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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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gleichzeitig.
    Es war ein Clown zu sehen, der in typischem Clownskostüm, mit großer, roter Nase, weißem Gesicht, hoch gemalten Augenbrauen und Lockenperücke wie ein Metronom von links nach rechts pendelte und immer wenn er in der Mitte war, ein Wort sagte, das sich auf das vorhergehende entweder reimte, oder ähnlich klang.
    Eck --- Keck --- Dreck --- Scheck --- Heck --- Zweck --- Fleck --- Leck--- Leg --- Steg --- Weg --- Wog --- Log --- Trog --- Bog--- Sog --- Sag --- Mag --- Tag
     
    Währenddessen lachte General Faulidös die ganze Zeit über, und Jamel giggelte fast die ganze Zeit dazu. Der Willkürherrscher und Gesandter 6574 sahen sich die Szene ohne Gefühlsregung an.
    Das Bild änderte sich, fuhr am Clown vorbei, dessen Reimen immer schwächer zu hören war, und landete auf einem großen Büffet, auf dem aus allen Köstlichkeiten, die General Faulidös mochte, das Bild einer nackten Frau angeordnet worden war. Also unter anderem aus Erdbeeren, Käse, Schnitzeln, Kartoffeln, eigentlich aus fast allem, was man sich vorstellen kann, denn General Faulidös mochte ja fast alles, was man sich vorstellen kann. Neben dem Buffet stand der Koch und grinste und winkte ins Bild.
    Eine Musikgruppe mit Akkordeon, Mundharmonika, Xylophonen, Geige und Blockflöte stellte sich im Hintergrund auf und begann ein rhythmisch lustiges Lied zu spielen.
    Unter dem Buffet krochen passend zur Musik 50 langbeinige Frauen in goldglitzernden Badeanzügen hervor und tanzten um das Buffet herum eine Polonaise. Die dem Tisch zugewandte Hand hatten die Frauen jeweils auf die Schulter der vor ihr gehenden Frau gelegt, die andere Hand stützten sie jeweils an ihrer eigenen Hüfte ab.
    Der Koch klapste jeder beim Vorbeigehen auf den Hintern. Nach einer Weile kroch General Faulidös unter dem Buffet hervor, reihte sich in die Polonaise der Frauen ein, lachte laut und winkte immer, wenn er vorne vor der Kamera war, ins Bild. Der Koch klapste auch ihm jedes Mal auf den Hintern, wenn er bei ihm vorbei kam, und dann lachten beide laut und hysterisch, als hätten sie nicht damit gerechnet, dass das passiert.
    »Ach, ich vermisse zu Hause«, rief General Faulidös und freute sich an dem Anblick der Demonstration seines Staates.
    »Und was sind deine täglichen Geschäfte?«, fragte Gesandter 6574 nüchtern.
    »Ja«, überlegte General Faulidös, »das, was wir gerade gesehen haben, und dann hab ich noch so ein Kunst- und Kulturprojekt, um das ich mich jeden Tag kümmere. Essen muss ich ja auch, und ein bisschen Vergnügen muss auch sein, was Jimmy«, zwinkerte General Faulidös Jamel an.
    »Wer macht denn dann die notwendigen Regierungsgeschäfte?«, fragte Gesandter 6574 weiter.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete General Faulidös verwundert darüber, wie detailliert Gesandter 6574 nachfragte.
    »Warum entmachtet dich denn keiner, wenn du doch gar nichts tust?«, wollte Gesandter 6574 noch genauer Bescheid wissen.
    »Weil ich General Faulidös bin?!«
    Eigentlich befand General Faulidös diese Antwort schon für ausreichend, war aber zu faul, sich die nächste Frage von Gesandter 6574 noch anzuhören, und schob direkt die Erklärung nach.
    »Ich bin der Oberbefehlshaber des Militärs. Das Militär beschützt mich. Immer. Und ich glaube, die haben ganz gut zu tun. Ungefährlich ist mein Job ja nicht, das stimmt schon.«
    General Faulidös schaute in die Runde. Als sein Blick Jamel traf, nahm der das zum Anlass, sich auch noch weiter über den Faulen Staat und die Aufgabe von General Faulidös zu informieren. Er hoffte, dass keiner der drei ihm den Mund verbieten würde, denn er war beim Herrschertreffen ja sozusagen nur Zuschauer mit einmalig erlaubter Wortmeldung. Und die war ja schon vorbei, wie alle wussten. Aber er war so interessiert an General Faulidös, dass er einfach fragen musste.
    »Das heißt, du stehst am Morgen auf …«
    »Ich steh auf, wann ich will, das muss nicht am Morgen sein«, unterbrach ihn General Faulidös sofort.
    »Wow. Und dann isst du was?«
    »Ja, entweder ich esse was von dem, was der Koch mir vorbereitet hat, oder ich reib mich noch mal an das Mädchen, das neben mir liegt.«
    »Wow. Und wo kaufst du deine Klamotten?«
    »Lass ich mir auf Maß schneidern« antwortete General Faulidös.
    »Wow.« Jamel schmolz dahin. Er nahm allen Mut zusammen. »Meinst du, ich kann nach dem Herrschertreffen mit zu dir kommen, in den Faulen Staat? Ich könnte dein Sekretär sein, oder so was. Oder noch besser, dir einfach

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