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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ob die beiden sich immer noch trafen. Sie hatten ziemlich dicht beieinander gestanden, als er sie gestern im Korridor sah. Am Abend hatte Angie allerdings nicht gerade freundlich über Ormewood geredet, als Will sie nach ihm fragte. Will war sicher, würde sie noch mit ihm schlafen, dann hätte sie es ihm in diesem Augenblick gesagt. Vielleicht aber auch nicht. Zwei Jahre waren vergangen. Die längste Zeit, die er und Angie je verbracht hatten, ohne miteinander zu reden. Möglicherweise hatte sich einiges verändert. Nein, es änderte sich nie irgendwas.
    »Scheiße«, wiederholte Will. Er legte die Hände aufs Autodach und stützte die Stirn darauf. Was konnte er tun? Sie zur Rede stellen? Fordern, dass sie ihm sagte, was sie die letzten zwei Jahre getan hatte?
    Will ließ die Hände sinken und drehte sich um, als die Tür aufging. Ormewood ging, eine Hand in der Tasche, ein kleines Lächeln im Gesicht, über den Parkplatz. Er wirkte nun nicht mehr müde. Eigentlich sah der Mann sogar sehr erfreut aus. Wahrscheinlich war er auf seinem Weg mit den DNS-Proben ins Labor an Angies Schreibtisch vorbeigegangen. Vielleicht hatten sie in der Abstellkammer sogar eine schnelle Nummer geschoben, wer wusste das schon?
    »Sorry, dass es so lange gedauert hat«, sagte Michael und schloss das Auto auf. »Musste noch mit einem Mann wegen eines Hundes sprechen.«
    »Schon gut«, murmelte Will und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Er schaute aus dem Fenster und wartete, dass Michael ebenfalls einstieg und den Motor anließ. Wenn er die Zähne noch fester zusammengebissen hätte, wären sie ihm wohl aus dem Kiefer gebrochen.
    Michael stützte den Arm auf Wills Rückenlehne, als er rückwärts aus der Parklücke stieß. Dann legte er den Vorwärtsgang ein, fuhr aus der Garage und grüßte den Wachmann am Tor.
    »Was für ein beschissener Tag«, sagte er und setzte eine dunkle Sonnenbrille auf. »Haben Sie Kinder?«
    »Nein«, antwortete Will und erinnerte sich, dass Michael Ormewood ihn das nun schon zum zweiten Mal fragte. Vielleicht hatte Angie ihm erzählt, das Will keine Kinder haben wollte. Er stellte sich vor, wie sie und Ormewood im Bett lagen und sich in postkoitaler Glückseligkeit Geheimnisse anvertrauten. Würde Angie das tun? Würde sie Will derart verraten?
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was Phil im Augenblick denkt«, sagte Michael. »Sollte Tim je etwas passieren, würde ich mich fühlen, als hätte man mir das Herz aus der Brust gerissen. Er ist ein Teil von mir, verstehen Sie?«
    »Ja, das kann ich verstehen.«
    »Was ist mit einer Frau«, fragte Michael weiter. »Sind Sie verheiratet?«
    Will drehte sich zu ihm, versuchte herauszufinden, was Michael mit diesen Fragen beabsichtigte. »Nein«, sagte er. »Eine Freundin?«
    Will wurde langsam wütend, beherrschte sich aber. »Nein.«
    »Gina«, sagte Michael, scheinbar in Gedanken versunken. »Sie arbeitet im Piedmont in der Notaufnahme. Wie heißt es immer über Polizisten? Sie heiraten entweder Krankenschwestern oder Nutten?«
    In Anbetracht der Tatsache, dass Michael seine letzte Dienststelle unter ziemlich zweifelhaften Umständen verlassen hatte, fand Will es nicht ungefährlich, dass er Witze über Prostituierte riss.
    »Diese Polaski...«, er wollte etwas sagen, was ein Arschloch über Frauen sagen würde, »...sie ist ziemlich attraktiv.
    Michael schaute überrascht, als wäre ihm überhaupt noch nicht in den Sinn gekommen, dass Will einen Penis haben könnte. »Ja«, sagte er. »Hören Sie mal - so von Mann zu Mann -, ich würde die Finger von der lassen.«
    »Warum?«
    »Die hat's faustdick hinter den Ohren. Wenn Sie wissen, was ich meine. Sieht ja richtig süß aus, tatsächlich aber ist sie 'ne richtige Männerfresserin.«
    Will stützte den Ellbogen auf den Türgriff und sah aus dem Fenster.
    Also hatte er mit ihr geschlafen.
    Michael wechselte das Thema. »Tut mir leid, dass ich gestern irgendwie die Nerven verloren habe, als ich Cynthia sah. Ich bin ja jetzt schon eine ganze Weile im Morddezernat, aber man erwartet doch nicht, dass einem so was selbst passiert, dass man das Opfer persönlich kennt.«
    Will zählte die Telefonmasten und sah die Reklametafeln und Straßenschilder in einem Tempo an sich vorbeiziehen, dass sie für ihn nur verwischte Farbkleckse waren. »Ja.«
    »Eins kann ich Ihnen sagen, ich werde diesen Job nie mehr so machen können wie früher. Leute benachrichtigen, meine ich. Man sieht das in einem ganz anderen Licht, wenn man die

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