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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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starken Grippe sterben.«
    »Obwohl es keine Grippe-Welle gab? Obwohl die Symptome erst auftraten, nachdem Sie ihnen die Spritzen gegeben hatten?«
    »Alle vier Frauen hatten schon vorher mehrere Spritzen bekommen, ohne dass es zu irgendwelchen Komplikationen gekommen war. Wie gesagt, nach dem vierten Fall bin ich misstrauisch geworden. Ich habe dann sofort die Konsequenzen gezogen. Die Verantwortung liegt allein bei BioMedic. Hätte man mich über die Risiken aufgeklärt, wäre ich niemals bereit gewesen, bei der Sache mitzumachen.«
    »Dann haben wir das ja auch geklärt«, sagte Stürzenbecher mit vorgetäuschter Gutmütigkeit.
    Thalheim öffnete den Safe. Stürzenbecher griff hinein und holte einen gebundenen Stapel Papiere heraus. Nachdem er kurz die erste Seite gemustert hatte, reichte er ihn an mich weiter.
    »Allenfalls kann man mir eine Vernachlässigung der ärztlichen Pflichten vorwerfen«, verteidigte sich Thalheim. »Fahrlässige Tötung ist einfach absurd. Ich habe schließlich einen ärztlichen Eid abgelegt. Ich war davon überzeugt, das Leiden meiner Patientinnen lindern zu können. Und immerhin sind sie nicht umsonst gestorben. Sie ...«
    »Umsonst sicher nicht«, unterbrach ich ihn. »Sie haben dafür eine stattliche Summe kassiert.« Ich hielt ihm die letzte Seite des Vertrags unter die Nase. »Haben Sie nicht gelesen, was Sie da unterschrieben haben?«
    Thalheim schaute zum Boden.
    Ich zitierte: »BioMedic weist darauf hin, dass es bei ähnlichen Therapien in den USA in mehreren Fällen zu Komplikationen mit Todesfolge gekommen ist.«
    »Fahrlässige Tötung«, sagte Stürzenbecher. »Nicht nur Beihilfe.«
    »Sie haben mir versichert, dass sie die Probleme beseitigt hätten«, sagte Thalheim kleinlaut. »Verstehen Sie denn nicht, hier geht es um eine Volkskrankheit, von der Millionen von Menschen betroffen sind! Wenn es gelingt, ein Heilmittel zu finden, bedeutet das einen ungeheuren Fortschritt. Diese Frauen sind im Dienst der Wissenschaft gestorben. Ihr Tod war nicht sinnlos.«
    »Ich verstehe, dass diese Frauen aufgrund eines nicht zugelassenen und damit ungesetzlichen medizinischen Versuchs gestorben sind«, sagte Stürzenbecher. »Mehr brauche ich für meinen Job nicht zu wissen. Dafür würde ich gerne noch etwas anderes begreifen, nämlich den Grund für den Mord an Jessica Wiedemann.«
    »Aber ...«, stammelte Thalheim.
    »Jessica hat Sie erpresst«, nahm ich den Ball auf. »Sie ist hinter Ihre Experimente gekommen und hat versucht, daraus Kapital zu schlagen.«
    »Wollen Sie mir etwa unterstellen ...«
    »Ja, genau das wollen wir«, übernahm Stürzenbecher. »Sie haben Jessica Wiedemann getötet, weil sie eine Mitwisserin und Erpresserin war.«
    »Nein.« Thalheim zitterte jetzt am ganzen Körper. »Ich habe Jessica nicht getötet.«
    »Wer war es dann?«, fragte Stürzenbecher.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie lügen schon wieder, Herr Doktor. So, wie Sie uns die ganze Zeit belogen haben.«
    Thalheim lehnte sich an seinen Schreibtisch. »Ich könnte mir vorstellen, dass es jemand von BioMedic war.«
    »Wieso?«
    »Ich habe denen erzählt, dass Jessica mich erpresst.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«
    »Mit dem Leiter des Sicherheitsdienstes, einem Amerikaner namens John Parker.«
    Stürzenbecher knetete sein massiges Kinn. »Wollen Sie einem Mordprozess entgehen, Herr Doktor?«
    Thalheim schöpfte Hoffnung. »Was soll ich tun?«
    »Bestellen Sie Parker her! Bringen Sie ihn dazu, den Mord an Jessica zuzugeben.«
    »Aber ...«
    »Kein Aber. Das ist die letzte Chance, die ich Ihnen gewähre. Sonst verhafte ich Sie wegen des dringenden Verdachtes, den Mord an Jessica Wiedemann begangen zu haben.«
    Die Polizeiwagen vor dem Eingang der Arztpraxis waren verschwunden. Alle Patienten waren nach Hause geschickt worden. An ihrer Stelle saßen jetzt einige Kripoleute im Wartezimmer.
    Stürzenbecher und ich standen hinter den heruntergelassenen Jalousien und beobachteten, wie ein silberner Audi vor dem Haus hielt. Der Mann, der ausstieg, trug eine braune Wildlederjacke und einen blonden Stoppelhaarschnitt auf dem riesigen Schädel. Mit energischen Schritten kam er auf den Eingang zu.
    »Es geht los«, sagte Stürzenbecher zu seinen Kollegen im Wartezimmer.
    Die Kripoleute schnappten sich Illustrierten vom aufgehäuften Stapel und begannen zu blättern.
    Zusammen mit dem Hauptkommissar zog ich mich in einen anderen Raum zurück. Thalheims Sprechzimmer war mit mehreren Mikrofonen ausgestattet

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