Wildes Liebesglück
erstaunte sie, dass er ihre Sprache sprach. Aber das konnte ihn seine Mutter gelehrt haben.
Sie wünschte, er wäre nicht so bald zurückgekehrt und sie hätte Zeit gehabt, ihre Lage zu erforschen. Sie wuss te nicht, ob sie von diesem Mann etwas zu fürchten hatte oder nicht. Er war ein angenehmer Anblick, und sie ertappte sich bei dem Wunsch, die Dinge wären anders verlaufen, was heißen würde, dass sie sich als seine Braut und nicht als seine Sklavin hier befände. Anselm war schuld daran, und dafür haßte sie ihn noch mehr.
»Was meint Ihr mit >in die Hand nehmen« fragte sie.
»Ich dulde keinen unbrauchbaren Besitz. Meine Sklaven verdienen sich auf die eine oder andere Weise ihren Lebensunterhalt, oder ich sehe zu, dass ich sie loswerde.«
Die Kälte seiner Stimme und die Herzlosigkeit seiner Worte sandten ihr einen Schauer über den Rücken. »Ihr würdet es wagen, mich zu verkaufen?«
»Wagen? Das klingt, als sei dies nicht mein Recht.«
»Ist es auch nicht!« fauchte sie, von seiner Dickköpfigkeit entnervt. »Ich sagte Euch doch, dass man mich nicht besitzt.«
»Odin steh mir bei! « stieß G arrick atemlos hervor und sah sie wild an. »Wenn Ihr nicht davon ablasst , Fräulein, zwingt Ihr mich, Euch das Gegenteil zu beweisen!«
Sie wollte schon fragen, wie, aber dann entschied sie hastig, es lieber nicht wissen zu wollen. Sie würde nicht nachgeben, aber da er bis jetzt keine Forderungen an sie stellte, konnte sie den Fall vorläufig auf sich beruhen lassen.
»Nun dann, Garrick Haardrad«, sagte sie abschließend.
Er sah sie argwöhnisch an und wuss te nicht, ob seine Drohung sie eingeschüchtert oder ob sie begriffen hatte, dass sie ihm zustand. Wenn er nicht so müde gewesen wäre, hätte er ihrem Hochmut Grenzen gesetzt. Diese Sklavin würde man zähmen müssen. Er merkte, dass ihm diese Vorstellung gefiel. Das erstaunte ihn. Es war lange her, seit er sich zum letzten Mal augenblicklich zu einer Frau hingezogen gefühlt hatte. Er fragte sich, was ihn mehr reizte - ihre Schönheit oder ihre stolze Herausforderung. Er wünschte fast, er wäre nicht so erschöpft. Aber das machte nichts. Er konnte warten. Wenn er bereit war, würde sie da sein.
»Ihr könnt weiterschlafen, Fräulein«, sagte er müde. »Wir können uns morgen über Euren Status unterhalten.«
Sie blickte verblüfft auf die Balkontür. »Aber es ist Morgen!«
»Nein, es ist mitten in der Nacht, Dirne, und ich habe meinen Schlaf bitter nötig.«
»Ich bin doch nicht blind, Wikinger«, erwiderte sie schroff. »Ich sehe, dass die Sonne scheint.«
Er wollte nicht mehr mit ihr streiten. Er zog die Hermelindecke zurück und legte sich unter sie. »Wir sind weit im Norden. Unser Sommer hat keine Nacht, wie Ihr sie kennt, und unser Winter hat keinen Tag.«
Jetzt fielen ihr Lektionen Wyndhams wieder ein. Er hatte ihr erzählt, dass hier die Sonne im Sommer nicht untergeht, aber im Winter nur wenige Stunden zu sehen ist, wenn überhaupt. Damals hatte sie geglaubt, das hätte er erfunden, um den Unterricht interessanter zu gestalten.
Sie sah Garrick an, der mit geschlossenen Augen auf dem Bett lag. »Und wo soll ich schlafen?«
Er antwortete, ohne auch nur die Augen zu öffnen. »Ich habe mein Bett noch nie mit jemandem geteilt, aber ich glaube, diesmal könnte ich eine Ausnahme machen.«
»Eure Großzügigkeit ist mir unangenehm!« gab sie zurück. »Ich werde nicht bei Euch schlafen.«
»Macht es Euch bequem, Fräulein. Aber ich schätze, der Fußboden wird nicht ganz nach Eurem Geschmack sein.«
Sie hielt den Fluch zurück, der schon auf ihren Lippen stand, und ging auf die Tür zu. Seine Stimme hielt sie auf.
»Ich habe Euch nicht gestattet, diesen Raum zu verlassen, Fräulein Brenna!«
Sie wirbelte herum. »Ihr gestattet? Ich frage nicht, was Ihr gestattet!«
Er stützte sich auf einem Ellbogen auf. »Nein, aber fortan werdet Ihr das tun!«
»Ihr unerträglicher Dummkopf!« fauchte sie erbost. »Ist denn kein Wort von dem, was ich gesagt habe, in Euer verwirrtes Hirn gedrungen? Was ich tue, lasse ich mir nicht von ... «
»Hör auf zu plappern, Mädchen! « befahl er. »Loki lacht sicher schon über die Parzen, die dich mir zugeführt haben. Du bist einem bedauerlichen Irrtum erlegen, wenn du glaubst, dass ich mein Bett mit dir teilen möchte, aber wenn ich heute nacht noch schlafen will, sehe ich keine andere Möglichkeit.«
Sie ließ ihm diese Beleidigung durchgehen. »Habt Ihr keine weiteren Räume in diesem
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