Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
schnell wieder ausziehen.«
Sekundenlang flackert die kleine Flamme in meinem Herzen, aber ich lösche sie, bevor sie höher emporlodern kann.
»Wenn du mich nächstes Mal mit Dessous verführen möchtest, solltest du vielleicht nicht deinen Manager beauftragen, welche zu kaufen. Baumwolle, zwei Nummern zu groß, ist nicht das Richtige für mich.«
»Was hat er getan? Oh, verdammt, Babe, das ist also der Grund! Hör mal, ich kaufe dir das ganze Sortiment von Agent Provocateur, wenn du deinen zauberhaften Körper sofort hierherbewegst. Bitte.«
»Nein«, entgegne ich. Ausnahmsweise gewinne ich in dieser komischen Beziehung die Oberhand – was sich seltsam anfühlt. »Diese Nacht will ich zu Hause verbringen, und jetzt ist es zu spät für die Fahrt zu dir. Morgen Abend sehen wir uns, okay?«
»Mein Gott, Lizzy, meinst du das ernst? Du kommst nicht zu mir?«
»Morgen, Randy. Gute Nacht.«
Ich drücke auf die Auflegen-Taste. Bevor ich die Post wegräume, trinke ich einen Schluck Tee.
Zwei Stunden später trifft eine SMS ein.
Ich will dich, ich vermisse dich, ich brauche dich. Was muss ich tun, damit du zu mir kommst, Babe?
Nun, ich glaube, ich habe meinen Standpunkt deutlich genug dargelegt. Dass er in dieser »Beziehung« nicht als Einziger das Sagen hat. Diese Situation kann ich meistern. Lizzy Harrison hat wieder alles unter Kontrolle.
Und so simse ich ihm, dass er mir ein Taxi schicken soll.
14
Letzten Endes bedarf es keiner besonderen Überredungskünste, damit Randy sich bereit erklärt, zusammen mit mir die Geburtstagsparty zu besuchen. Nicht einmal die grässlichen Unterhosen muss ich erwähnen. Erstaunlicherweise freut er sich sogar auf das gesellschaftliche Ereignis. In den Wochen unserer Scheinbeziehung hat er sich auf Therapien, sein Fitness-Training, das Schreiben von Sketchen und sein gesundes Leben konzentriert und allen Versuchungen widerstanden. Auf dem Küchentisch stapeln sich Einladungen. Aber er hat Bryans Assistentin beauftragt, alle abzulehnen.
Obwohl ich es nicht darauf anlege, im Rampenlicht zu stehen, blutet mir das Herz, denn Randy verzichtete auf Filmpremieren, Vernissagen und, was besonders schmerzlich ist, auf ein intimes Dinner zu sechst, an dem Johnny Depp teilgenommen hat. Johnny Depp! Leider kann ich es nicht ändern. Camillas Taktik zufolge müssen wir uns unauffällig verhalten; Essen gehen zu zweit, tagsüber Spaziergänge, Kinobesuche, gemütliche Abende zu Hause. Erst bei Randys Comeback anlässlich einer Benefizgala soll ein PR-Feuerwerk explodieren. Ich dachte, das würde ihm reichen. Aber da er Lulus und Dans Einladung so enthusiastisch
annimmt, versucht er, sich offenbar von Camillas kurzer Leine loszureißen.
Der Gedanke an eine richtige Party begeistert ihn so sehr, dass er beschließt, darüber mit mir in einem Restaurant in Primrose Hill zu diskutieren, statt zu Hause zu bleiben und Ninas Cordon-bleu-Spezialität zu essen, die im Kühlschrank liegt. Eine halbe Stunde lang bereitet er sich auf das Dinner vor, während ich im Wohnzimmer sitze und in der Hot Slebs blättere. Um Mascara und Lipgloss zu erneuern, habe ich nur zehn Minuten gebraucht. Ich glaube, ich bin noch nie mit einem Mann ausgegangen, der mehr Make-up aufträgt als ich. Und ich fühle mich ein bisschen irritiert, weil er mit Smoky Eyes auftaucht, die ich nie im Leben hinkriegen würde.
»Bist du fertig, Babe?«, fragt er und streckt eine Hand aus.
Trotz der Smoky Eyes ist er ziemlich schlicht gekleidet – Jeans, zerkratzte Stiefel, ein geripptes weißes T-Shirt, auf dem »Helmut Lang« steht. Neben ihm komme ich mir in meinem ärmellosen Gingan-Hemd, der abgeschnittenen Jeans und den flachen Ballerinas wie Doris Day vor, die mit einem Mitglied der Mötley Crüe essen geht. Ich rede mir ein, darin liegt der Sinn unserer Beziehung, und ich muss mich meines braven Looks nicht schämen. Aber als wir die Straße entlang zum Pub an der Ecke gehen, zerzause ich verstohlen mein Haar.
Ausnahmsweise verlangt Randy einen ruhigen Tisch in der Ecke, und die Stammgäste sind ohnehin an Promis gewöhnt und zucken kaum mit der Wimper. Die einzige Person, die das coole Personal jemals aus der Fassung brachte, war Madonna, die während ihrer Baskenmützenphase auf
ein Bier hereinkam. Während sie eine Stunde lang in Yoga-Pose auf einem Barhocker saß, wurde sie nicht weiter beachtet. Aber sobald sie verschwunden war, brach die Hölle los. Angeblich soll die Barkeeperin hinter der Theke in Ohnmacht
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