Willküra (German Edition)
ihn zu heiraten und so zur Willkürherrscherin zu werden. Vielleicht hatte General Faulidös sie sogar geschickt, Raja und der Willkürherrscher hätten geheiratet, Raja hätte den Willkürherrscher zum Rücktritt überredet, wäre selbst Willkürherrscherin geworden, hätte sich vom Willkürherrscher getrennt, hätte General Faulidös geheiratet und die beiden hätten dann zwei Drittel des Universums und hätten mit den NegEm von WED die ERGA unfähig gemacht und dann hätten die beiden die Universumherrschaft inne gehabt. General Faulidös und Raja!?
Willküra stockte. Und plötzlich war ihr alles klar.
General Faulidös hatte Raja wahrscheinlich nie verlassen! Er spielte ein Spiel, das fast in einer noch höheren Liga angelegt war, als ihr eigenes.
Und was wäre dann aus ihr geworden?
Willküra atmete schnell und aufgeregt.
General Faulidös, das Schwein! Er wäre also so oder so der Gewinner gewesen: wenn sie selbst an die Macht gekommen wäre, wäre sein Plan aufgegangen, und wenn Raja an die Macht gekommen wäre, auch.
Er ließ Frauen für sich arbeiten, die das Gefühl hatten, sie arbeiteten für sich selbst.
So viel Brillanz hatte sie General Faulidös gar nicht zugetraut!
Willküra zweifelte plötzlich an ihren Gedanken.
Das konnte er sich nicht selbst ausgedacht haben, dachte sie, er ist dafür viel zu faul. Und faul bleibt faul. Er muss einen Berater gehabt haben. Aber wen? Wer steckte hinter all dem? Das würde sie herausfinden müssen!
Aber zunächst, um Schlimmeres und Undenkbares zu verhindern, wollte sie ihr Buch wieder haben. Bisher hatte sie es eher aus nostalgischen Gründen wieder haben wollen. Als Andenken an die Zeit mit Faulidös. Und vielleicht auch als Beweismaterial, man wusste ja nie. Aber jetzt brauchte sie es dringend wieder, diese Raja war ja höchstgefährlich. Sobald sie wieder ein bisschen mehr Zeit hätte, würde sie sich in Ruhe um Raja kümmern. Morgen vielleicht.
Sie war Willküra und ließ sich von so einem Flittchen doch nicht ungestraft bestehlen!
Leg dich nicht mit Willküra an! erschien kurz eine Willkürherrschaftliche Informationstafel.
»Los, was stehst du denn noch hier rum, Gerolat, geh mir das Buch besorgen! Wie einfach soll ich es dir denn noch machen? Raja hat es. Und komm so schnell wie du kannst damit wieder hierher zurück!«
Sie schnippte mit dem Finger und sowohl ihr Persönlicher Assistent als auch TBGV erschienen in der Tür.
»PA, sorg dafür, dass Gerolat bis vor das Schlosstor begleitet wird.«
Der Persönliche Assistent Willküras wies Gerolat mit der Hand den Weg aus dem Arbeitszimmer. Und noch bevor er es verlassen hatte, hörte er, wie Willküra dem Tisch befahl, sein Kennwort wieder zu verändern.
73
Fürchtedich IX. lief durch seine Bohnenpflanzen und hielt ein Blatt Papier in der Hand, welches er langsam mal mehr nach rechts, mal mehr nach links neigte.
»Ja, so ist gut, jetzt sehe ich dich!«, rief Milo. »Du mich auch?«
»Ja, ich sehe dich auch, Bruder!«
»Wo bist du denn da?«
»Im Willkürherrschaftlichen Bohnengarten, Bruder!«
»Oh man, die Schwester des Willkürherrschers macht dich ganz schön fertig, was?«
»Willküra, heißt sie doch jetzt, Bruder.«
»Ach ja, Willküra.«
»Ja, es ist gerade sehr schlimm, Bruder! Es geht drunter und drüber, Bruder! Mein Kopf brummt, ich weiß gar nicht, ob ich mir das alles merken kann, was hier passiert, Bruder. Und was hier alles passieren soll, Bruder. Aber eins ist klar, wenn ich nicht bald handele, oder wir bald handeln, oder wer auch immer, dann ist es zu spät, Bruder!«
Milo schüttelte verständnislos den Kopf.
»Ich muss dir erst noch was sagen, bevor wir weiter reden können. Ich weiß nicht, warum du andauernd ‚Bruder‘ sagst. Also, dass wir Brüder sind, das ist uns doch klar. Ab und zu kannst du es natürlich auch mal sagen, aber du sagst es hinter jedem einzelnen Satz. Hinter jedem! Das ist wirklich nervig. Ich glaub, du machst das nicht nur bei mir, sondern bei jedem anderen auch. Es ist fast verwunderlich, dass sie dir nach deinem Rücktritt nicht den Namen Ichnennedich I. gegeben haben.«
Fürchtedich IX. war überrascht.
»Was mach ich, Bruder?«
»Na das. Schon wieder! Hinter jedem Satz sagst du Bruder. Stell das bitte ab, sonst kann ich echt nicht lang mit dir reden.«
»O.K., Brud, äh. Ja. Gut. O.K.«
Fürchtedich IX. war nun völlig überfordert. Seine Gedanken waren überhaupt nicht mehr fokussiert, alles ging durcheinander. Plötzlich
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