Willi von Bellden (German Edition)
nicht viel besser.
»Es wird Lilli sein, die sie mitnehmen«, sagte meine Angebetete leise.
Ich wusste zwar nicht, woher sie das wissen konnte, aber ich schob es einfach auf die weibliche Intuition, über die Anny immer redete, wenn sie etwas nicht erklären konnte.
Es traf genauso ein, wie Anka es vorausgesagt hatte. Die van Veens nahmen überglücklich Lissi und Lilli mit. Wenn ich berichten würde, dass unsere Töchter traurig und deprimiert Abschied von uns genommen hätten, dann würde ich glatt lügen. Lissi hatte Lilli von den van Veens erzählt und von all den Sachen, die sie ihr zugute hatten kommen lassen. Lilli staunte nicht schlecht und freute sich richtiggehend.
»Es ist nun an der Zeit, dass wir selbstständig werden, Mama und Papa! Seid nicht traurig, wir sehen uns bestimmt bald wieder«, sagte Lissi, während Lilli mit schief gelegtem Kopf neben ihr stand. Eine innige und herzliche Schleckerei folgte, ein paar Küsschen hier und da, danach sprangen sie fröhlich und ausgelassen in den geräumigen Wagen der van Veens.
Frau van Veen drückte Anny zum Abschied an ihre großmütterliche Brust. Sie versprach ihr, sich in den nächsten Tagen zu melden, um ihr über Maxi und Pippi, wie sie jetzt heißen sollten, Bericht zu erstatten. Als sie unter großem Winken davonfuhren, bekam ich zu Ohren, dass das Ehepaar van Veen eine herrliche Villa am Rande von Koblenz besaß. Sie waren Eigentümer einer großen Fabrik und dementsprechend betucht. Ich hoffte so sehr für meine Kleinen, dass sie es gut haben würden.
Seufzend und deprimiert ging ich wieder ins Haus, um die Mutter meiner Kinder zu trösten, vielleicht auch ein wenig mich selbst.
Paula kam sofort am nächsten Tag. Lange saß sie mit Selma, Anny und Tanner zusammen, doch alles, was sich aus diesem Gespräch ergab, war, dass man im Grunde nichts tun konnte, außer eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufzugeben. Da sich Toni aber auf einer Reise befand, über deren Verlauf er sich selbst nicht ganz im Klaren gewesen war, schmälerte das die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen und schnellen Aufklärung.
Nach einigen Überlegungen kamen alle zu dem Schluss, es wäre am besten, eine Vermisstenanzeige aufzugeben, gleichzeitig sollte Tanner sich jedoch selbst ein Bild der Lage machen, indem er nach Burgund fuhr. Da mein Herr und Gebieter sowieso vorgehabt hatte, einige Recherchen zu seinem neuen Buch anzustellen, kam ihm dieser Ausflug gerade gelegen. Am übernächsten Tag sollte es losgehen.
Es war ein komisches Gefühl, nur noch Oskar und Goldie bei uns zu haben. Zudem schienen die beiden ihre Gefühle für den doofen Köter entdeckt zu haben, denn sie lagen bei jeder Gelegenheit, die sich ihnen bot, einträchtig neben ihm in dem funkelnagelneuen Körbchen, das Anny speziell für diesen Waschlappen gekauft hatte. Seit er bei uns Einzug gehalten hatte, war alles anders geworden. Und nicht unbedingt sehr positiv, so viel steht fest.
Während Paula sich zum Gehen wandte, riefen Ida und Daniel an, um sich für den nächsten Tag anzukündigen. Auch das noch, dachte ich wehmütig. Dann war es aus mit der Familieneintracht. Anka, Goldie und Oskar würden wieder zwei Häuser nebenan wohnen, und ich wäre mit dem Köter allein. Es war unerhört, was die Zukunft mir zu bieten hatte. Der größte Teil der Schuld lag eindeutig bei Anny. Sie hatte schließlich diesen Tölpel angeschleppt!
Selma sowie ihre Tochter Anna Maria erwiesen sich als unproblematische Gäste; ich würde sie sogar als zuvorkommend und überaus nett beschreiben. Täglich bedachte Selma uns Hunde mit irgendeiner Überraschung. Einmal hatte sie einen Knochen für uns, dann leckere Biskuits oder Drops. Sie schmeckten alle. Zudem streichelte sie mich, wann immer ich Lust darauf verspürte. Um Anny ein bisschen eifersüchtig zu machen, wich ich ihr so manche Stunde nicht mehr von der Seite, was mir, wie beabsichtigt, die entrüsteten Blicke meines Frauchens einbrachte. Sollte sie ruhig leiden, ich musste es schließlich auch.
Anka lebte ihre Trauer vollends aus. Sie fraß kaum, hatte keine Lust, sich mit mir zu unterhalten, sondern wollte eigentlich nur in ihrem Körbchen liegen und an Lissi und Lilli denken, die jetzt Maxi und Pippi hießen.
So zog sich der Tag dahin, bis irgendwann am Nachmittag Ida und Daniel vor der Tür standen.
Mein Kopf sank mir bis zur Brust, und mein Herz wurde schwer wie Blei.
Sie setzten sich noch einen Augenblick, um die abenteuerliche Geschichte über
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