Willkommen im Totenhaus
wenn alles okay war und die Sonne schien.
In dieser Nacht war es düster, feucht und dunstig. Ich kämpfte mich zwar nicht eben voran, aber Vergnügen bereitete mir das Laufen auch nicht gerade.
»Sie werden sie finden«, hatte man mir mit auf den Weg gegeben, und ich fand sie auch.
Auf einmal sah ich den klobigen Schatten, der über den Schilfgürtel hinwegragte. Die Hütte stand auf Stelzen, das wußte ich auch. Und eine Leiter führte an der Rückseite in die Höhe! Dann brauchte man nur eine Tür aufzustoßen und war drin.
Ich blieb stehen und holte mein Handy hervor. Es war nur zu hoffen, daß ich hier nicht in einem Frequenzloch stand, denn Suko wartete bestimmt auf meinen Anruf.
Der Verbindungsaufbau lief und lief und lief… aber es war kein Netz in der Nähe.
Die erste Schlappe.
Wütend ließ ich das Ding wieder verschwinden. Wir hatten zuvor nicht daran gedacht, daß wir uns in einer ziemlich einsamen Gegend aufhielten. Man konnte eben nicht aus jeder Ecke mit jedem telefonieren. Irgendwo mochte das auch gut sein, nur diesmal gefiel es mir nicht, weil mich in den letzten Sekunden dieses leicht bedrückende Gefühl überkommen hatte, eigentlich genau beim Anblick der Hütte. Das Gefühl war bis jetzt noch nicht verschwunden.
Es war beileibe kein sechster Sinn, aber es hatte mir schon oft geholfen. Eine innere Warnung, in der folgenden Zeit vorsichtig zu sein.
Auch in dieser Nacht verhielt ich mich nicht anders und wich von meinem ursprünglichen Plan ab, normal und schnell auf das Ziel zuzugehen. Ich wurde vorsichtig und verdoppelte dabei meine Aufmerksamkeit.
Die Hütte behielt ich im Blick. Sie war ein zentraler Punkt. Wenn etwas passierte oder sich etwas bewegte, dann nur in ihrer Nähe oder auf der Plattform selbst, denn sie gab es auch an der Rückseite, und zu ihr führte die I .euer hoch.
Die Taschenlampe leuchtete nicht mehr. Ich hatte sie in die rechte Tasche der nur nachlässig geschlossenen Lederjacke gesteckt. Darunter trug ich einen dunkelbraunen Pullover, dessen Ausschnitt der weiße Stoff des T-Shirts füllte.
An der Leiter bewegte sich nichts. Auch nicht auf der Plattform. Ich hörte keinen Igel durch das Laub huschen und sah auch kein Eichhörnchen, das an den Stämmen hochturnte. Die graue Dunkelheit hielt mich umfangen. Der vom See herantreibende Dunst wehte in sie hinein wie ein breites Fahnenmeer.
Sicherheitshalber ließ ich noch einige Sekunden verstreichen, bevor ich auf die Leiter zuging. Ich war allein, ich sah niemand und hatte trotzdem den Eindruck, nicht allein zu sein. Irgendwo wartete oder lauerte jemand.
Vor der schräg nach oben führenden Leiter blieb ich stehen. Sprossen und Haltebalken schimmerten naß, und das sicherlich schon ältere Holz sah mir nicht eben vertrauenerweckend aus.
Ich probierte die Festigkeit der Sprossen, indem ich mich mit den Händen abstützte. Das Holz schien zu halten. Dann machte ich mich an den Aufstieg.
Normalerweise eine leichte Sache, überhaupt kein Problem. Das wäre es auch nicht gewesen, hätte sich die Ahnung nicht verdichtet. Geräuschlos konnte ich nicht hochsteigen, aber man würde mich kaum hören können.
Froh, die schmalere Plattform an der Rückseite erreicht zu haben, ließ ich mich in die Hocke nieder. Warten, lauschen. Wenn sich jemand in meiner Nähe aufhielt, war er sicherlich nicht stumm.
Es blieb still, bis auf ein plötzliches Knacken.
Sofort stand ich unbeweglich!
Das Knacken hatte ich nicht abgegeben. Es war auch zu laut gewesen, um vom Holz selbst zu stammen, wenn es arbeitete. Es war ein Fremder gewesen, der nicht achtgegeben hatte.
Nicht unbedingt außen, auch innen!
Ich atmete durch die Nase ein und versuchte, mich so leise wie möglich zu bewegen. Es war ein Vorteil, weicheres Holz unter den Füßen zu haben. Die Planken waren schon alt und den Unbilden der Witterung ausgesetzt. Manchmal hatte ich den Eindruck, über einen dicken Schwamm zu gehen. Außerdem waren sie rutschig geworden.
Ich wollte auf der Plattform die Hütte einmal umrunden und hoffte, ein Fenster zu finden, das mir einen Blick in das Innere gestattete.
Leider hatte ich Pech. Zumindest an meiner Seite war keine Luke zu finden. Ich schlich weiter. Der Blick über den See hinweg interessierte mich dabei nicht. Er hätte auch nicht viel gebracht, denn auf der Oberfläche lag der Dunst in dicken, sich langsam bewegenden Wolken, als hätten sie sich am Wasser festgefressen.
Ab und zu erreichten kleine Wellen das Ufer. Sie brachten
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