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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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erinnere.«
    »Ich war in viele Geschichten verwickelt«, erwiderte ich. »Einige sind passiert, als Sie vermutlich noch zur Schule gegangen sind.«
    »Ich bin erst seit zwei Jahren in Münster.« Es klang nicht wie eine Entschuldigung, eher wie eine Warnung an mich, keine alten Anekdoten zu erzählen. »Vorher habe ich ein Volontariat in Borken gemacht.«
    Ich lächelte. »Keine sehr aufregende Stadt, nehme ich an.«
    »Dagegen ist Münster fast eine Weltstadt.«
    »Haben Sie vor, hier alt zu werden?«
    »Keine Ahnung. Der Spiegel oder der Stern hat noch nicht an meine Tür geklopft. Falls sie es tun, wäre ich nicht abgeneigt.«
    »Als Lokalredakteur können Sie sich kaum profilieren. Es sei denn, Sie haben einen richtigen Knaller, der Sie landesweit bekannt macht.«
    Er grinste. »Okay. Ein netter Versuch, mich heiß zu machen. Was haben Sie denn zu bieten?«
    »Was halten Sie von der Story, dass Gottfried Guber eine junge Frau entführen lässt?«
    »Warum sollte er das tun?«
    Ich improvisierte: »Weil sie belastendes Material über ihn besitzt, das er unbedingt haben will.«
    »Wo ist die Frau jetzt?«
    »In einer Klinik.« Ich sagte absichtlich nicht Psychiatrie.
    »Ist sie verletzt?«
    »Traumatisiert«, wich ich aus.
    »Gibt es gerichtsverwertbare Beweise? Beschuldigt die Frau Guber?«
    »Nein.«
    »Das heißt, ich kann die Geschichte nicht schreiben.«
    »Noch nicht«, präzisierte ich. »Ich bin sicher, dass ich in den nächsten Tagen Beweise finden werde. Und Sie wären der Erste, dem ich davon erzähle.«
    Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Das ist ziemlich dünn, Herr Wilsberg.«
    »Es ist mehr als die Jahreshauptversammlung eines Karnevalsvereins. Ich biete Ihnen eine Chance.«
    »Und was wollen Sie dafür haben?«
    »Alles, was Sie über Guber wissen. Und damit meine ich nicht sein Wahlprogramm. Sie haben ihn kennen gelernt, Sie können ihn als Mensch einschätzen.«
    »Ich habe Guber erst vor zehn Tagen übernommen. Es wäre vermessen, mich als Guber-Spezialisten zu bezeichnen.«
    »Trotzdem finde ich im Moment wahrscheinlich keinen Besseren.«
    Er nippte an seiner Apfelschorle. »Na gut. Wenn ich es recht bedenke, habe ich nicht viel zu verlieren. Welche Garantie bekomme ich, dass Sie die Geschichte nicht meistbietend verkaufen?«
    »Keine. Und ich muss selbstverständlich zuerst die Polizei informieren. Danach, darauf gebe ich Ihnen mein Wort, sind Sie der Erste.«
    Er nickte. »Sie haben Glück, dass ich Guber nicht mag.«
    »Davon bin ich ausgegangen.«
    »Guber ist der größte Egomane, den ich je getroffen habe. Die wenigsten Politiker können das Wort Bescheidenheit buchstabieren, aber Guber ist extrem. Er unterscheidet die Menschen in solche, die ihm bedingungslos folgen, und jene, die das nicht tun. Die Ersten nutzt er aus, die Zweiten sind seine Feinde. Wissen Sie, wie ihn seine Anhänger nennen, wenn sie unter sich sind?« Er wartete meine Antwort nicht ab. »Sie lassen das -fried weg, sie nennen ihn einfach Gott. «
    »Was hat er gemacht, bevor er die DAD gegründet hat?«
    »Er kommt aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Sturmbannführer bei der SS und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsverbrecher verurteilt. Der Alte starb im Gefängnis, die Mutter musste den kleinen Gottfried allein großziehen. Sie hielt sich mit Jobs über Wasser, für mehr als das Nötigste war im Haus Guber kein Geld vorhanden. Das hat ihn geprägt, schon früh seinen Ehrgeiz angestachelt, es den anderen zu zeigen. Er war immer der Beste, sein Abiturzeugnis hatte mit Abstand den besten Durchschnitt des Jahrgangs. Danach hat er Jura studiert, natürlich auch in Rekordzeit und mit Auszeichnung. Er wurde Rechtsanwalt, aber sein eigentliches Ziel war die Politik. Er versuchte es bei einer der großen Volksparteien. Seine herausragenden intellektuellen Fähigkeiten und seine rhetorische Begabung brachten ihn schnell vorwärts, bis in den Landtag. Aber dann war Schluss, die Karriere endete in einer Sackgasse.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Man könnte sagen, er war zu schlau für das Mittelmaß der Volksvertreter. Damit macht man sich keine Freunde, zumal er schon damals seinen herrischen Stil pflegte und begann, sich extravagant zu kleiden und schnelle Autos zu fahren. So etwas verstößt gegen den ungeschriebenen Kodex der Biederkeit. Folgenschwerer war allerdings etwas anderes, obwohl das niemand offen aussprechen würde.« Olpitz machte eine kleine Pause. »Guber bekannte sich offen zu

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