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Wilder Eukalyptus

Titel: Wilder Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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denn ahnen, dass er …« Sie brach in lautes Schluchzen aus. Es war offensichtlich, dass sie noch unter Schock stand. Craig brachte den Wagen sanft zum Stehen.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Gemma ängstlich.
    »Ich hole Ihnen von hinten eine Decke. Sie haben einen Schock erlitten und müssen sich warmhalten. Ich tue Ihnen nichts, okay?« Gleich darauf reichte Craig ihr eine Decke durch das Fenster, wobei er darauf achtete, Gemma nicht zu berühren.
    »Möchten Sie, dass ich jemanden verständige?«, fragte Craig, nachdem er wieder eingestiegen war.
    Gemma nickte. »Ja, Jess Rawlings.« Mit monotoner Stimme sagte sie die Nummer auf.
    Sie sah durch das Fenster, dankbar für die Decke, obwohl sie immer noch zitterte. Sie wandte den Kopf, als
Jess’ Stimme aus der Freisprechanlage knarzte, und lauschte Craigs sachlicher Zusammenfassung. Sie lehnte den Kopf an das Seitenfenster und dachte an das, was ihr widerfahren war.
    »Ich muss mich übergeben«, sagte sie plötzlich und stürzte aus dem Wagen. Craig stieg ebenfalls aus und hielt sich in ihrer Nähe, bevor er sie anschließend sicher zurückgeleitete.
    »Ich spüre ihn immer noch auf mir«, murmelte Gemma.
    »Dieses Gefühl kann noch eine Weile anhalten«, erklärte Craig sanft. »Es ist nicht ungewöhnlich, dass Gewaltopfer den Täter hinterher noch körperlich spüren. Aber das geht vorbei. Es dauert nur seine Zeit. Wer hat Sie so zugerichtet, Gemma?«
    »Jack. Jack Marshall. Er arbeitet seit ein paar Monaten für mich.«
    »Wann hat er Sie angegriffen?«
    »Was meinen Sie damit? Das war heute Abend, aber ich kann Ihnen keine genaue Uhrzeit sagen.«
    »Können Sie darüber sprechen, was passiert ist?«, fragte Craig behutsam.
    »Ich weiß nicht. Ich war in die Küche, um mir was zu trinken zu holen, und dann stand er plötzlich da. Er sagte ›Hallo, Gemma‹, und er … er hat sich in den Schritt gefasst. Mir war sofort klar, wie gefährlich die Situation ist. Ich wollte vor ihm fliehen, aber er war schneller. Er hat mich an den Haaren ins …«, Gemma holte zitternd Luft, »… Schlafzimmer gezerrt. Ich habe mich nach Leibeskräften gewehrt. Aber ich konnte ihn nicht … Ich konnte nicht …«

    Gemma brach in unkontrolliertes Schluchzen aus. Craig sagte nichts. Man konnte in der Ausbildung noch so gut vorbereitet werden, aber das ganze Wissen nützte einem nichts bei der Erstbefragung von Gewaltopfern. Craig hatte diese Situation bisher immer als schwierig empfunden. Die Demütigung in den Gesichtern der Opfer brach ihm jedes Mal fast das Herz.
    »Gemma, hat Jack Sie vergewaltigt? Es tut mir leid, aber ich muss Ihnen diese Frage stellen.«
    Gemma schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe mit der Pistole auf ihn gezielt«, sagte sie.
    Craig sah sie ungläubig an. »Sie haben was?«
    »Ich habe mit der Pistole auf ihn gezielt. Er hat mich aufs Bett geworfen und versucht, mein Nachthemd hochzuschieben … Ich habe ihn ins Handgelenk gebissen und dann …« Sie holte stockend Luft. »Seit Adam tot ist, habe ich mir angewöhnt, mit der Pistole unterm Kopfkissen zu schlafen. Ich habe nachts oft Angst. Das habe ich noch niemandem erzählt, aber ich hasse es, so ganz allein in dem großen Haus zu sein. Ich höre jedes Knacken und Knarren. Und manchmal bilde ich mir ein, Adams Schritte zu hören. Mit der Waffe fühle ich mich sicherer. Als ich die Waffe auf Jack gerichtet habe, hat er von mir abgelassen und die Flucht angetreten. In der Tür hat er sich nochmals kurz umgedreht und gesagt: ›Ist dir eigentlich jemals die Idee gekommen, dass man dich reinlegen will, Gemma Sinclair?‹ Dann war er weg.« Gemma zitterte jetzt so heftig, dass Craig beunruhigt war, aber er musste Jacks Bemerkung hinterfragen.
    »Was glauben Sie, was hat er damit gemeint?«, fragte er.

    »Woher zum Henker soll ich das wissen?«, schrie Gemma. »Seit letztem Jahr hat sich mein Leben in einen Haufen Mist verwandelt. Ich weiß einfach gar nichts mehr.«
    »Gemma, haben Sie Jack vielleicht getäuscht? Ist das der Grund, weshalb er Sie verprügelt hat?«
    Gemma starrte Craig an, und ihre aufkeimende Wut ließ sie die Schmerzen und ihr Elend kurz vergessen. »Nein, das habe ich sicher nicht. Ich nehme an, Ihre Frage bezieht sich auf die Viehdiebstähle, nicht wahr? Wie können Sie es wagen! Ich habe nichts damit zu tun. Das habe ich auch schon Ihrem Partner gesagt, und Ihnen sage ich es noch einmal: Ich bin nicht an der Sache beteiligt. Versuchen Sie nicht, meine Situation auszunutzen und mich

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