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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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was von ihr erwartet wurde. Sekretariatsaufgaben waren nur ein Teil ihres Jobs. Sie kniete sich vor ihren Boss, öffnete den Reißverschluss seiner Hose und griff nach seinem erigierten Schwanz, den sie erst liebevoll streichelte und dann in den Mund nahm. Michael bewegte sich nicht, überließ alles ihr. Er schloss die Augen, dachte an Jets und Geschwindigkeit und kam alsbald in ihrem Mund.
    Ingrid kehrte gleich darauf zu ihrem Platz zurück, Michael dagegen begab sich in die kleine Toilette, um sich zu säubern. Nach vollzogenem Sex war er äußerst penibel. Er brachte seine Kleidung in Ordnung, wusch sich die Hände, beschloss, seiner Sekretärin in Florida eine Kleinigkeit zu besorgen, ein Brillantarmband vielleicht, als über die Sprechanlage die Stimme des Kapitäns erklang: »Wir werden in wenigen Minuten landen, Sir.«
    Fallon stattete seiner Mutter einen Besuch ab.
     
    Auch wenn Michael nicht wusste, wer ihn gezeugt hatte, so wusste er zumindest, wo und wann es dazu gekommen war: im Flamingo Hotel, während der glanzvollen Eröffnung 1946 . »Geboren zur selben Zeit wie Vegas«, pflegte er sich zu brüsten. Geboren in den glorreichen Tagen von Gangstern wie Lucky Luciano, Meyer Lansky, Bugsy Siegel. Das waren noch Typen gewesen! Jeder, der was dagegen hatte, dass sie herkamen und mit dem Geld aus dem Drogenhandel mit Mexiko Casinos hochzogen und mit Heroin Millionen Dollar
verdienten, wurde entweder geschmiert, eingeschüchtert oder kaltgemacht. Gnadenlos! Bugsy Siegel hatte eigenhändig dreißig Mann getötet und von seinen Kumpanen zahllose andere Gegenspieler umbringen lassen, ohne je dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, weshalb er einen Mord, den er beging, nicht als Verbrechen ansah.
    Obwohl Michael ihn nie kennen gelernt hatte und Siegel kein Italiener war, bewunderte er ihn: Bugsy hatte mit eigenen Händen das Flamingo entworfen und gebaut. Gäbe es dieses Hotel nicht, gäbe es auch Fallon nicht.
    Als Zehnjähriger hatte Michael den Schmuck seiner Mutter durchgesehen, in der allerdings vergeblichen Hoffnung, etwas zu finden, was sich zu Geld machen ließ – lauter billiges Zeug –, und war dabei auf den Jeton gestoßen. Er ging zwar erst in die fünfte Klasse, wusste aber bereits um den Wert eines graugrünen Jetons. Jemand hatte seiner Mutter tausend Dollar geschenkt. Der Jeton stammte aus dem Flamingo und war mit Dezember 1946 gekennzeichnet, demnach eigens für die Eröffnung des neuen Kasinos angefertigt worden. Da seine Mutter ihn nicht eingelöst hatte, schien er ein Souvenir zu sein, wenn nicht gar eine Erinnerung an die Nacht, da sie mit einem der ganz großen Macker geschlafen hatte.
    Mit fünfzehn hatte er ein Buch über Lucky Luciano gelesen. Der war zwar ’ 46 nicht in Vegas gewesen, sondern versteckte sich damals in Cuba, aber Michael hing der Vorstellung nach, Luciano hätte sich rechtzeitig zur Eröffnung des Flamingo in die Vereinigten Staaten gemogelt und wäre lange genug geblieben, um eine kleine Kellnerin namens Lucy Fallon zu beglücken, ehe die Polizei ihn geschnappt und nach Italien abgeschoben hätte.
    Fallon hatte jeden Zeitungsbericht, den er über diese für ihn so schicksalhafte Casinoeröffnung fand, verschlungen. Ein Reporter hatte das Ereignis sogar als »protziges und opulentes
Begräbnis eines Oberganoven« beschrieben. Ironie des Schicksals, wenn man bedachte, dass Bugsy Siegel sieben Monate später am Fenster seines Hauses in Beverly Hills ermordet wurde, von einem Revolverhelden, der ihm einen derart gut gezielten Kopfschuss verpasste, dass die Polizei Bugsys rechten Augapfel erst fünfzehn Fuß weiter weg fand.
    Bugsys Freundin Virginia Hill, vom FBI als »geheimnisumwittertes Superweib« bezeichnet, hatte mit jedem Obermafioso geschlafen, ehe sie in Bugsys Bett gelandet war. Sie hatte auch als Namensgeberin für das Flamingo gedient – wegen ihrer langen Beine, auf die Siegel versessen war. Eine Frau mit Chuzpe. Als 1951 die Kefauver-Kommission in Vegas Jagd auf Schieber und Betrüger machte und Virginia Hill zu einer Vernehmung vorluden, in deren Verlauf der distinguierte Politiker sie nach dem Rezept für ihren Erfolg fragte, antwortete sie: »Senator, ich bin die beste Schwanzlutscherin, die es gibt.«
    Michael hatte sich eine Sammelmappe zugelegt, in der er alle Zeitungsartikel, die ihm über Gangster in die Hände kamen, aufbewahrte. Wer von ihnen mochte sein Vater sein? Die letzte Meldung, erst vor ein paar Wochen hinzugefügt, war ein Nachruf auf

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