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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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euch.
     
    SIGRIST
    Und ihr seid ungerecht.
     
    MEIER
(auffahrend)
    Wir ungerecht! Das darf uns Uri bieten!
     
    REDING
    Bei eurem Eide! Ruh!
     
    MEIER
    Ja, wenn sich Schwytz
    Versteht mit Uri, müssen wir wohl schweigen.
     
    REDING
    Ich muß euch weisen vor der Landsgemeinde,
    Daß ihr mit heftgem Sinn den Frieden stört!
    Stehn wir nicht alle für dieselbe Sache?
     
    WINKELRIED
    Wenn wirs verschieben bis zum Fest des Herrn
    Dann bringts die Sitte mit, daß alle Sassen
    Dem Vogt Geschenke bringen auf das Schloß,
    So können zehen Männer oder zwölf
    Sich unverdächtig in der Burg versammeln,
    |99| Die führen heimlich spitzge Eisen mit,
    Die man geschwind kann an die Stäbe stecken,
    Denn niemand kommt mit Waffen in die Burg.
    Zunächst im Wald hält dann der große Haufe,
    Und wenn die andern glücklich sich des Thors
    Ermächtiget, so wird ein Horn geblasen,
    Und jene brechen aus dem Hinterhalt,
    So wird das Schloß mit leichter Arbeit unser.
     
    MELCHTHAL
    Den Roßberg übernehm ich zu ersteigen,
    Denn eine Dirn’ des Schlosses ist mir hold,
    Und leicht bethör ich sie, zum nächtlichen
    Besuch die schwanke Leiter mir zu reichen,
    Bin ich droben erst, zieh ich die Freunde nach.
     
    REDING
    Ist’s aller Wille, daß verschoben werde?
     
    (die Mehrheit erhebt die Hand)
     
    STAUFFACHER
(zählt die Stimmen)
    Es ist ein Mehr von zwanzig gegen zwölf!
     
    WALTHER FÜRST
    Wenn am bestimmten Tag die Burgen fallen,
    |100| So geben wir von einem Berg zum andern
    Das Zeichen mit dem Rauch, der Landsturm wird
    Aufgeboten, schnell, im Hauptort jedes Landes,
    Wenn dann die Vögte sehn der Waffen Ernst,
    Glaubt mir, sie werden sich des Streits begeben,
    Und gern ergreifen friedliches Geleit,
    Aus unsern Landesmarken zu entweichen.
     
    STAUFFACHER
    Nur mit dem Geßler fürcht ich schweren Stand,
    Furchtbar ist er mit Reisigen umgeben,
    Nicht ohne Blut räumt er das Feld, ja selbst
    Vertrieben bleibt er furchtbar noch dem Land,
    Schwer ists und fast gefährlich, ihn zu schonen.
     
    BAUMGARTEN
    Wo’s halsgefährlich ist, da stellt mich hin,
    Dem Tell verdank ich mein gerettet Leben,
    Gern schlag ichs in die Schanze für das Land,
    Mein’ Ehr hab ich beschüzt, mein Herz befriedigt.
     
    REDING
    Die Zeit bringt Rath. Erwartets in Geduld.
    |101| Man muß dem Augenblick auch was vertrauen.
    – Doch seht, indeß wir nächtlich hier noch tagen,
    Stellt auf den höchsten Bergen schon der Morgen
    Die glüh’nde Hochwacht aus – Kommt, laßt uns scheiden,
    Eh uns des Tages Leuchten überrascht.
     
    WALTHER FÜRST
    Sorgt nicht, die Nacht weicht langsam aus den Thälern.
     
    (Alle haben unwillkührlich die Hüte abgenommen und betrachten mit stiller Sammlung die Morgenröthe)
     
    RÖSSELMANN
    Bei diesem Licht, das uns zuerst begrüßt
    Von allen Völkern, die tief unter uns
    Schwerathmend wohnen in dem Qualm der Städte,
    Laßt uns den Eid des neuen Bundes schwören.
    – Wir wollen seyn ein einzig Volk von Brüdern,
    In keiner Noth uns trennen und Gefahr.
    (alle sprechen es nach mit erhobenen drei Fingern)
    –
Wir wollen frey seyn wie die Väter waren,
    Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.
    (wie oben)
    |102| – Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
    Und uns nicht förchten vor der Macht der Menschen.
    (wie oben. Die Landleute umarmen einander)
     
    STAUFFACHER
    Jezt gehe jeder seines Weges still
    Zu seiner Freundschaft und Genoßsame,
    Wer Hirt ist, wintre ruhig seine Heerde,
    Und werb’ im Stillen Freunde für den Bund,
    – Wa s noch bis dahin muß erduldet werden,
    Erduldets! Laßt die Rechnung der Tyrannen
    Anwachsen, bis Ein Tag die allgemeine
    Und die besondre Schuld auf einmal zahlt.
    Bezähme jeder die gerechte Wut,
    Und spare für das Ganze seine Rache,
    Denn Raub begeht am allgemeinen Gut,
    Wer selbst sich hilft in seiner eignen Sache.
     
    (Indem sie zu drei verschiednen Seiten in größter Ruhe abgehen, fällt das Orchester mit einem prachtvollen Schwung ein, die
     leere Scene bleibt noch eine Zeitlang offen und zeigt das Schauspiel der aufgehenden Sonne über den Eisgebirgen.[)]

DRITTER AUFZUG
    ERSTE SCENE
    Hof vor
TELLS
Hause. Er ist mit der Zimmeraxt,
HEDWIG
mit einer häußlichen Arbeit beschäftigt.
WALTHER
und
WILHELM
in der Tiefe spielen mit einer kleinen Armbrust.
     
    WALTHER
(singt)
    Mit dem Pfeil, dem Bogen,
    Durch Gebirg und Thal
    Kommt der Schütz gezogen
    Früh am Morgenstrahl.
     
    Wie im Reich der Lüfte
    König ist der Weih,–
    Durch Gebirg und Klüfte
    Herrscht der

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