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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
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Kleider stanken so entsetzlich, dass mein Magen Purzelbäume schlug. Aber ich rutschte trotzdem näher und kniete mich neben ihr verletztes Bein. Als ich ihr sagte, dass ich ihr die Hose abschneiden musste, nickte sie nur und stöhnte. Jez gab mir ihr Messer, und ich legte die Schusswunden frei. Sie waren zum großen Teil von einer Blutkruste überzogen, und das war auch der einzige Grund, weshalb Imelda noch am Leben war. Sonst wäre sie schon längst verblutet, trotz des alten Seils, das sie zum Abbinden benutzt hatte. Die Kugeln hatten höchstwahrscheinlich den Knochen zertrümmert.
    Behutsam streute ich die Heilkräuter auf die Wunden, genau so, wie Onkel Wilder Wolf es mir gezeigt hatte. Ich konzentrierte mich, hielt die Handflächen über das Bein und sprach dann die Zauberformeln in der uralten Sprache der Elfen.
    Die ganze Zeit über spürte ich Imelda Hydes eiskalten Blick auf mir ruhen. Sie war wie ein Waldhabicht und ließ mich keine Sekunde aus den Augen, sagte aber nichts. Vielleicht wusste sie noch aus der Zeit ihrer Ausbildung, dass der Heilungszauber am besten in völliger Stille durchgeführt wird.
    Ich legte die Hände auf die Wunden. Imelda zuckte zusammen und stöhnte leise. Die getrockneten Kräuter wurden feucht und warm unter meinen kribbelnden Fingern, und ich sprach die letzten Zauberformeln.
    »Das wär’s«, sagte ich. »Aber das ist das erste Mal, dass ich ein gebrochenes Bein heile, also weiß ich …«
    Imelda schwang das Bein in die Luft und beugte es, um sich die Wunden anzusehen. »Bei allen Teufeln, Kleiner, du hast es geschafft. Es hat geklappt, ich kann es spüren. Ha!« Sie sprang auf. »Du bist gut, Kleiner. Weißt du, ich hätte ja zu gern mit diesem ganzen Zauberkram weitergemacht, aber dein verrückter Onkel hat alle meine Bücher über Schwarze Magie verbrannt.«
    Sie klopfte sich den Staub von den Kleidern, schnappte sich meine Tasche und steckte das Blasrohr hinein. »Mein Bein hab ich wieder, und jetzt hole ich mir mein Eigentum zurück. Wo stehen eure Pferde? Die Gatlans haben mein Windpferd mitgehen lassen.«
    »Wir haben keine Pferde«, sagte Jez.
    »Lüg mich nicht an, natürlich habt ihr Pferde. Wie wärt ihr sonst hierhergekommen?«
    »Zu Fuß«, sagte ich. Hoffentlich war Thoryn schon wieder zurückgeflogen. Ich wollte nicht, dass er noch weiter in die ganze Sache verwickelt wurde.
    »Das werden wir ja sehen, nicht wahr? Los geht’s, vorwärts.« Und dann richtete sie ihre Waffe auf uns und scheuchte uns mit schnellen Schritten auf ihrem geheilten Bein vor sich her aus der Höhle.
    Draußen angekommen blinzelte ich in die gleißende Sonne, und das Herz wurde mir schwer. Thoryn lag wie ein kleiner Berg neben dem Höhleneingang und schlief. Sein stacheliger Rücken hob und senkte sich gleichmäßig.
    »Was, in Dreiteufels… ein Drache!« Instinktiv hob Imelda ihren Revolver.
    »Nein, nicht schießen!«, rief ich. »Also gut, ja, wir sind erst zu Fuß losgegangen, aber dann haben wir den Drachen getroffen, und er hat uns hierhergeflogen. Er heißt Thoryn.«
    »Ein Cowboy, der die Zauberkunst der Medizinmänner beherrscht und auf Donnerdrachen reiten kann, hmm?«, zischte Imelda spöttisch. »Du bist ja ein richtiges kleines Überraschungsei, Kleiner.« Sie ließ die Waffe sinken. »Wäre sowieso die reinste Verschwendung gewesen. Drachenhaut ist kugelsicher.«
    Sie packte Jez und stieß ihr den Revolver in den Rücken. »Also, passt auf, es läuft folgendermaßen – obwohl ich nie gedacht hätte, dass ich so etwas mal sage: Du weckst jetzt euren stacheligen Freund hier auf und sagst ihm, dass er uns zu den Gatlans fliegen soll. Aber ich warne dich. Die kleinste Dummheit, und deine kleine Freundin hat eine Kugel zwischen den Schulterblättern. Hast du das kapiert?«
    »Und wenn er sich weigert? Drachen fliegen nicht gern ins Landesinnere.«
    Ich merkte, dass Thoryn bereits unruhig wurde. Eine Rauchfahne stieg aus einem seiner riesigen Nasenlöcher auf, und er öffnete eines seiner gewaltigen gelben Augen.
    »Du musst eben dafür sorgen, dass das nicht passiert«, zischte Imelda. »In eurem eigenen Interesse.«

Kapitel Dreizehn Drachenritt
    Die Sonne sank tiefer und tiefer, während Imelda, Jez und ich ins Landesinnere flogen.
    Thoryn hatte die übelriechende Fremde auf seinem Rücken zwar misstrauisch beäugt, hatte sich aber dennoch bereit erklärt, uns einen letzten Gefallen zu tun und uns zur Gatlan-Ranch zu fliegen. Wenn er allerdings gewusst hätte, dass

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