William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)
Freundin hier ist Nildani, die Himmelsblume«, stellte er sich und seine Begleiterin vor.
Rumalda kicherte leise: »Das erklärt, wieso du bei den Mädchenkleidern standest und eines nach dem anderen so kritisch b etrachtet hast. Weißt du was? Ich zeige deiner Begleiterin schon einmal die Ballkleider. Oliver bringt dich nach hinten und zeigt dir, wo du duschen kannst. Ich werde dir auch gleich saubere Kleidung bringen. Ihr zwei habt in den letzten Stunden sicher einiges durchgemacht.«
William folgte dem Kater, der ihm schnurrend das Badezimmer zeigte. Es sah zwar altmodisch aus, war aber in der Funktion hochmodern. William zog seine dreckigen Klamotten aus und der Hexenkater Oliver lief zurück in den Laden. Während er unter der Dusche stand, lauschte er den Gedanken von Nildani. Wenn er sich richtig auf sie konzentrierte, konnte er durch ihre Augen blicken. Er sah, wie das Fräulein Rumalda Kleider zusammenpackte, die aber nicht für Nildani zu sein schienen. Die Kleider sahen sehr schön aus, mit viel grün, rot und silbergoldenen Verzierungen. Sie nickte Nildani immer zu, was William völlig irritierte. Dann verschwand das Fräulein Rumalda auf einmal aus Nildanis Blickfeld.
Plötzlich klopfte es laut an der Tür und Rumalda rief von draußen: »Nicht erschrecken, ich bin es nur. Ich bringe dir deine neue Kleidung. Deine Begleiterin hat einen sehr guten Geschmack. Sie weiß genau, was sie will und scheint zu wissen, was dir steht. Ich habe dir auch frische Unterwäsche dazugelegt.«
William bedankte sich. Als er fünf Minuten später mit dem Duschen fertig war, zog er die neuen Sachen an. Sie waren sam tweich und mit goldenen und silbernen Stickereien verziert.
Er betrachtete sich in dem großen Wandspiegel und war erstaunt darüber, wie vornehm er nun aussah. » Die Sachen sehen toll aus. Sag mal, wie verständigst du dich mit ihr? Du sagst nicht ein Wort, auch nicht in Gedanken. Ich habe während des Duschens durch deine Augen geschaut. Fräulein Rumalda hat dir immer nur zugenickt. «
» Ich könnte durchaus reden. Jedoch ist es uns Fabelwesen verboten, dies im Beisein Fremder zu tun. Erst wenn unsere Begleiter elf Jahre alt sind, dürfen wir in der Öffentlichkeit sprechen. Wir müssen dabei bloß vorsichtig sein. Es ist schon zu oft passiert, dass normale Menschen ein Fabelwesen hörten und dachten, dass der Hund oder die Katze spräche. So etwas endete oft in einer Tragödie und bedeutete meist den Tod des Fabelwesens. Ich verständige mich mit ihr über Blicke und sie versteht sie sehr gut. Das Fräulein Rumalda scheint eine außergewöhnliche Hexe zu sein. «
» Ich verstehe. Wobei ich es schon schade finde. Ich hätte gerne mal deine richtige Stimme gehört «, erwiderte William etwas enttäuscht.
» Wenn wir wirklich alleine sind, werde ich mit dir sprechen. In der Schule darf ich reden. Ich muss ja den Meistern und Professoren dort antworten, wenn sie mir eine Frage stellen. «
William war nun fertig angezogen und bewunderte das neue Paar Schuhe. Sie passten perfekt zum restlichen Outfit. Zurück im Laden türmten sich bereits zwei riesige Klamottenstapel. Einer mit den Kleidern für William, wie Schuluniformen, Umhänge und Anzüge. Der Zweite war doppelt so hoch. Siebzehn Ballkleider lagen dort, und William war über die Menge nicht gerade erfreut. Er grummelte leise und fing an, eines nach dem anderen anzuprobieren. Jedes Mal musste er sich im Kreis drehen. William war das äußerst unangenehm und er war froh darüber, dass sich keine Kunden mehr im Laden befanden. Schließlich hatte Nildani sich sechs Ballkleider ausgesucht, dazu die passenden Schuhe und andere Dinge, die ein Mädchen so brauchte.
Während Rumalda noch einige kleine Änderungen an den Ballkleidern vornahm, fing William an, die Anzüge und Schuluniformen anzuprobieren.
Ein grauer Wolf kam aus dem Wohnbereich in den Laden gelaufen und setzte sich neben den Tresen. Er beobachtete William und seine Augen veränderten sich: Er erkannte das Drachenmal. Schließlich erblickte er auch seinen linken Oberarm und zuckte innerlich zusammen. Der Wolf stand sofort auf und lief zu seiner Besitzerin.
»Ah, Charly, auch wieder daheim?« Sie beugte sich vor und es sah so aus, als würde der Wolf ihr etwas ins Ohr flüstern. Danach schaute sie kurz zu ihren Gästen und nickte.
Unterdessen packte William alles ordentlich zusammen. Die vier Hosen, die etwas geändert werden mussten, legte er auf den Tresen und fragte: »Gibt es hier
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