallen war … natürlich, wie du sehr wohl weißt, zu spät!«
    Colin starrte ihn reglos an. Lyssandra zupfte ihn am Ärmel und schaute furchtbar unglücklich drein. »Papa sagt die Wahrheit, Colin. Deine Stiefmutter war mir eine teure Freundin. Ich habe tagelang geweint, als ich von ihrem Tod erfuhr.«
    Der Herr von Ravenshaw richtete sich auf und nahm sanft ihre Hand von seinem Arm. »Ist das der Grund, weshalb dein Vater den Abgesandten ihres Mörders an seinem Tisch empfängt?«
    Brisbanes gleichgesichtiger Ritter hatte dem gesamten Austausch vor freudiger Erwartung beinahe geifernd zugehört.
    In selbstgerechter Empörung blies MacDuff die roten Wangen auf. »Mit dem alten Streit zwischen dir und Lord Brisbane habe ich wohl kaum etwas zu tun.« Sein ätzender Ton verriet, dass er genau wusste, was die Ursache der alten Fehde war. »Wenn du erst einmal mit meiner Tochter verheiratet bist, mein Freund, dann hast du alles Recht der Welt, mir zu sagen, wen ich an meinem Hof empfangen oder gegen wen ich Krieg führen soll. Aber bis dahin werde ich mich abgeben, mit wem auch immer es mir gefällt, und werde töten , wer auch immer mir in die Quere kommt.« Er erhob sich und klatschte geräuschvoll. »Ich wünsche etwas Unterhaltung. Musik! Hier ist es langweilig wie in einem Grab.«
    Als die Pfeifenspieler ihre Instrumente an die Lippen hoben,
sank Colin auf seinen Platz zurück. Das Glitzern seiner Augen jedoch warnte MacDuff, dass dies kein Rückzug, sondern höchstens eine Pause in ihrer Auseinandersetzung darstellte. Mehrere der Speisenden, einschließlich MacDuffs und Brisbanes Abgesandten, fingen zu tanzen an, und so blieben die Übrigen in angespanntem Schweigen auf ihren Plätzen zurück.
    Arjon sah Tabitha unschuldig an und fragte mit einer Stimme, die laut genug war, um noch in ihrem Penthouse in der Fifth Avenue gehört zu werden: »Lady Tabitha, seid Ihr eine gute Sängerin?«
    »Nein!«, donnerte Colin entschieden, obgleich Lyssandras Augen freudig aufleuchteten.
    »Oh, bitte singt für uns, Tabby! Ich bin das Geplärr von Papas Barden so leid! Vielleicht könntet Ihr mir ja ein neues Lied beibringen.«
    »Da sei der Himmel vor!«, stellte Arjon trocken fest. »Das Gör hat schon immer gejault wie eine hungrige Katze.«
    Lyssandra schaute beleidigt drein. »Habt Ihr vergessen, Sir Arjon, dass ich auch wie eine Katze kratzen kann?«
    Er betastete sein Kinn. »Wie sollte ich, wenn mein Antlitz immer noch die Narben von Euren Klauen trägt?«
    »Ich hätte Euch besser gleich die Augen auskratzen sollen. Etwas Geringeres hättet Ihr für das Anzünden meines Zopfes nicht verdient.«
    »Kinder!« Colin starrte die beiden böse an. »Könnt ihr euch nicht vielleicht endlich auf

Weitere Kostenlose Bücher