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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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,Tanzen können wir nicht, und zum Pflügen ist es zu nass.' Das sagte mein Vater immer.“
    Lucifer stand vor dem Abhang, wo der Weg begann, blickte hinunter und sträubte sich, noch einen Schritt weiterzugehen.
    „Das nehme ich dir nicht übel“, sagte Ty beruhigend, „aber wir haben keine Wahl.“ Er verstärkte den Druck des Hackamore. „Los, du großer schwarzer Teufel. Beweise Janna, was für ein wohlerzogener Gentleman aus dir auf unserem gemeinsamen Spaziergang heute geworden ist.“
    Der Hengst hob jäh den Kopf, um sich gegen den unangenehmen Hackamore zu wehren, der ihn auf den gefährlich steilen Pfad nötigte. Donner krachte und rollte. Der Wind frischte auf und brachte den Geruch von Regen mit. Das Gewitter konnte jede Minute losbrechen.
    „Komm schon“, sagte Ty und zog am Führstrick, bis er den Druck nicht mehr verstärken konnte. „Wenn du glaubst, dieses kleine Wegstück sieht gefährlich aus, warte nur, bis der Regen kübelweise vom Himmel fällt und man mit den Wassermassen das Höllenfeuer löschen könnte. Wenn das geschieht, wollen wir längst über alle Berge sein.“ Lucifer legte die Ohren an. Er stemmte die Hufe auf den Boden und versuchte, das Maul mit Gewalt aus dem Hackamore zu reißen.
    „Deinen Erzeuger muss der Teufel persönlich geritten haben“, sagte Ty, ohne den ruhigen Klang seiner Stimme zu verlieren. „Los, mein Sohn. Du hast gehört, was die Dame gesagt hat. Das erste Stück ist am schwersten. Danach wird der Weg einfach. Das reinste Honigschlecken.“
    Lucifer legte die Ohren flach nach hinten an.
    Ty hatte die Wahl. Er konnte weiter Druck ausüben und hoffen, dass der Hengst irgendwann den Widerstand aufgab. Oder er zerrte, bis Janna zufällig ein Geräusch verursachte, das den Hengst erschreckte. Lucifer würde über die Kante stürzen, direkt auf Ty. Die dritte Möglichkeit war, den Hengst mit einem altbekannten Trick auf den Weg zu locken.
    „Janna, glaubst du, deine leichtfüßige Stute traut sich bergab über diesen Pfad?“
    „Ich weiß nicht. Einen Versuch ist es wert.“
    „Ruhig, mein Sohn“, sagte Ty und trat zu Lucifer. Er drückte auf das schwarze Maul des Hengstes und ließ ihn rückwärts gehen. „Wenn du nicht der Erste sein willst, musst du Platz machen und dir von deiner Herzdame zeigen lassen, wie einfach es geht.“
    Lucifer wich willig vom Weg zurück. Eine plötzliche Windböe brachte einen Vorgeschmack auf den kalten Regensturm. Der Hengst stellte die Ohren auf und schnaubte. Sein Überlebensinstinkt drängte ihn, Schutz zu suchen.
    Ty wickelte den Führstrick auf und befestigte die Rolle an Lucifers Hals. Auf diese Weise hatte er die Hände frei und verhinderte gleichzeitig, dass der Hengst sich in dem lose herabhängenden Riemen verhedderte. Dann führte er Lucifer zur Seite und machte Platz für Janna und Zebra. Als die Stute am richtigen Platz stand, den steil abwärts führenden Pfad direkt vor sich, schlug Janna sanft auf Zebras warme Flanke.
    „Ab mit dir“, sagte sie hoffnungsvoll.
    Zebra drehte den Kopf und sah Janna an.
    „Schschsch! Los jetzt, mein Mädchen. Lauf! Bis nach unten!“
    Die wilde Stute schüttelte den Kopf, als wollte sie sich von hartnäckigen Fliegen befreien. Entschlossen wich sie von der Kante zurück.
    „Verdammt“, sagte Ty. „Vielleicht wenn wir ... Janna, nein!“
    Es war zu spät. Janna war bereits um Zebra herumgesprungen und betrat selbst den abschüssigen Pfad. Sie tastete sich über Felsvorsprünge ein paar Schritte tiefer und fand einen verhältnismäßig sicheren Standort. Von dort rief sie die Stute.
    „Nein“, sagte Ty entschieden. „Geh nicht vor Zebra her. Wenn sie ausrutscht, rollt sie über dich weg und walzt dich platt!“
    „Ich halte mich seitwärts“, beruhigte ihn Janna, aber ihre Stimme verriet die Anspannung. Besser als er wusste sie, wie gefährlich der Platz auf der Talseite vor einem bergab gehenden Pferd war. „Los jetzt, Mädchen. Stell deine schwarzen Hufe in meine Richtung. Dann komm zu mir, Zebra. Komm.“
    Wie immer weckte sie mit lockendem Gemurmel und entgegengestreckten Händen die Neugier der Stute. Zebra trippelte bis an die Grenze der Hochfläche, wo der Pfad in die Tiefe stürzte. Den Hals ausgestreckt, mit bebenden Nüstern und aufgestellten Ohren, beugte sie sich zu Janna vor. Ihre Hufe blieben auf sicherem Grund.
    Ohne zu zögern, stieg Janna weiter abwärts. Als sie den nächsten einigermaßen sicheren Stand gefunden hatte, war sie über fünfzehn Meter

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