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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ihre Worte aufzunehmen und sie dann zu Hause in aller Ruhe in den Computer zu tippen. Zwei Jahre zuvor hatte sie ihn dabei auf frischer Tat ertappt. Amanda ließ ihre Gespräche nicht gerne ohne ihre ausdrückliche Erlaubnis aufnehmen, und natürlich hatte sie angenommen, dass Will es mit hinterlistiger Absicht tat. Auf keinen Fall hatte er ihr von seinem Leseproblem erzählen wollen, und auch wenn er sich dazu hätte überwinden können, hätte Amanda ihn zum Nordpol geschickt, noch bevor er seine Schneeschuhe hätte anziehen können.
    »Nun gut«, sagte sie, »berichten Sie mir von Ihrem Fall.«
    Will gab ihr einen Überblick über das wenige, was er hatte. Er skizzierte die Fallakten der drei Mädchen, die er gefunden hatte, und sagte, er glaube, dass zwischen zweien eine Verbindung bestehe. Er berichtete ihr, dass er von Aleesha Monroe, der ermordeten Prostituierten, in den GBI-Tagesmeldungen gelesen habe, die kurz über im Bundesstaat verübte Verbrechen berichteten. Dem Dienstweg entsprechend habe er Lieutenant Ted Greer gebeten, an dem Fall mitarbeiten zu dürfen, und sei Michael Ormewood, dem Leiter der Ermittlungen, zugewiesen worden. Als er zu der Sache mit Ormewoods toter Nachbarin kam, unterbrach ihn Amanda.
    »Die Zunge wurde abgebissen?«
    »Ich bin mir nicht sicher, wie sie entfernt wurde«, antwortete Will. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie sich heute Morgen verspäten, hätte ich mir zuvor noch die Zeit nehmen können, mit dem Gerichtsmediziner über diesen Aspekt zu sprechen, um auf unser Treffen besser vorbereitet zu sein.«
    »Jammern Sie nicht, Dr. Trent. Das steht Ihnen nicht.« Ihre Stimme klang sanft und versöhnlich, aber an ihrem Lächeln merkte er, dass sie ihm einen Treffer zugestand. Dass er dieses Spiel überhaupt mitspielte, bedeutete, dass sie bereits gewonnen hatte.
    Amanda kehrte zu dem Fall zurück. »Bei den vorhergehenden Verbrechen wurden die Zungen nicht vom Tatort entfernt?«
    »Nein, Ma'am«, antwortete Will. Bei dem ersten Mädchen wurde die Zunge nicht völlig durchtrennt. Das zweite Mädchen hielt die ihre in der Hand, als es gefunden wurde, aber es war bereits zu spät, um noch etwas zu tun. Monroes Zunge lag auf der Treppe. Wahrscheinlich ausgespuckt. Cynthia Barretts Zunge wurde am Tatort nicht gefunden.«
    »Haben Sie das Barrett-Haus durchsucht?«
    »Das haben die Beamten des DeKalb County getan«, sagte Will. »Soweit mir bekannt ist, wurde nichts Ungewöhnliches gefunden.
    »Soweit Ihnen bekannt ist?«, wiederholte sie.
    »Ich wollte den Kollegen nicht auf die Zehen treten.«
    »Wahrscheinlich vernünftig«, gab Amanda zu. Das DeKalb County stand noch immer unter der strikten Kontrolle einer Handvoll Männer, die nicht wollten, dass der Staat - oder sonst jemand - sich bei ihnen einmischte. Sechs Jahre zuvor war der frisch gewählte Sheriff des County, Derwin Brown, in seiner Auffahrt erschossen worden, als er gerade Weihnachtsgeschenke aus dem Auto zu seinem Haus trug. Das Ganze war drei Tage vor seiner Vereidigung und offiziellen Amtseinführung passiert. Der scheidende Sheriff, Sidney Dorsey, hatte sich mit seinem Amtsverlust nicht abfinden können.
    Amanda holte eine Akte aus der obersten Schublade ihres Schreibtisches und schlug sie auf. »Was halten Sie von diesem Michael Timothy Ormewood?«
    »Ich habe mir noch keine Meinung gebildet«, antwortete Will, weil er davon ausging, dass sie, wenn sie sich Ormewoods Personalakte hatte bringen lassen, bereits mehr wusste als er.
    Sie las laut vor, während sie mit dem Finger die Zeilen entlangfuhr. »Kam aus der Army. Sechzehn Jahre bei der Polizei von Atlanta. Arbeitete sich hoch vom Streifenpolizisten zu seiner goldenen Marke. Neunundneunzig eine
    Anschuldigung wegen exzessiver Gewaltanwendung.« Sie tat den Vorwurf mit einer Handbewegung wie beim Masturbieren ab. »Ziemlich rasanter Aufstieg. Drogendezernat - nicht lange, war ihm wahrscheinlich zu langweilig -, Sitte und jetzt das Morddezernat. Keine Collegeausbildung.« Sie warf Will einen Blick zu. »Also spielen Sie sich ihm gegenüber nicht mit Ihrem Two-Egg-Abschluss auf, Dr. Trent.«
    »Ja, Ma'am.«
    Sie blätterte um. »Belobigung wegen Rettung eines Zivilisten. Sogar Sie haben so eine bekommen. Die werden verteilt wie Bonbons.« Sie klappte die Akte zu. »Ansonsten nichts Besonderes. Trägt beige und hält die Klappe.« Das war ein stehender Ausdruck, den sie für Polizisten benutzte, die ihre Arbeit taten und ansonsten auf ihre Pensionierung warteten,

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