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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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lezte Grenze selbst
    Belebter Schöpfung, wo der starre Boden
    Aufhört zu geben, raubt der Vögte Geiz –
    Die Herzen alle dieses biedern Volks
    |76| Erregt’ ich mit dem Stachel meiner Worte,
    Und unser sind sie all mit Herz und Mund.
     
    STAUFFACHER
    Großes habt ihr in kurzer Frist geleistet.
     
    MELCHTHAL
    Ich that noch mehr. Die beiden Vesten sind’s,
    Roßberg und Sarnen, die der Landmann fürchtet,
    Denn hinter ihren Felsenwällen schirmt
    Der Feind sich leicht und schädiget das Land.
    Mit eignen Augen wollt’ ich es erkunden,
    Ich war zu Sarnen und besah die Burg.
     
    STAUFFACHER
    Ihr wagtet euch bis in des Tigers Höhle?
     
    MELCHTHAL
    Ich war verkleidet dort in Pilgerstracht,
    Ich sah den Landvogt an der Tafel schwelgen –
    Urtheilt, ob ich mein Herz bezwingen kann.
    Ich sah den Feind und ich erschlug ihn nicht.
     
    STAUFFACHER
    Fürwahr das Glück war eurer Kühnheit hold.
     
    (Unterdessen sind die andern Landleute vorwärts gekommen, und nähern sich den beiden)
     
    |77| Doch jetzo sagt mir, wer die Freunde sind,
    Und die gerechten Männer, die euch folgten?
    Macht mich bekannt mit ihnen, daß wir uns
    Zutraulich nahen und die Herzen öffnen.
     
    MEIER
    Wer kennte Euch nicht, Herr, in den drey Landen?
    Ich bin der Mei’r von Sarnen, dieß hier ist
    Mein Schwestersohn, der Struth von Winkelried.
     
    STAUFFACHER
    Ihr nennt mir keinen unbekannten Nahmen.
    Ein Winkelried war’s, der den Drachen schlug
    Im Sumpf bei Weiler und sein Leben ließ
    In diesem Strauß.
     
    WINKELRIED
    Das war mein Ahn, Herr Werner.
     
    MELCHTHAL
(zeigt auf zwey Landleute)
    Die wohnen hinter’m Wald, sind Klosterleute
    Vom Engelberg   – Ihr werdet sie drum nicht
    Verachten, weil sie eigne Leute sind,
    Und nicht wie wir frei sitzen auf dem Erbe –
    Sie lieben ’s Land, sind sonst auch wohl berufen.
     
    |78| STAUFFACHER
(zu den beiden)
    Gebt mir die Hand. Es preise sich, wer keinem
    Mit seinem Leibe pflichtig ist auf Erden,
    Doch Redlichkeit gedeiht in jedem Stande.
     
    KONRAD HUNN
    Das ist Herr Reding, unser Altlandammann.
     
    MEIER
    Ich kenn’ ihn wohl. Er ist mein Widerpart,
    Der um ein altes Erbstück mit mir rechtet.
    – Herr Reding, wir sind Feinde vor Gericht,
    Hier sind wir einig.
    (schüttelt ihm die Hand)
     
    STAUFFACHER
    Das ist brav gesprochen.
     
    WINKELRIED
    Hört ihr? Sie kommen. Hört das Horn von Uri!
     
    (Rechts und links sieht man bewaffnete Männer mit Windlichtern die Felsen herabsteigen)
     
    AUF DER MAUER
    Seht! Steigt nicht selbst der fromme Diener Gottes,
    |79| Der würdge Pfarrer mit herab? Nicht scheut er
    Des Weges Mühen und das Grau’n der Nacht,
    Ein treuer Hirte für das Volk zu sorgen.
     
    BAUMGARTEN
    Der Sigrist folgt ihm und Herr Walther Fürst,
    Doch nicht den Tell erblick’ ich in der Menge.
     
    Walther Fürst, Rösselmann der Pfarrer, Petermann der Sigrist, Kuoni der Hirt, Werni der Jäger, Ruodi der Fischer und noch
     fünf andere Landleute, alle zusammen, drey und dreißig an der Zahl, treten vorwärts und stellen sich um das Feuer.
     
    WALTHER FÜRST
    So müssen wir auf unserm eignen Erb’
    Und väterlichen Boden uns verstohlen
    Zusammen schleichen wie die Mörder thun.
    Und bei der Nacht, die ihren schwarzen Mantel
    Nur dem Verbrechen und der sonnenscheuen
    Verschwörung leihet, unser gutes Recht
    Uns hohlen, das doch lauter ist und klar,
    Gleichwie der glanzvoll offne Schooß des Tages.
     
    |80| MELCHTHAL
    Laßt’s gut seyn. Was die dunkle Nacht gesponnen,
    Soll frey und fröhlich an das Licht der Sonnen.
     
    RÖSSELMANN
    Hört was mir Gott in’s Herz giebt Eidgenossen!
    Wir stehen hier statt einer Landsgemeinde,
    Und können gelten für ein ganzes Volk,
    So laßt uns tagen nach den alten Bräuchen
    Des Lands, wie wir’s in ruhigen Zeiten pflegen,
    Was ungesetzlich ist in der Versammlung,
    Entschuldige die Noth der Zeit. Doch Gott
    Ist überall, wo man das Recht verwaltet,
    Und unter seinem Himmel stehen wir.
     
    STAUFFACHER
    Wohl, laßt uns tagen nach der alten Sitte,
    Ist es gleich Nacht, so leuchtet unser Recht.
     
    MELCHTHAL
    Ist gleich die Zahl nicht voll, das Herz ist hier
    Des ganzen Volks, die Besten sind zugegen.
     
    |81| KONRAD HUNN
    Sind auch die alten Bücher nicht zur Hand,
    Sie sind in unsre Herzen eingeschrieben.
     
    RÖSSELMANN
    Wohlan, so sei der Ring sogleich gebildet,
    Man pflanze auf die Schwerter der Gewalt.
     
    AUF DER MAUER
    Der Landesammann nehme seinen Platz,
    Und seine Weibel stehen ihm zur Seite!
     
    SIGRIST
    Es

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