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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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sind die blutgen Helfer deines Mords?
     
    PARRICIDA
    Wohin die Rachegeister sie geführt,
    Ich sah sie seit der Unglücksthat nicht wieder.
     
    TELL
    Weißt du, daß dich die Acht verfolgt, daß du
    Dem Freund verboten und dem Feind erlaubt?
     
    |235| PARRICIDA
    Darum vermeid ich alle ofne Strassen,
    An keine Hütte wag ich anzupochen –
    Der Wüste kehr’ ich meine Schritte zu,
    Mein eignes Schreckniß irr ich durch die Berge,
    Und fahre schaudernd vor mir selbst zurück,
    Zeigt mir ein Bach mein unglückselig Bild.
    O wenn ihr Mitleid fühlt und Menschlichkeit –
    (fällt vor ihm nieder)
     
    TELL
(abgewendet)
    Steht auf! Steht auf!
     
    PARRICIDA
    Nicht bis ihr mir die Hand gereicht zur Hülfe.
     
    TELL
    Kann ich euch helfen? Kanns ein Mensch der Sünde?
    Doch stehet auf – Was ihr auch gräßliches
    Verübt   – Ihr seid ein Mensch   – Ich bin es auch –
    Vom Tell soll keiner ungetröstet scheiden –
    Was ich vermag, das will ich thun.
     
    |236| PARRICIDA
(aufspringend und seine Hand mit Heftigkeit ergreifend)
    O Tell!
    Ihr rettet meine Seele von Verzweiflung.
     
    TELL
    Laßt meine Hand los – Ihr müßt fort. Hier könnt
    Ihr unentdeckt nicht bleiben, könnt entdeckt
    Auf Schutz nicht rechnen – Wo gedenkt ihr hin?
    Wo hofft ihr Ruh zu finden?
     
    PARRICIDA
    Weiß ichs? Ach!
     
    TELL
    Hört was mir Gott ins Herz giebt – Ihr müßt fort
    Ins Land Italien, nach Sankt Peters Stadt,
    Dort werft ihr euch dem Papst zu Füssen, beichtet
    Ihm eure Schuld und löset eure Seele.
     
    PARRICIDA
    Wird er mich nicht dem Rächer überliefern?
     
    TELL
    Was er euch thut, das nehmet an von Gott.
     
    |237| PARRICIDA
    Wie komm’ ich in das unbekannte Land?
    Ich bin des Wegs nicht kundig, wage nicht
    Zu Wanderern die Schritte zu gesellen.
     
    TELL
    Den Weg will ich euch nennen, merket wohl!
    Ihr steigt hinauf, dem Strom der Reuß entgegen,
    Die wildes Laufes von dem Berge stürzt –
     
    PARRICIDA
(erschrickt)
    Seh ich die Reuß? Sie floß bei meiner That.
     
    TELL
    Am Abgrund geht der Weg und viele Kreutze
    Bezeichnen ihn, errichtet zum Gedächtniß
    Der Wanderer, die die Lawine begraben.
     
    PARRICIDA
    Ich fürchte nicht die Schrecken der Natur,
    Wenn ich des Herzens wilde Qualen zähme.
     
    TELL
    Vor jedem Kreutze fallet hin und büßet
    |238| Mit heissen Reuethränen eure Schuld –
    Und seid ihr glücklich durch die Schreckensstraße,
    Sendet der Berg nicht seine Windeswehen
    Auf euch herab von dem beeißten Joch,
    So kommt ihr auf die Brücke, welche stäubet.
    Wenn sie nicht einbricht unter eurer Schuld,
    Wenn ihr sie glücklich hinter euch gelassen,
    So reißt ein schwarzes Felsenthor sich auf,
    Kein Tag hats noch erhellt – da geht ihr durch,
    Es führt euch in ein heitres Thal der Freude –
    Doch schnellen Schritts müßt ihr vorüber eilen,
    Ihr dürft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt.
     
    PARRICIDA
    O Rudolph! Rudolph! Königlicher Ahn!
    So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden!
     
    TELL
    So immer steigend kommt ihr auf die Höhen
    Des Gotthardts, wo die ewgen Seen sind,
    Die von des Himmels Strömen selbst sich füllen.
    Dort nehmt ihr Abschied von der deutschen Erde,
    |239| Und muntern Laufs führt euch ein andrer Strom
    Ins Land Italien hinab, euch das gelobte –
    (Man hört den Kuhreihen von vielen Alphörnern geblasen)
    Ich höre Stimmen. Fort.
     
    HEDWIG
(eilt herein)
    Wo bist du Tell?
    Der Vater kommt! Es nahn in frohem Zug
    Die Eidgenossen alle –
     
    PARRICIDA
(verhüllt sich)
    Wehe mir!
    Ich darf nicht weilen bei den Glücklichen.
     
    TELL
    Geh liebes Weib. Erfrische diesen Mann,
    Belad’ ihn reich mit Gaben, denn sein Weg
    Ist weit und keine Herberg’ findet er.
    Eile! Sie nahn.
     
    HEDWIG
    Wer ist es?
     
    TELL
    Forsche nicht!
    |240| Und wenn er geht, so wende deine Augen,
    Daß sie nicht sehen, welchen Weg er wandelt!
     
    (Parricida geht auf den Tell zu mit einer raschen Bewegung, dieser aber bedeutet ihn mit der Hand und geht. Wenn beide zu
     verschiedenen Seiten abgegangen, verändert sich der Schauplatz, und man sieht in der

LETZTEN SCENE
    den ganzen Thalgrund vor Tells Wohnung, nebst den Anhöhen, welche ihn einschließen, mit Landleuten besetzt, welche sich zu
     einem Ganzen gruppiren. Andre kommen über einen hohen Steg, der über den Schächen führt, gezogen.
WALTHER FÜRST
mit den beiden Knaben,
MELCHTHAL
und
STAUFFACHER
kommen vorwärts, andre drängen nach; wie
TELL
heraustritt, empfangen ihn alle mit lautem Frohlocken)
     
    ALLE
    Es

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