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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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seit ihrem achtzehnten Lebensjahr in meinem Detektivbüro gearbeitet hat. Und außerdem habe ich selbst eine abgeschlossene Juristenausbildung.«
    »Und warum vertreten Sie mich dann nicht?«
    »Weil ich keine Zulassung mehr habe. Aber ich werde immer in der Nähe sein und Franka notfalls unterstützen.«
    »Na schön«, sagte Marie. »Ich weiß nicht warum, aber ich vertraue Ihnen.«
    »Dann haben wir das ja geklärt.«
    Wir gingen zu Franka, die sich nichts anmerken ließ.
    Ich nickte Franka zu. »Wir können anfangen.«
    »Okay«, wandte sich meine ehemalige Assistentin an die Witwe. »Zunächst einmal möchte ich wissen, ob Sie überhaupt aussagen wollen.«
    »Selbstverständlich, ich habe ja nichts zu verbergen.«
    »Und Sie bleiben bei Ihrer Version von gestern?«
    »Natürlich, das ist ja die Wahrheit.«
    »Dann erzählen Sie die Geschichte auch genau so, wie sie Hauptkommissar Stürzenbecher schon einmal gehört hat. Wir alle kennen das Phänomen, dass eine Geschichte anders klingt, wenn wir sie zum zweiten Mal erzählen. Vermeiden Sie unnötige Ausschmückungen. Stürzenbecher wird auf diese kleinen Widersprüche achten und so lange bohren, bis Sie selbst nicht mehr wissen, was Sie gesagt haben. Falls Sie bei einer Antwort unsicher sind, erbitten Sie eine Auszeit, während der wir uns beraten können. Besser keine Antwort als eine falsche.«
    »Das klingt ja so, als ob ich beschuldigt werde«, protestierte Marie.
    »Das kann leicht passieren«, warf ich ein. »Als Witwe stehen Sie von vorneherein auf der Liste der Verdächtigen.«
    »Aber ...«
    »Das hat erst einmal nicht viel zu bedeuten«, fuhr ich fort. »Bis jetzt ist es eine Zeugenvernehmung. Sobald der vernehmende Beamte den Verdacht hat, dass Sie an der Tat beteiligt sein könnten, muss er Ihnen das mitteilen. Denn als Zeugin sind Sie zur Wahrheit verpflichtet, als Beschuldigte nicht.«
    »Falls es dazu kommt, werden wir die Vernehmung sofort abbrechen«, erklärte Franka. »Dann müssen wir eine neue Strategie entwickeln.«
    Marie Kaiser ließ sich das durch den Kopf gehen. Langsam begriff sie, dass sie nicht zu einer simplen Unterhaltung eingeladen war.
    Nachdem wir noch einige Verfahrensfragen geklärt hatten, meldeten wir uns an der Pforte an und fuhren mit dem Lift in die Etage, in der sich Stürzenbechers Büro befand.
    Stürzenbecher hatte sein legeres Outfit abgelegt. Er trug wieder Schlips und war rasiert. Den Mallorca-Urlaub hatte er sich wohl endgültig abgeschminkt.
    Stürzenbecher schüttelte Marie Kaiser die Hand, dann betrachtete er Franka und mich mit unverhohlenem Missfallen. »Ich hatte keine Delegation erwartet.«
    »Ich bin die Anwältin von Frau Kaiser«, sagte Franka und reichte dem Hauptkommissar ihre Karte.
    Stürzenbecher starrte auf die Karte. Auch er kannte Franka seit vielen Jahren und brauchte einen Moment, bis er begriff, dass sie jetzt zu der Berufskaste gehörte, die Kriminalbeamte am wenigsten leiden können, mal abgesehen von Privatdetektiven.
    »Und ich der juristische Berater der Anwältin Holtgreve«, fügte ich hinzu.
    »Na klasse«, sagte Stürzenbecher, »dann will ich mich mal nach einem Konferenzsaal umsehen, in dem wir alle Platz finden.«
    Tatsächlich war es nur ein normaler Vernehmungsraum mit kahlen Wänden und ungemütlicher Deckenbeleuchtung. Stürzenbecher hatte sich Kommissarin Brünstrup, die Frau mit dem Pferdeschwanz, zur Verstärkung geholt und diktierte zu Beginn das Datum und die Uhrzeit in das auf dem Tisch stehende Aufnahmegerät. Anschließend nahm er die Personalien von Marie Kaiser auf, einschließlich Geburtsname, Geschwister, Kinder, Familienverhältnisse. »Günter Kaiser war in zweiter Ehe mit Ihnen verheiratet?«
    Marie bejahte.
    »Was wissen Sie über die erste Ehefrau?«
    »Nicht viel, abgesehen davon, dass sie mit Vornamen Eva heißt. Ich habe sie nie getroffen, Günter hat nicht von ihr gesprochen, sie hat auch nicht angerufen.«
    »Wohnt die Exfrau in Münster?«
    Marie zuckte mit den Schultern. »Da müssen Sie Daniel fragen, Günters Sohn aus erster Ehe.«
    »Hatte Ihr Mann noch andere Kinder aus früheren Beziehungen?«
    »Nein, nur Daniel. Und Daniel wohnt in Münster, glaube ich.«
    »Zu Daniel haben Sie also auch keinen näheren Kontakt?«
    »Nein.«
    Stürzenbecher machte eine Notiz auf seinem Block. »Frau Kaiser, hat Ihr Mann eine testamentarische Verfügung hinterlassen?«
    »Ja. Daniel erhält seinen Pflichtanteil, der Rest, im Wesentlichen das Haus, geht zu gleichen

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