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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marit Hannis
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Als er sah, dass eines der Kinder vom Bürgersteig neben ihm doch endlich artig nach Hause gehen wollte, hatte er eine grandiose Idee. Er sprang aus dem Wagen, ging auf den Jungen zu, drückte ihm fünf Euro und den Strauß Blumen in die Hand, beschrieb dem Kleinen Teresa, dann schickte er ihn los.
    Wieder im Auto beobachtete er, wie dieser brav seinen Anweisungen folgte und Teresa die Blumen überreichte.
    ›Es ist nicht dasselbe, aber sie freut sich sicherlich‹, dachte der Graf. ›Und sie weiß, dass dieser Typ nicht der einzige Mann auf der Welt ist.‹ Als er Teresas glückliches Gesicht sah, lächelte er. ›Sie freut sich wirklich.‹
    Dann rutschte er noch tiefer in seinen Wagensitz hinein und beobachtete weiter.

ÜBER DEN DÄCHERN VON LODENTHAL
     
    Wie ein Schatten huschte die Katze in der Dunkelheit über die Straße. Die Farbe ihres Fells konnte der Graf nicht bestimmen, dafür war das Licht der Straßenlaterne zu schwach, und der Schein der Kerzen aus dem Restaurant schaffte es erst recht nicht, die Straße zu erhellen. In der Nacht sind alle Katzen grau, heißt es, dachte der Graf, aber das stimmte nicht. Sie waren schwarz. Wie lautlose, schwarze Schattengestalten bewegten sie sich durch die Finsternis, als würden sie dazugehören.
    Sein Blick folgte der Katze zu einem Gartenzaun neben der Straße, wo sie behände auf die Mauer sprang und dann von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    In diesem Moment wurde es auf einmal heller auf der Straße. Das grelle Licht von zwei Scheinwerfern durchbohrte die Nacht, bis ein Wagen sichtbar wurde. Geblendet kniff Graf Christopher von Woog die Augen zusammen und wartete, dass der Wagen endlich vorüber fuhr, damit er weiter beobachten konnte, was im Restaurant mit Teresa und ihrem Chef Jonathan Rogge geschah. Aber der Wagen fuhr nicht vorüber. Er hielt vor dem Restaurant. Die Scheinwerfer erloschen und zwei Menschen stiegen aus. Eine Frau und ein Mann. Sie gingen energischen Schrittes auf das Restaurant zu, öffneten die Tür und traten ein.
    Der Graf blickte wie bereits seit drei Stunden zum Fenster, hinter dem Teresa mit Jonathan Rogge saß, zwei Gläser Wein und einen Liter Wasser getrunken, Ravioli mit Seezunge und danach Tiramisu gegessen hatte. Nur zwei kleine Unterbrechungen hatte er in Kauf nehmen müssen. Einmal, weil er ebenfalls dringend etwas essen musste und sich vom Pizzalieferservice eine Pizza ans Auto liefern ließ, der dann die Sicht versperrte. Das andere Mal wollte ihm eine Polizistin ein Ticket geben, da er vor einer Einfahrt stand. Schnell parkte er den Wagen ein paar Meter weiter.
    Er wusste selbst nicht genau, weshalb es ihn so interessierte, was Teresa mit ihrem Chef in diesem Restaurant anstellte, aber der Gedanke, dass sie diesem windigen Kerl auf den Leim gehen könnte, verursachte ihm Übelkeit.
    In diesem Moment beobachtete der Graf jedoch etwas, was ihn fast noch mehr beunruhigte als der Gedanke an Teresa in den Armen ihres Chefs.
    Die Frau und der Mann aus dem eben eingetroffenen Wagen standen vor Teresas Tisch, zeigten ihr ein paar Dokumente aus einem Umschlag und sprachen mit ihr. Die Frau hatte lange Haare, die sie mädchenhaft offen trug, so dass sie ihr lang über den Rücken hingen. Der Mann neben ihr trug einen dunklen Anzug und stand ernst und wichtig neben ihr. Hin und wieder nickte er mit einem düsteren Blick und sagte etwas Dramatisches, nach Teresas erschrockenem Gesichtsausdruck zu urteilen.
    Jonathan Rogge saß mit offenem Mund und verständnislosem Blick gegenüber, doch niemand erklärte ihm etwas. Dann nickten sowohl Teresa, als auch die beiden fremden Besucher einvernehmlich, bis die Frau und der Mann das Restaurant wieder verließen, in den Wagen stiegen und davonbrausten.
    Völlig irritiert stieg der Graf aus und blickte dem Wagen hinterher. Wer waren die? Was wollten sie von Teresa? Er sah zum Fenster des Restaurants, hinter dem sich nun ein Streit zwischen Teresa und ihrem Chef entwickelt hatte. Doch der Graf hatte keine Ahnung, worum es ging. Er fühlte sich wie in einem Stummfilm, in dem die Schrifteinblendungen fehlten. Schließlich schnappte sich Teresa ihre Jacke und die Tasche und verließ das Restaurant. Der Graf wollte schnell wieder zu seinem Auto eilen und einsteigen, bevor Teresa ihn bemerkte, doch es war zu spät. Plötzlich stand sie vor ihm.
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte sie erstaunt.
    Der Graf überlegte fieberhaft, was er darauf antworten könnte. »Ich war gerade in der Gegend, da

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