Willst du dein Herz mir schenken
verabschiedete sich von ihr, bevor er als Letzter ebenfalls einstieg. Der ältere Mann mit dem Vollbart, der offensichtlich der Fahrer war, schloss hinter ihm die Tür und machte die Zündung an.
»Jetzt bin ich mal gespannt«, sagte der Graf, der sich neben Teresa gestellt hatte. »Sie haben ein abgebrochenes Zahnrad mit Zahnpasta zusammen geklebt und mit dem Haargummi vom blonden Ronaldinho festgemacht. Mal sehen, wie weit sie kommen.«
Sie kamen nicht einen Zentimeter weit. Als der Vollbartmann den Gang einlegte, knallte es wieder ohrenbetäubend. Erneut stieg grauer Rauch auf und zog in Schwaden über den Hof. Danach war alles still. Und abermals stiegen die Männer aus dem Bus aus. Dieses Mal ließen sie jedoch die Köpfe hängen.
Teresa ging zu dem Mann, mit dem sie schon gesprochen hatte, um wieder anzubieten, dass sie eine Werkstatt holte, doch wieder lehnte er das Angebot ab. Als sich der Graf anschickte, die Nummer eines Abschleppdienstes zu suchen, wurde der Mann schließlich ganz bedrückt. Dann wandte er sich mit gequältem Gesichtsausdruck an Teresa. »Wir können nicht bezahlen. Alles Geld, das wir haben, ist für Reise verbraucht. Wir schlafen seit Tagen im Bus. Wir haben nichts mehr. Bitte keine Werkstatt.« Dann ging er zurück zum Bus, wo die Männer wieder versuchten, das kaputte Zahnrad in irgendeiner Form zu heilen.
Die Reparatur dauerte Stunden. Die Sonne senkte sich langsam über den Burgberg und ging schließlich hinter den Bäumen unter. Teresa brachte den Männern Wasser, Kaffee und Limonade, was ihren Reparaturgeist wieder stärkte, aber das Ergebnis blieb dasselbe: Knall, dann Rauch und Stille.
Als die Lichter in Hof und Burg angingen, gaben sie vorübergehend auf.
Der Mann mit der verbrannten Hand, der sich inzwischen als Dolmetscher bewährt hatte und Greguro hieß, kam mit hängendem Kopf zu Teresa.
»Wir machen Pause. Morgen versuchen wir weiter. Ich hoffe, wir können hier im Hof im Bus schlafen?« Er sah Teresa bittend an, doch die schüttelte den Kopf.
»Sie können in der Burg schlafen. Die Betten sind fertig, die Zimmer sind leer und warten auf Gäste, das ist kein Problem.«
Der Mann wollte ablehnen, da seine Gruppe den Aufenthalt nicht bezahlen konnte, aber Teresa blieb dabei. Die Übernachtung war gratis, das würde sie schon irgendwie regeln. Aber morgen mussten sie verschwunden sein, samt Bus.
Tatsächlich zogen die Männer danach in die Burg, bestaunten die restaurierte, mittelalterliche Einrichtung und ließen sich müde und erschöpft auf den weißen Betten nieder.
Als Ruhe eingekehrt war, stand Teresa mit Christopher auf der Terrasse und räumte die Reste des Abendessens weg, das die Männer auf der Terrasse zu sich genommen hatten. Dabei war immer mehr ans Licht gekommen, dass die Männer seit Jahren für diese Reise gespart hatten. Einmal bei einem Bundesligaspiel dabei zu sein und ihren Favoriten zujubeln – dafür hatten sie auf vieles verzichtet. Noch besser wäre natürlich die WM in Deutschland gewesen, aber damals waren ihre Ersparnisse noch nicht groß genug gewesen. Doch jetzt hing alles an diesem Bus. Wenn sie es nicht schafften, ihn eigenhändig zu reparieren, kamen sie nie und nimmer nach Berlin oder München. Dann waren sie hier gestrandet.
»Wir könnten eine Bank beleihen. Oder diese Provinz-Fußballmannschaft als Investition verkaufen. Jeder, der 49 Prozent kauft, erhält einen Anteil. Da sind bestimmt ein paar echte Talente dabei«, schlug Christopher vor. Teresa warf ihm einen missbilligenden Blick zu. »Von nun an läuft alles nur noch legal ab, das weißt du doch.«
»Ach ja«, erinnerte sich der Graf mit einem Augenzwinkern. »Aber dann weiß ich nicht, wie wir ihnen helfen können.«
»Wir müssen irgendwie Geld auftreiben, damit sie ihren Bus reparieren lassen können, sonst kommen sie hier ja nie wieder weg.«
»Wie wollen wir das veranstalten? Ein Fußballspiel organisieren, das Geld einspielt?«
Teresa blickte auf. Das war eine Idee! »Wir könnten wirklich ein Fußballspiel organisieren. Unsere Gäste spielen gegen eine regionale Mannschaft. Der Erlös wird dann in den Bus gesteckt. Das geht.«
»Und es ist völlig legal«, beeilte sich der Graf zu betonen.
Für den Rest des Abends waren Teresa und Christopher damit beschäftigt, eine Mannschaft aufzutreiben, die gewillt war, so kurzfristig gegen die Fremden anzutreten. Außerdem mussten ein Fußballfeld, Schiedsrichter und natürlich Zuschauer organisiert werden.
Und
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