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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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einem jungen Mann mit blauer Sonnenbrille, der am Nebentisch ein Schokoladeneis verzehrte. Hier verweilte er einen Augenblick – und wanderte wieder weiter. Im selben Moment gab Weldon einen beklommenen Laut von sich.
    »Wie bitte?« unterbrach Wimsey seinen Monolog. »Sagten Sie etwas?«
    »Ich – äh – nein«, sagte Weldon. »Ich dachte gerade, ich hätte da jemanden erkannt, das ist alles. Wahrscheinlich eine zufällige Ähnlichkeit.« Er folgte Mrs. Morecambe mit den Augen, als sie auf sie zukam, und hob zögernd die Hand zum Hut.
    Mrs. Morecambe sah die Bewegung und blickte Weldon mit einem Ausdruck leichter Verwunderung an. Sie öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, machte ihn aber wieder zu. Weldon vollendete den Griff zum Hut und erhob sich.
    »Guten Tag«, sagte er, »ich fürchte, Sie kennen mich nicht mehr –«
    Mrs. Morecambe sah ihn mit höflichem Erstaunen an.
    »Ich irre mich sicher nicht«, sagte Weldon. »Sie waren neulich so freundlich, mich im Auto mitzunehmen.«
    »So?« sagte Mrs. Morecambe. Dann sah sie näher hin und sagte:
»Ja, ich glaube, das stimmt – aber hatten Sie damals nicht eine Sonnenbrille auf?«
    »Ja – das verändert einen ganz schön, nicht?«
    »Ich hätte Sie wirklich nicht wiedererkannt. Aber jetzt erkenne ich Ihre Stimme. Nur hatte ich den Eindruck – aber nein! Ich bin einfach keine gute Beobachterin. Ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, daß Sie ziemlich dunkel waren. Wahrscheinlich kam das von den dunklen Brillengläsern. So etwas Dummes! Ich hoffe, Ihr Morgan hat sich wieder erholt.«
    »O ja, danke. Schön, Sie hier zu treffen. Die Welt ist doch klein, nicht?«
    »O ja. Sie genießen hoffentlich einen schönen Urlaub?«
    »O doch, ja, danke – nachdem mein Wagen sich jetzt wieder benimmt. Ich bin Ihnen so ungeheuer dankbar, daß Sie sich an dem Tag meiner erbarmt haben.«
    »Aber bitte, es war mir ein Vergnügen.«
    Mrs. Morecambe neigte höflich den Kopf und entfernte sich mit ihrem Begleiter. Wimsey grinste.
    »So, das war also Ihre attraktive Dame. Na ja. Sie sind mir ein Schwerenöter, Weldon. Jung oder alt, keine kann Ihnen widerstehen, mit Brille oder ohne.«
    »Hören Sie auf!« sagte Weldon, nicht unangenehm berührt. »Ein Glücksfall, daß sie hier aufkreuzte, wie?«
    »Ein ganz erstaunlicher Glücksfall«, sagte Wimsey.
    »Nur der Tölpel, den sie da bei sich hat, gefällt mir nicht«, fuhr Henry fort. »Einer von den hiesigen Bauernlümmeln, nehme ich an.«
    Wimsey grinste wieder. Konnte ein Mensch wirklich so begriffsstutzig sein, wie Henry sich gab?
    »Ich hätte vielleicht versuchen sollen, herauszukriegen, wer sie ist«, sagte Henry, »aber das hätte vielleicht ein bißchen gezwungen ausgesehen. Na ja, man wird sie ja notfalls aufspüren können. Für mich ist das wichtig.«
    »O ja, unbedingt. Sehr gutes Aussehen und offenbar recht betucht. Ich gratuliere, Weldon. Soll ich für Sie herausfinden, wer sie ist? Ich bin ein sehr geschickter Heiratsvermittler und ein erfahrener Anstandswauwau.«
    »Menschenskind, Wimsey, seien Sie nicht so albern! Sie ist mein Alibi, Sie Trottel.«
    »Allerdings. Na ja. Bis bald.«
    Wimsey verzog sich, immer noch leise vor sich hin lachend.
    »Nun, das wäre soweit klar«, sagte Glaisher, als ihm das alles berichtet wurde. »Wir haben uns genau nach der Dame erkundigt. Sie ist die Tochter einer alten Schulfreundin von Mrs. Trevor und kommt jeden Sommer zu ihnen. Jetzt ist sie seit drei Wochen in Heathbury. Ihr Mann ist irgend etwas in der City; manchmal kommt er zum Wochenende nach, aber diesen Sommer war er noch nicht hier. Das mit dem Lunch und Tennis bei Oberst Cranton stimmt auch. Alles einwandfrei. Weldon ist sauber.«
    »Das wird ihn aber sehr beruhigen. Er war nämlich wegen dieses Alibis ein bißchen nervös. Herumgezappelt hat er wie ein Hammel, als er plötzlich Mrs. Morecambe sah.«
    »So? Wahrscheinlich vor Freude. Das darf Sie schließlich nicht wundern. Woher soll er wissen, für welche Zeit er das Alibi braucht? Das haben wir schließlich aus den Zeitungen heraushalten können, und wahrscheinlich glaubt er immer noch, wie wir zuerst auch, daß Alexis schon einige Zeit tot war, als Miss Vane ihn fand. Immerhin weiß er so gut wie wir, daß er ein sehr starkes Motiv hatte, Alexis umzubringen, und daß er sich unter arg verdächtigen Umständen hier aufgehalten hat. Jedenfalls müssen wir ihn ausscheiden, denn wenn er den Mord begangen oder dabei geholfen hätte, würde er sich nicht in der

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