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Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Strecke bringen.«
    Wyatt stieß mit dem Lauf seiner Waffe auf eine Erhebung unter der Decke, Keplers Fuß. »Ich bin jetzt der Jäger, Kepler. Haben Sie das immer noch nicht verstanden?«
    Der Fuß zuckte kurz. »Ich bin ehrlich gesagt verwirrt. Warum nehmen Sie nicht einfach die Diamanten und verpissen sich, meinetwegen nach Übersee?«
    »Weil es mir hier gefällt.«
    »Oder tauchen Sie unter.«
    »Immer auf der Flucht? Sich immer umschauen müssen, ob man verfolgt wird ... für den Rest seines Lebens? Ich bitte Sie.«
    Kepler gestikulierte verärgert mit den Händen. »Momentan sitzen Sie am längeren Hebel, ich kann mich nicht verteidigen, warum, also, legen Sie mich nicht um?«
    »Das kann ja noch kommen.«
    »Im Ernst«, sagte Kepler, »ich will es wissen.«
    »Das Kopfgeld verträgt sich nun mal nicht mit meiner Arbeit. Ich möchte genau das machen, was ich vorher gemacht habe. Ich möchte mich frei bewegen können. Das kann ich nicht, solange der Auftrag noch steht und ich mich bei jedem Gauner, der mir über den Weg läuft, fragen muss, ob der sich was beweisen will, indem er mich über die Klinge springen lässt.«
    »Was, wenn ich den Auftrag nicht zurückziehe?«
    »Dann werde ich Sie umlegen. Vielleicht nicht sofort, vielleicht lasse ich Sie noch eine Weile schmoren. Aber ich werde Ihnen weiter in die Suppe spucken, so lange, bis Ihr Vertrauensbonus aufgebraucht ist, bis Sie am Boden sind.«
    »Das aber wäre keine Lösung für Ihr zentrales Problem, Wyatt.« Towns meldete sich zurück. »Der Auftrag existierte dann noch. Und die Organisation verfügt über große Ressourcen. Selbst wenn Sie uns alle drei umbrächten, wer auch immer an unsere Stelle rückt, früher oder später wird er Sie finden.« Wyatt ignorierte Towns. Sein Blick ruhte auf Kepler. Der Verlauf der Unterhaltung war für ihn keine Überraschung.
    »Hören Sie überhaupt zu?«, fragte Kepler. »Und was Ihre Verhandlungsposition anbelangt ... Ihr Vorschlag ist einen Scheiß wert. Warum sollten wir darauf eingehen? Es reicht nicht, uns zu versichern, sich nicht mehr in unsere Belange mischen zu wollen. Da müssen Sie schon Überzeugenderes vorlegen.«
    Wyatt schien darüber nachzudenken. Kepler beobachtete ihn. »Ich könnte Ihnen anbieten, für uns zu arbeiten. Für einen Mann mit Ihren Fähigkeiten haben wir immer Bedarf.«
    »Sie scherzen.« Wyatt wusste, was es hieß, für Kepler zu arbeiten. In den Gefängnissen saßen etliche gute Profis, die dem Syndikat auf den Leim gekrochen waren. Oberflächlich betrachtet klang das Angebot der Organisation verlockend. Man würde sich einfach um alles kümmern: Lagepläne, Ausrüstung, Nachschub, selbst um Videobänder vom Einsatzort, wenn gewünscht. Hinterher würde man die gestohlenen Diamanten, Bilder, Goldbarren oder Reiseschecks an den Mann bringen, das Geld waschen, also alle Risiken tragen, damit derjenige, der den Job ausführte, nicht Gefahr lief, über den Tisch gezogen zu werden oder verdeckten Ermittlern in die Falle zu tappen. Der Haken an der Sache, gehörte man erst mal zum Syndikat, arbeitete man rund um die Uhr. Man bekam aber nur einen Hungerlohn verglichen mit dem Aufwand und den Fähigkeiten, die notwendig waren. Wenn man Glück hatte, verdiente man an jedem gestohlenen Dollar zehn Cent, den Rest sackte die Organisation ein. Wenn man Pech hatte und geschnappt wurde oder unter dem Arbeitsdruck zusammenbrach, war man völlig auf sich allein gestellt.
    Nein danke. Wann auch immer Wyatt etwas zu Geld machen musste, er hatte stets gute Leute bei der Hand, unabhängige Mittelsmänner, die den Wert seiner Arbeit zu schätzen wussten und entsprechend zahlten.
    »Sie begehen gerade einen großen Fehler«, sagte Kepler.
    Wyatt schüttelte den Kopf.
    »Also gut«, Kepler schob die Bettdecke hinunter bis zur Taille, »worauf warten Sie? Knallen Sie mich ab.«
    »Halten Sie Ihre Klappe, Kepler. Ich sollte Ihnen doch etwas Überzeugenderes bieten ... kein Problem. Sie strecken Ihre Fühler Richtung Victoria aus, richtig?«
    Keplers spöttischer Gesichtsausdruck verflüchtigte sich. »Wir säßen längst drin, wenn Sie uns nicht daran gehindert — «
    »Vergessen Sie das jetzt mal«, fiel ihm Wyatt ins Wort. »Sagt Ihnen der Name Mesic etwas?«
    Kepler witterte eine Falle und fixierte Wyatt. »Gestohlene Wagen?«
    »Vor kurzem verstarb Karl Mesic. Sein ältester Sohn hat ehrgeizige Pläne, will in eine andere Liga. Das stößt auf Widerspruch beim Rest der Familie. So sind sie momentan

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