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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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Zeichen?«
    »Ist das dein letzter Versuch? ‚Drei Zeichen‘?«
    »Nein, das ist der Versuch, dich dazu zu bringen, dass ich mit gezielten Ja-Nein-Fragen das Kennwort herausfinde.«
    Gerolat hatte die ganze Zeit über schon nett mit dem Tisch kommuniziert, wurde jetzt aber noch freundschaftlicher.
    »Komm schon, Tisch, vielleicht ist es das letzte Mal, dass wir zusammen spielen können.«
    »Ich denke, das würde zu weit führen, auch wenn ich Lust hätte, ein letztes Mal mit dir zu spielen.«
    »Bitte, Tisch«, flehte Gerolat, der hier und jetzt seine letzte Chance zum schnellen Glück sah.
    »Gut, wir spielen. Einschränkung: wir spielen nur so lange, bis ich zum ersten Mal mit nein antworten muss.«
    »Du hattest schon immer eine Vorliebe für Sonderregeln, Tisch. Aber gut, ich nehme die Einschränkung an.«
    Er dachte nach.
    »Sind es nur Buchstaben?«
    »Ja.«
    »Ist es ein existierendes Wort?«
    »Ja.«
    »Ist ein ‚e‘ mit drin?«
    »Ja.«
    »Oh!«, freute sich Gerolat, dass er so gut voran kam.
    »Ist, äh, ist …«, Gerolat überlegte. Die nächste Frage war gar nicht so einfach.
    Plötzlich ging die Tür auf und ein lautes: »Was machst du denn hier Gerolat?« schallte durchs Arbeitszimmer.
    Willküra schaute ihn aus dem Türrahmen skeptisch und herausfordernd an. Dann grinste sie plötzlich.
    »Hast du etwa das Buch schon aufgetrieben?«
    Gerolat spürte, wie sich in seinem Nacken Schweiß bildete.
    »Nein, nein, leider noch nicht, allerliebste Willküra. Ich wollte ein bisschen recherchieren, das ist ja in der Stadt in dem Umfang wie hier gar nicht möglich, bis hin zu gar nicht, möchte ich behaupten. Aber das Problem ist, dass ich mein Kennwort nicht mehr weiß.«
    »Ich habe es ändern lassen. Dein neues Kennwort heißt ‚neu‘.«
    Gerolat starrte Willküra fassungslos an. Sie hatte ihm soeben sein neues Kennwort verraten. Einfach so.
    »Aber du brauchst keine Recherche mehr! Ich weiß bereits, wo das Buch ist.«
    »Und wo ist es?«, fragte Gerolat und ging nicht davon aus, dass Willküra es ihm verraten würde.
    »Raja hat es!«, rief Willküra laut und wütend.
    Sie hatte sich vorhin die Daten der Überwachungskameras des Willkürherrschaftlichen Schlosses auf ihr Buch hin auswerten lassen und hatte gesehen, dass Raja, diese seltsame Märchenfigur, die scheinbar mühelos die unüberwindbaren Grenzen überwand, die Ex von General Faulidös, wie sie genugtuend feststellte, denn immerhin war sie selbst der Trennungsgrund gewesen, was ihrem Ego natürlich sehr geschmeichelt hatte, in ihre heimlichen Gemächer eingedrungen war. Erst war sie zu sehen gewesen, wie sie sich von ihrem begehbaren Kleiderschrank aus, zwischen ihren langen Abendkleidern hindurch in die geheimen Gemächer hineingequetscht hatte, dann, deutlich später, nach Ewigkeiten, in denen nur ihre Abendkleider zu sehen waren, hatte Raja sich mit dem Buch ‚Die Geheimnisse der unbewussten Handlungen und die Erklärungen ihrer‘ wieder aus den Kleidern herausgequetscht, und war schnell aus dem begehbaren Kleiderschrank verschwunden.
    Raja hatte also Willküras höchstpersönliches Exemplar des Buches, das, was vorne am Deckblatt eine abgerissene Ecke hatte, das Exemplar, das General Faulidös ihr mit seiner eigenen Hand kommentiert hatte, aus ihren Gemächern gestohlen.
    Willküra war zunächst nicht darüber hinweg gekommen, dass der Willkürherrscher auch in ihrem begehbaren Kleiderschrank Überwachungskameras hatte aufstellen und dort tatsächlich auch aufnehmen lassen, und wäre er nicht ihr Bruder, hätte sie ihn für einen Perversling gehalten, aber dann wurde ihr schnell klar, dass diese Daten wohl nie jemand ausgewertet hatte, denn sonst hätte der Willkürherrscher ihre Heimlichen Gemächer sicher schnell abreißen lassen.
    Willküra wollte sich gar nicht vorstellen, was Raja dort in ihren Heimlichen Gemächern alles gesehen, und vielleicht auch gemacht hatte.
    Die Auswertung der Überwachungskamerabilder an diesem Datum auf Raja hin hatte dann nur noch ergeben, dass sie auf schnellstem Wege vom Schlosseingang in die Heimlichen Gemächer gegangen war, und danach das Willkürherrschaftliche Schloss schnell wieder verlassen hatte.
    Raja hatte ihr das Buch geklaut, und wer weiß, was sie damit vorhatte! Sicherlich wollte sie irgendjemanden manipulieren. Vielleicht sogar ihren Bruder?!
    Ja, sie hatte sicher vor gehabt, mit den Tipps, die General Faulidös dort hineingeschrieben hatte, den Willkürherrscher gefügig zu machen,

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