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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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hatte, aus der Tasche seines Trenchcoats. »Wir haben eine vollständige Dokumentation der Versuchsreihen, die Sie durchgeführt haben.«
    »Wie ... Woher stammt diese Dokumentation?«, fragte Thalheim.
    »Ich stelle die Fragen, Sie antworten. So geht das Spiel«, blaffte der Hauptkommissar.
    »Darf ich mal einen Blick darauf werfen?«
    »Warum nicht.«
    Der Arzt überflog die ersten Seiten. »Hier stehen nur Namenskürzel. Wie wollen Sie beweisen, dass es sich um meine Patientinnen handelt?«
    Stürzenbecher grinste wölfisch. »Damit kommen Sie nicht durch, Herr Doktor. In allen vier Fällen stimmt das Todesdatum überein. Aber damit nicht genug. Ich habe die Rechtsmediziner gebeten, an den exhumierten Leichen Knochendichtemessungen vorzunehmen. Die Ergebnisse entsprechen exakt den hier dokumentierten. Damit ist ein Zufall ausgeschlossen.«
    Thalheim blätterte weiter. »Und wo steht eigentlich mein Name?«
    Stürzenbecher warf mir einen kurzen Seitenblick zu. Das war tatsächlich der größte Schwachpunkt unserer Aktion. Thalheims Name tauchte in den BioMedic-Unterlagen an keiner Stelle auf. Wir konnten nur hoffen, dass die Durchsuchung der Praxis den endgültigen Beweis für Thalheims Machenschaften bringen würde.
    »Sie waren der behandelnde Arzt«, sagte Stürzenbecher. »Wollen Sie leugnen, dass Sie den Frauen das hier als XJ15 bezeichnete Präparat gespritzt haben?«
    »Ich kenne kein XJ15«, antwortete Thalheim. »Viele Menschen gehen zu irgendwelchen Quacksalbern oder Scharlatanen, weil sie sich davon etwas versprechen. Ich habe ihnen diese Spritzen jedenfalls nicht gegeben.«
    »Na schön«, sagte Stürzenbecher lässig. »Es würde Ihnen ein paar Pluspunkte vor Gericht einbringen, wenn Sie mit uns kooperieren. Aber es geht auch so.«
    Inzwischen waren eine Frau und ein Mann aus Stürzenbechers Abteilung ins Sprechzimmer gekommen. Der Hauptkommissar deutete auf Thalheims Computer: »Nehmt den da mit! Und lasst die Festplatte von Experten untersuchen! Vielleicht hat er versucht, die Dateien zu löschen.«
    Ich sah, wie der Anflug eines Lächelns über Thalheims Gesicht huschte. Offenbar fühlte er sich sehr sicher.
    Die Polizisten begannen, die Kabel zu entfernen.
    »Tut mir Leid«, sagte der Arzt mit kaum unterdrückter Ironie, »aber Sie werden nichts finden. Vor zwei Wochen hat mein alter Computer seinen Geist aufgegeben. Wegen der vertraulichen Daten habe ich die Vernichtung der Festplatte persönlich überwacht. Und auf dem neuen Computer sind die Daten der bereits verstorbenen Patienten nicht gespeichert. Allerdings sind die Datensätze noch auf den anderen Praxiscomputern vorhanden.«
    »Die gereinigten Datensätze, meinen Sie wohl«, bemerkte ich.
    »Immer diese Unterstellungen, Herr Wilsberg.« Der spöttische Unterton war nicht zu überhören.
    Doch dann machte er einen entscheidenden Fehler. Seine Augen wanderten zu einem Bild an der Wand. Eines dieser lebensfrohen Blumenbilder, die in jeder Arztpraxis hingen. Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff. Bilder waren die beliebteste Dekoration von Safes. Sollte Thalheim so dumm gewesen sein, ein Schriftstück aufzubewahren, dass seine Verbindung mit BioMedic belegte? Vielleicht stand ja noch eine Zahlung der Pharma-Firma aus. Falls er so geldgierig war, wie ich glaubte, war er das Risiko womöglich eingegangen.
    Ich ging zu dem Bild und hängte es ab. Dahinter befand sich tatsächlich ein Safe.
    »Schließt der Durchsuchungsbefehl auch Safes ein?«, fragte ich rhetorisch.
    »Natürlich«, machte Stürzenbecher das Spiel mit. »Hohlräume sind ausdrücklich aufgeführt.«
    »Im Safe befinden sich nur ein paar persönliche Dinge«, sagte Thalheim. Sein Gesicht verriet das Gegenteil.
    »Würden Sie trotzdem die Güte haben, ihn zu öffnen!«, beharrte Stürzenbecher.
    »Sie verschwenden Ihre Zeit«, widersprach der Arzt.
    Der Hauptkommissar lächelte. »Ist es Ihnen lieber, wenn ich jemanden mit einem Schweißbrenner kommen lasse?«
    Thalheim stand auf und ging mit langsamen Schritten zum Safe. »Okay, Sie haben gewonnen. Da drin liegt ein Vertrag, den ich mit BioMedic geschlossen habe. Aber ich versichere Ihnen, dass ich nicht wusste, wie gefährlich das Präparat ist. Nach dem Tod von Helga Dickmöller habe ich die Zusammenarbeit mit BioMedic sofort beendet.«
    »Nach der vierten Toten«, stellte ich fest.
    »Es war ja nicht klar, dass ein Zusammenhang mit der Osteoporose-Therapie bestand. Frauen in diesem Alter können ohne weiteres an einer

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