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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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Dan?«
    »Eh – sag einfach Dan zu mir«, murmelt er, ergreift seinen Bierbecher und starrt die leere Bühne an. »Ich glaube, die Lichter gehen aus. Gleich geht’s los.«
    »Lüg nicht, Dan, hier ist es taghell. Keine Ausreden!«
    Tapfer ignoriert er meinen stechenden Blick.
    Am anderen Ende des Tisches schreit Bangers. »He, Windy, schieb mal die Chips rüber.«
    »Ah, Windy! Kein Wunder, dass du das nicht verraten wolltest. Leidest du an Blähungen?«, hänsele ich Dan. Er schneidet eine Grimasse, will antworten.
    Doch da mischt sich Johnno, der uns gegenübersitzt, ein. »Eh – nein, Lizzy, ich meine Milo. Wir nennen ihn Windy wegen dieser Kindersendung in den Siebzigerjahren, Camberwick Green. Da kam ein Müller vor, und der hieß Windy Miller. Dan Miller, alles klar?« Freundlich schaut er mich an, mit der Geduld eines Lehrers, der dem Klassentrottel etwas begreiflich machen möchte.
    »O ja«, stimme ich unschuldig zu, nippe an meinem Bier und vermeide es, in Dans Richtung zu schauen. Johnno scheint es gut zu meinen. Und was ist schon dabei, wenn neue Freunde ein bisschen herablassend miteinander umgehen? »Vielen Dank für die Erklärung.«
    »No problemo, Milo, kein Problem. Freut mich, wenn ich helfen kann.« Lässig zurückgelehnt, vertieft er sich in sein Thema. »Also, Paddy heißt so, weil er tatsächlich von der Grünen Insel stammt, auch unter der Bezeichnung Republik Irland bekannt. Und die Leute, die von dort kommen, nennt man Paddys oder Micks. Manche finden, das würde abwertend klingen und ...«
    »Johnno, alter Junge«, fällt Dan alias Windy ihm ins Wort, »bevor die Show anfängt, brauchen wir noch einen Pitcher Bier. Würdest du dich drum kümmern?«
    »No problemo, Windy, no problemo, überlass das meinen fähigen Händen«, sagt Johnno freundlich und steuert die Bar an.
    »Johnno ist ein netter Kerl«, versichert Dan und beobachtet, wie sein Kumpel prompt eine Konversation mit einer hochgewachsenen Brünetten anfängt, die wartend vor dem Tresen steht. »Und ein wirklich guter Spieler beim Rugby. Aber leider auch sterbenslangweilig.«
    »Sei nicht gemein«, ermahne ich ihn und lache. »Er möchte nur, dass ich mich bei euch wohlfühle. Er will nur nett sein.«
    »Ja, er will nur nett sein. Aber ich wünschte, er würde etwas weiter weg nett sein, weil ich mich nämlich richtig mit dir unterhalten will.« Dan grinst mich über seinen Plastikbecher an.
    »Ach, wirklich?«, frage ich und wende mich zu ihm. »Und worüber sollen wir uns richtig unterhalten? Über die Farbe der Rugby-Trikots in dieser Saison? Die Schiedsrichterentscheidungen in der Six Nations Championship ? In welcher Tonart man einen mitreißenden Fangesang anstimmen sollte?«
    »O Lizzy«, klagt er in gespieltem Ernst, »wie jeder weiß, spielt die Tonart keine Rolle. Nein, heute Abend müssen wir über dich reden.«
    »Was führst du im Schilde, du Irrer? Ich gebe dir die Chance, über Rugby zu diskutieren. Und du willst über mich reden? Was gibt’s da zu besprechen?«
    »Wo fangen wir an?« Dans funkelnde Augen strafen seinen
sachlichen Ton Lügen. »So viele Themen, so wenig Zeit.«
    »Was für Themen? Hast du schon wieder mit meiner Therapeutin geschwatzt, Dan Miller?«, spotte ich. »Sehr indiskret und unmoralisch.«
    »Nun, deiner Therapeutin, nämlich meiner rechthaberischen Schwester, verdanke ich interessante Enthüllungen über ihre beste Freundin.« Er grinst wieder.
    Plötzlich fühle ich mich paranoid. Was genau hat Lulu ihm erzählt? »So?«, frage ich vorsichtig. »Um welche Enthüllungen geht es denn?« Bitte, bitte, nicht um mein rein zufälliges Zölibat – ich hoffe, gewisse Dinge sind unter Freundinnen heilig. Nicht dass Dan keine Ahnung von meinem schon ewig lange währenden Single-Status hätte. Natürlich weiß er davon, weil ich ihn oft genug sehe, seit ich mein halbes Leben in dem Reihenhaus in Brixton verbringe, das er sich mit Lulu teilt. Aber es wäre mir lieber, er hätte – und alle anderen auch – den Eindruck gewonnen, ich würde hinter den Kulissen aufregende Eskapaden genießen.
    »Zum Beispiel um deinen Entschluss, euren gemeinsamen Mittwochabend aufzugeben und neue Abenteuer zu suchen. Das hat dich vermutlich hierhergeführt. Was ich wissen will, Lizzy Harrison – was für Abenteuer möchtest du bestehen? In Balham?« Allein schon der Gedanke erscheint ihm so absurd, dass er in seinen Bierbecher kichert.
    Das ärgert mich, denn wahrscheinlich hält er es für ein verrücktes

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