Wilder Als Ein Traum
ihnen schlief man für gewöhnlich nackt.
Das Zimmer, das Colins Verlobte ihr zugewiesen hatte, war die Erfüllung sämtlicher Träume eines kleinen Mädchens, dachte Tabitha, während sie das Fenster öffnete und in die Dunkelheit hinausspähte. Es hätte sie nicht überrascht, wären plötzlich Rapunzel, Barbie und Traumprinz Ken in ihrem pinkfarbenen Kabriolett über die Zugbrücke gebraust.
Die kühle Brise fuhr durch ihre Ponyfransen. Sie war keine Jungfrau mehr und eine Prinzessin war sie nie gewesen, dachte sie betrübt. Sie hatte sich einfach getäuscht. Sie war Tabitha Lennox - weibliches Genie, Doktor der Informatik und Leiterin der Abteilung für virtuelle Realität des Lennox’-schen Imperiums. Sie gehörte nicht in dieses märchenhafte Königreich, sondern in ihr Penthouse. Dort sollte sie jetzt sitzen, an einem Espresso nippen, eine Jazz-CD hören und beobachten, wie der Regen an den smogverschmutzten Wohnzimmerfenstern abwärts rann.
Die Lady hob ihr Amulett ins Licht des Mondes und bewunderte die überirdische Schönheit des Smaragds. Ihr blieb
nichts weiter zu tun, als einen eleganten Abgang hinzulegen, und Colin und Lyssandra einer glücklichen Zukunft zu überlassen. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Eltern ihr verzeihen würden, wenn sie wieder in ihre eigene Zeit zurückkehrte. Sie hatte sie einfach ihrem Schicksal überlassen und war einem Traum nachgejagt. Einem Traum, der sich als ebenso närrisch wie flüchtig herausstellte …
Ob Colin wohl Bedauern oder Erleichterung empfände, wenn er entdeckte, dass sie endlich verschwunden war? Zumindest bliebe ihm die unangenehme Aufgabe erspart, seinen Federkiel zu spitzen und ihr einen netten Abschiedsbrief zu schreiben. Eines Tages könnte er vielleicht auf ihre gemeinsame Nacht zurückblicken wie auf einen schönen Traum - ohne Gewissensbisse und auch ohne Bitterkeit.
Tabitha umklammerte das Amulett und kniff die Augen zu. Ihre Lippen bewegten sich, aber sie brachte keinen Wunsch heraus; sie war so stumm wie all die Jahre vorher, als sie sämtliche Träume und Wünsche unterdrückt hatte.
Zitternd vor Enttäuschung öffnete sie die Augen wieder. Vielleicht wünschte sie sich die Rückkehr irgendwie nicht genug. Oder sie war einfach zu emotional, um tatsächlich ein Ende herbeizusehnen. Vielleicht kämen erst dann die rechten Worte, wenn sie Colin kühl die Hand schüttelte und ihm dafür dankte, dass er sie während ihres kurzen Besuchs in seiner Zeit beschützt hatte.
Morgen, dachte sie. Morgen würde sie sich ordnungsgemäß von Sir Colin von Ravenshaw verabschieden und systematisch nach dem Wunsch zu suchen beginnen, der sie wieder heim brächte.
Heim.
Als Tabitha in das große, leere Bett zurückkletterte, fragte sie sich, weshalb das Wort so mühsam über ihre Lippen kam.
Es war ein zauberhafter Traum.
Nicht einmal eine Spur wehmütiger Traurigkeit beeinträchtigte ihr spürbares Entzücken. Colin lag auf ihr - sein Atem umspielte ihren Hals und berauschte sie mit moschussüßem Hopfenduft, während seine warmen, feuchten Lippen über ihre Wangen strichen, ehe sie sich zu einem köstlichen Kuss mit ihrem Mund vereinigten. Stöhnend genoss sie seine ungezähmte Männlichkeit. Er war rau, wo sie sanft, hart, wo sie weich, salzig, wo sie süß war.
Sie streichelte seine muskulösen Unterarme, verzaubert von seiner drängenden Lust. Noch während er seine Zunge über ihre Schneidezähne gleiten ließ, schob er ihr Nachthemd über ihre Hüften, füllte seine schwieligen Hände mit ihren Brüsten und knetete sie sanft. Es war, als verspüre er eine schamlose Begierde nach ihrer weichen Haut, die sich niemals völlig stillen ließ.
Sie hatte kaum Zeit, die neue Liebkosung zu genießen, als er eine seiner Hände zwischen ihre Beine schob und mit seinen kreisenden Fingern eine wunderbare Reibung an ihrer Weiblichkeit erzeugte, aufgrund derer sich heißer Nektar aus ihrem Blütenkelch ergoss.
Ein wirklich süßer Traum.
Wenn …
Tabitha drehte ihren Kopf zur Seite und stieß einen Seufzer aus. Wenn es doch wahr wäre! Wenn Colin doch tatsächlich in ihren Armen läge! Wenn sie, ach, nur mehr als eine Nacht gehabt hätte, um ihm zu beweisen, dass keine zweite Frau, weder in diesem Jahrhundert noch in einem anderen, ihn so liebte wie sie.
Hoffentlich erwachte sie nicht vor dem geträumten Höhepunkt!
Von ihrer natürlichen Zurückhaltung befreit, spreizte sie
die Beine ohne jede Scham. Läge Colin wirklich in ihrem Bett, würde sie ihn
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