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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Was aber seine Person betrifft…
    – Ich kenne ihn, Herr Roderich.
    – Sie kennen ihn?«
    Ich erzählte, unter welchen Umständen ich auf der »Dorothea« mit Wilhelm Storitz zusammengekommen war, ohne seinen Namen zu kennen, wie dieser Deutsche während vier Tagen zwischen Budapest und Vukovár mein Reisegefährte gewesen, und daß er in dieser Stadt ausgestiegen sein mußte, nachdem er in Ragz nicht mehr an Bord gewesen war.
    »Und vor wenigen Tagen, fügte ich bei, sind wir – Hauptmann Haralan und ich – gelegentlich unseres Spazierganges an seinem Hause vorbeigekommen und ich habe Wilhelm Storitz in dem Augenblicke, da er auf die Straße trat, erkannt.
    – Man hat mir doch gesagt, daß er die Stadt vor einigen Wochen verlassen habe, bemerkte Dr. Roderich.
    – Man glaubte es und er muß auch abwesend gewesen sein, nachdem ihn Vidal in Budapest gesehen hat, mischte sich Hauptmann Haralan ein; sicher ist aber, daß er jetzt zurückgekehrt ist.«
    Die Stimme des Hauptmanns klang sehr erregt, aber der Doktor nahm wieder das Wort:
    »Ich habe Ihnen, Herr Vidal, über die pekuniären Verhältnisse dieses Mannes Auskunft gegeben; was aber seine Lebensweise anbelangt, kann niemand behaupten, dieselbe zu kennen. Sie ist ganz rätselhaft! Es scheint, als lebe dieser Mensch nicht wie andere Menschen.
    – Spielt nicht die Übertreibung dabei eine große Rolle? fragte ich den Doktor.
    – Etwas Übertreibung ist gewiß auch dabei, antwortete er. Aber er ist erblich belastet, gehört einer übel beleumundeten Familie an; auch sein Vater, Otto Storitz, gab zu den abenteuerlichsten Gerüchten Anlaß.
    – Die ihn überlebt haben, Doktor, wenn ich nach dem Zeitungsartikel urteile, den ich in Budapest gelesen. Es handelt sich um die Wiederkehr seines Todestages, der jedes Jahr in Spremberg, im Kirchhofe der Stadt, feierlich begangen wird. Wenn man dieser Zeitung Glauben schenken darf, hat die Zeit die abenteuerlichen Legenden, die Sie erwähnten, nicht zu unterdrücken vermocht. Der tote Gelehrte hat den lebenden Gelehrten beerbt. Er sei ein Zauberer gewesen, hieß es darin, welcher die Geheimnisse der Geisterwelt ergründet und über übernatürliche Gewalt verfügt hätte! Und jedes Jahr erwartet man – so scheint es – daß ein außerordentliches Ereignis sich an seinem Grabe abspielen müsse.
    – Nun also, Herr Vidal, fuhr der Doktor fort, es wird Sie daher nicht wundern, wenn, nachdem man sich derartiges in Spremberg erzählt, Wilhelm Storitz in Ragz als eine von Geheimnissen umgebene Persönlichkeit angesehen wird…. Das ist der Mann, welcher die Augen zu meiner Tochter erhoben hat und der – gestern die Kühnheit hatte, seine Werbung nochmals anzubringen!
    – Gestern? rief ich.
    – Gestern; es war der Zweck seines Besuches!
    – Und wenn er auch nicht das wäre, was er ist, sagte Hauptmann Haralan, so bleibt immer noch zu bedenken, daß er ein Preuße ist, was genügt, um eine Verbindung mit unserem Hause unmöglich zu machen.«
    Diese Worte waren der kurze Ausdruck jener durch die Tradition großgezogenen und instinktiv empfundenen Antipathie, welche die magyarische Rasse der germanischen gegenüber fühlt.
    »Das Ganze hat sich folgendermaßen abgespielt, sagte Dr. Roderich; es ist gut, wenn Ihr auch von allen Einzelheiten unterrichtet seid. Als mir Wilhelm Storitz angemeldet wurde, zögerte ich zunächst… ob ich ihn annehmen oder Beschäftigung vorschützen sollte.
    – Vielleicht wäre das letztere besser gewesen, Vater, sagte der Hauptmann; nach dem Mißerfolg seiner früheren Besuche hätte er verstehen müssen, daß er dieses Haus unter keinem Vorwand mehr betreten dürfe.
    – Vielleicht hast Du recht, sagte der Doktor, aber ich wollte ihn nicht zum Äußersten treiben und fürchtete einen möglichen Skandal…
    – Sei versichert, Vater, daß ich dem bald ein Ende gemacht hätte!
    – Ja, gerade weil ich Dich kenne, sagte der Doktor, indem er die Hand seines Sohnes faßte, gerade darum schien mir alle Vorsicht geboten… Und deshalb – was immer auch geschehen mag – beschwöre ich Dich bei Deiner Liebe zu Deiner Mutter, zu mir, zu Deiner Schwester, welche in eine sehr unangenehme Lage kommen würde, wenn ihr Name öffentlich genannt würde – wenn dieser Wilhelm Storitz einen Skandal provozieren sollte…«
    Obwohl ich Hauptmann Haralan erst seit kurzer Zeit kannte, so hielt ich ihn für einen sehr leicht erregbaren Charakter und bis zur Übertriebenheit empfindlich für alles, was die Ehre

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