Wilhelm Tell
Zürich bei Orell, Geßner und Compagnie erschien.
Das vielschichtige Personal des Schillerschen Schauspiels wird in diesem Glossar im Einzelnen nicht erläutert, da die großzügige
Mischung von historisch teilweise zwar belegbaren, aber doch in großer poetischer Freiheit gestalteten Personen mit rein fiktiven,
eher einem mythischen Bedürfnis entsprungenen Figuren biographischeDetails irrelevant werden lässt (z. B. taucht der Name „Geßler“ erst in späteren Fassungen der
Tell -
Sage auf). Tells Apfelschuss, der Geßlerhut und der Rütlischwur sind ohnehin legendenhafte Attribute des Schweizer Unabhängigkeitskampfes
gegen Österreich in den Jahren zwischen 1304 und 1308. Auch widerlegt Schillers oftmaliger anachronistischer Umgang mit Daten, Fakten und Ereignissen der Geschichte jegliche ernsthaft
historisierend-dokumentarische Absicht. Er will vielmehr Geschichte als eine idealisierte Anschauung menschlicher Verhältnisse
Ereignis werden lassen und behauptet einen poetisch-autonomen Wirklichkeitsstatus für seine Dichtung.
Geographische Begrifflichkeiten sind in der Regel über jedes einschlägige Atlaswerk zu ermitteln und nur dann in dieses Glossar
aufgenommen, wenn eine Bezeichnung unüblich geworden ist und der Verdeutlichung bedarf.
Acht:
im Gegensatz zum „Bann“, dem religionsrechtlichen Ausschluss aus der Gemeinde, die Rechtlosigkeitserklärung durch die weltliche
Gerichtsbarkeit
Adlers, des:
des Reichsadlers
Agnes:
die älteste Tochter Albrechts I. und Witwe des ungarischen Königs Andreas III.
Albrecht I. von Österreich (1255 – 1308):
der Sohn →Rudolphs von Habsburg wurde 1298 zum deutschen König gewählt
Alpentrift:
Trift = Alpenpfad bzw. Hochweide
Altlandammann:
der aus Altersgründen zurückgetretene →Landammann
Altvordern:
Vorfahren
Alzellen:
= Altzellen im Kanton Unterwalden
Alzeller, der:
hier: Konrad Baumgarten
Ammonshorn:
fossile spiralförmige Versteinerung
Anger:
Wiese
baar:
nackt, bloß
Bannberg:
Bannwald oberhalb von Altdorf
Bannerherr:
Adeliger, der ein →Lehen (Grundbesitz) mit eigener Gerichtsbarkeit besaß und der im Krieg berechtigt war, unter der Landesfahne
Soldaten zu befehligen
Bannes Fluch, des:
→Acht
Barmherzige Brüder:
Krankenpflegeorden; der 1540 in Portugal von Juan Ciudad gegründete Laienorden wurde erst 1586 als Mönchsorden anerkannt und
gehört zu den zahlreichen Anachronismen des Stücks
bedeutet ihn:
weist ihn weg
Berg, Zum schwarzen:
der Brünigpass
Biedermann:
rechtschaffener Mann; ohne abwertenden Nebensinn
biedern / biedre:
vertrauenswürdige
Blutbann:
die kaiserliche Gerichtsgewalt über Leben und Tod
Botensegel:
Botenschiff
Brauch, Nach ritterlichem:
im Zweikampf
Brautlauf:
Hochzeitszug
braver:
tapferer
Bühel:
Hügel
buhlen:
werben
Bund zum Bunde, der:
im Jahre 1389 mussten die Habsburger die Unabhängigkeit des 1291 von den drei → Waldstätten gegründeten und nach und nach
um Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern erweiterten „Ewigen Bundes“ anerkennen
Burgen sind erobert, Die:
hier: Roßberg und Sarnen im Kanton Unterwalden
Busen, Kein:
hier: keine Bucht
däuchten:
dünken
Dem Freund verboten und dem Feind erlaubt:
die Formel der Rechtlosigkeitserklärung (→Acht) sagt, dass der Geächtete von seinen Freunden nicht aufgenommen und von seinen
Feinden getötet werden darf
Ehewirth:
Ehemann
Ehni:
schweizerdt. für „Großvater“
Eidam:
Schwiegersohn; hier: Tell
entsteh’n:
fehlen, mangeln
fahen:
gefangen nehmen
Fahr:
poetische Form für „Gefahr“
Favenz:
600 Schweizer Söldner aus den Waldkantonen nahmen 1240 / 41 in Italien unter Friedrich II. bei der Eroberung von Faenza bei Ravenna teil
Fest des Herrn:
Weihnachten
Feuerwächter:
der Nachtwächter
Firn:
vorjähriger Schnee, der wie Glas glänzt; Gletschereis
Firnen, die roten:
die in der Abendsonne rötlich glänzenden Berggipfel
Fluh:
Felswand, Fels
Flurschütz:
Feldhüter
Frau zu Zürch, Der großen:
gemeint ist die Äbtissin des Fraumünsterklosters in Zürich, das 1524 aufgehoben wurde
Frohnvogt:
hier: Arbeitsaufseher
Fürsten seh ich, Die …:
Anspielung auf die späteren Schlachten bei Morgarten (1315) und bei Sempach (1386) gegen die Habsburger
Gählings:
jählings
gähstotzig:
(schweizerdt.) steil abfallend
Gebresten:
Kummer
geheim:
vertraut, verschwiegen
Geissel:
hier im Sinn von „Plage“, „Not“
gemehrt:
bereichert
Gemeine, das:
das
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