Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
zur Wohnung seiner Großmutter auf, blieb aber draußen stehen und beobachtete, wie Will zu Aleesha Monroes Wohnung ging. Will spürte den stummen Vorwurf des Jungen in seinem Rücken brennen: Wo gehen Sie hin? Sie haben doch versprochen zu helfen.
    Will hatte den Schlüssel noch in seiner Westentasche. Er steckte ihn ins Schloss, drehte ihn und hörte die Verriegelung klacken. Er drehte den Knauf, aber die Tür öffnete sich nicht. Will gab bereitwillig zu - zumindest vor sich selbst -, dass er Schwierigkeiten hatte mit links und rechts, und das wurde noch schlimmer, wenn er müde war. Aber sogar er hatte schon genug Türen geöffnet, um zu wissen, in welche Richtung man den Schlüssel drehen musste, damit sie aufging. Er steckte den Schlüssel wieder ins Schloss und drehte in die andere Richtung. Wieder hörte er das Klacken, doch diesmal ließ sich die Tür öffnen.
    Die Wohnung vermittelte noch das gleiche Gefühl wie am Vormittag, als wäre etwas Schlimmes passiert. Er stand in der Tür, und nur das Licht vom Gang erhellte das Zimmer. Will entdeckte einen Blutstropfen auf dem Boden und kniete sich hin. Ohne nachzudenken, drückte er den Zeigefinger auf den Fleck, um zu prüfen, ob er trocken war oder nicht.
    Der Finger blieb sauber, aber Will hatte den Tropfen nicht bemerkt, als er an diesem Tag zum ersten Mal diese Wohnung betrat. Er schaltete das Licht an und dachte über das Schloss nach. Am Vormittag hatten Jasmine und Cedric diesen Lärm gemacht, als Will die Tür verschloss. Michael und er waren in raschem Tempo die Treppen hinuntergerannt. Vielleicht hatte Will nicht ganz zugeschlossen. In Eile war er auf jeden Fall gewesen.
    226
    Aber Will konnte sich daran erinnern, dass er die Tür verschlossen und auch das Einschnappen der Verriegelung gehört hatte.
    Er durchsuchte die Wohnung, um sicherzugehen, dass nichts fehlte. Aufgrund seiner Leseschwierigkeiten bezweifelte Will, dass er über ein fotografisches Gedächtnis verfügte, aber er konnte sich Szenen gut einprägen. Er wusste, wo Sachen gestanden hatten, und auch, wenn sich etwas nicht an seinem Platz befand.
    Trotzdem, irgendetwas stimmte nicht. Das Zimmer fühlte sich einfach anders an.
    Die Schublade mit dem Kleinkram sah genauso aus wie am Vormittag, der Schlüsselring lang noch immer unter ein paar Quittungen in einer Ecke. Will ging ihn durch, bis er einen kleineren Schlüssel fand, der aussah wie der Briefkastenschlüssel von Cedric. Jeder Polizist, der in dieses Gebäude kam, musste an den Briefkästen vorbei. Will übrigens auch, und er hatte sich nicht erkundigt, ob Monroe Post erhalten hatte. Allerdings war Will nicht derjenige, der in diesem Fall die Ermittlungen leitete. Da Michael Urlaub genommen hatte, war jetzt Leo Donnelly der Verantwortliche.
    Will achtete darauf, die Tür richtig zu verschließen, und kontrollierte noch zweimal nach, bevor er die Treppe wieder hinunterging. Wie so ziemlich jede Oberfläche in den Homes waren auch die Briefkästen mit Graffiti besprüht, und Will identifizierte Aleeshas Kasten anhand der obszönen Zeichnung, die darauf prangte.
    Er schob den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn unter Schwierigkeiten. Die Ursache des Problems entdeckte er, als die Tür aufging. Das kleine Kästchen war vollgestopft mit Post. Will nahm die Umschläge packenweise heraus und registrierte die Farben und grellen Logos. In dem ganzen Werbemüll steckte ein einfacher, weißer Umschlag. In der unteren Ecke war eine kleine Ausbuchtung zu erkennen, Will betastete sie mit den Fingern und vermutete, dass es sich um etwas Metallisches handelte, der Form nach vielleicht um ein Kreuz. Jemand hatte den Umschlag in einer schwungvollen Handschrift adressiert, die zu entziffern Will gar nicht erst versuchte.
    Er schaute auf seine Armbanduhr, schaute sie wirklich an, wie er es noch nie getan hatte, und nach einer Weile konnte er tatsächlich die Zeit ablesen. Es war fast Mitternacht. Angie würde wahrscheinlich bald von der Arbeit nach Hause kommen.
    Will saß auf Angies Vordertreppchen. Von dem harten Beton wurde ihm der Hintern taub. Er hatte keine Ahnung, wo sie steckte, und sein Handyakku hatte endgültig den Geist aufgegeben, so dass er nicht einmal genau wusste, wie spät es war.
    Er hatte das Handy nutzbringend verwendet, bevor es ihn im Stich ließ, hatte einen Kontaktmann bei der Polizei von Atlanta angerufen und dafür gesorgt, dass der Bericht über Jasmine Allison nicht einfach abgeheftet wurde wie die Tausende von

Weitere Kostenlose Bücher