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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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gebrochen? Jetzt fehlt nur noch, dass mich jemand fragt, ob er mich beim Laufen stützen soll!«
    Ich war stinkwütend.
    »War nicht so gemeint ...«, raunte Basko versöhnlich und stupste mich mit seiner Schnauze an, »dachte doch nur ...«
    »Ja genau, du dachtest nur! Das ist es ja eben! Geh einfach deiner Wege, und lass mich gefälligst in Ruhe!«, raunte ich knurrend zurück, was meinen Freund dazu veranlasste, kopfschüttelnd einen Schritt nach rechts zu machen, um sich den anderen anzuschließen.
    So ging ich allein meiner Wege. Während die anderen die Dolmengräber besichtigten, lag ich im Schatten und hechelte mir die Zunge aus dem Leib. Irgendwie fühlte ich mich heute nicht so gut, bemerkte ich erschreckt. War Baskos Sorge um mein Wohlbefinden doch nicht aus der Luft gegriffen? Aber das konnte doch nicht sein, dass die ersten Alterserscheinungen einen von einer Sekunde auf die nächste trafen. Aber wie erklärte ich mir dann das ungewöhnliche Hecheln nach einem kleinen Spaziergang, der normalerweise ein Kinderspiel für mich darstellte? Seufzend legte ich meine Schnauze auf meine Pfoten und schloss kurz die Augen. Ich dachte an Churchill und seine Kinder, um die sich jetzt hoffentlich der Vater von Tanner kümmern würde. Anny hatte auch Corinna, einer langjährigen Freundin und ebenfalls Tiernärrin, wie immer genaue Anweisungen gegeben, und sie hatte versprochen, sich gut um die Pferde und ebenfalls um die jungen Kätzchen zu kümmern. Irgendwie freute ich mich schon darauf, sie alle wiederzusehen. Bestimmt waren die Kätzchen ordentlich gewachsen, wenn wir wieder nach Hause kamen. Gerade als ich mir vorstellte, wie wir zusammen in den Stall rannten, um die Kleinen endlich zu begutachten, meinte ich plötzlich ein Geräusch zu hören, das mich sofort innehalten ließ. Da war etwas, was ich nicht definieren konnte. Vielleicht war es ein Schrei gewesen, irgendetwas in weiter Ferne, was mich in eine ungeahnte Aufruhr versetzte und meinen Herzschlag beschleunigte. Merkwürdig, dachte ich, jetzt drehe ich vollkommen durch. Diese Stimme, wenn man von einer sprechen wollte, hatte sich verdammt nah und doch weit entfernt angehört. Abrupt schüttelte ich mich, horchte noch einmal in die Richtung, aus der dieser Schrei gekommen war, und beschloss nachzusehen. Meine Nase ganz am Boden, erschnüffelte ich die Spuren meiner Familie, die gerade eben noch hier entlanggegangen war. Um sicherzugehen, dass mir niemand folgte, schlich ich mich leise ein Stück weiter. Außer den bekannten Gerüchen vermischten sich noch einige von Menschen, die ich nicht kannte, sowie von einem weiblichen Fuchs, der wohl in dieser Gegend wunderbare Bedingungen zur Aufzucht vorfand. Nur unterhalb der Dolmen roch ich etwas Merkwürdiges, was genau das gleiche undefinierbare Gefühl auslöste wie schon zuvor. Es war ein leicht fauliger, ranziger Geruch, der nicht unbedingt auf Exkremente oder Verdorbenes zurückzuführen war, aber mich an ähnliche Dinge erinnerte. Sosehr ich mich auch anstrengte, ich kam einfach nicht dahinter, was es sein konnte. Obwohl ich noch minutenlang versuchte, meinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen oder gar eine Fährte zu entdecken, die mich diesem Mysterium näher kommen lassen würde, es war vergebens. Schließlich gab ich auf, tappte so unauffällig wie möglich zu den anderen zurück und legte mich genau dorthin, wo ich zuvor aufgestanden war und meine Träumereien unterbrochen hatte, um einer Fata Morgana zu folgen. Ich merkte schon selbst, wie seltsam ich in letzter Zeit dachte und handelte.
    Niemand muss es je erfahren, tröstete ich mich und schloss die Augen. Vielleicht brauchte ich einfach nur einmal Ruhe und Erholung. Die Ereignisse in den letzten Tagen hatten sich schließlich einmal wieder überschlagen, und jeder Tag hatte etwas Neues mit sich gebracht, auf das man sich hatte einstellen müssen. Zudem musste ich ständig meinem Ruf vorauseilen, mich im besten Licht präsentieren, nicht in Fettnäpfchen treten und mich auch sonst wie ein Gentleman benehmen. So etwas strengt ungemein an, wie ich feststellen musste.
    Wenn Oskar nicht kurze Zeit später eine der bunten Libellen angebellt hätte, wäre ich vermutlich eingeschlafen, aber er wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Anscheinend war er der Meinung, dieses grellbunte Insekt könne ihm gefährlich werden. Aber egal wie oft ich zu ihm rüberbellte, dieses Tier sei völlig ungefährlich, er wollte keine Belehrungen annehmen. Basko, Sammy

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