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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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keine große Rolle. Ärgerlich ist es natürlich. Wir bringen solche Dinge lieber gleich in Ordnung.«
    »Natürlich«, sagte Wimsey. »Nun, Inspektor, wenn jemand die Geschichte in Ordnung bringen kann, dann sind Sie es. Sie machen auf mich so einen ordnungsliebenden Eindruck. Ich will mal eine Prophezeiung wagen, Sherlock. Inspektor Umpelty wird noch vor Mittag die Papiere des Toten ausgewertet, den Hoteldirektor ausgequetscht, das Geschäft, wo das Rasiermesser herstammt, gefunden und das Geheimnis der Handschuhe gelüftet haben.«
    Der Inspektor lachte.
    »Ich glaube nicht, daß von dem Hoteldirektor viel zu erfahren ist, Mylord, und mit dem Rasiermesser ist gleich gar nichts anzufangen.«
    »Aber die Handschuhe?«
    »Nun, Mylord, ich glaube, der einzige, der uns darüber etwas sagen könnte, ist der arme Kerl selbst, und der ist tot. Was aber die Papiere angeht, da haben Sie völlig recht. Da gehe ich gleich hin.« Er verstummte unsicher und sah von Harriet zu Wimsey und zurück.
    »Nein«, sagte Wimsey, »Sie können ganz beruhigt sein. Wir fragen nicht, ob wir mitgehen dürfen. Ich weiß, daß Amateurdetektive die Angewohnheit haben, die Polizei bei ihrer Pflichterfüllung zu behindern. Wir werden uns inzwischen die Stadt ansehen wie ein Pärchen auf Urlaub. Nur eins möchte ich mir gern einmal ansehen, wenn es Ihnen keine Umstände macht – das Rasiermesser.«
    Der Inspektor war gern bereit, Lord Peter das Rasiermesser sehen zu lassen. »Und wenn Sie sich mir jetzt anschließen«, fügte er freundlich hinzu, »kommen Sie an den vielen Reportern vorbei.«
    »Nein, danke!« sagte Harriet. »Ich muß mit den Reportern sprechen und ihnen von meinem neuen Buch erzählen. Ein Rasiermesser ist ein Rasiermesser, aber eine gute Vorausreklame bedeutet Umsatz. Gehen Sie beide nur; ich komme später nach.«
    Sie entfernte sich, um sich den Reportern zu stellen. Der Inspektor grinste ein wenig verlegen.
    »Nichts gegen die junge Dame«, meinte er. »Aber können wir uns darauf verlassen, daß sie nichts ausplaudert?«
    »Keine Angst, sie wird einen guten Romanstoff nicht verschenken«, meinte Wimsey leichthin. »Kommen Sie, wir trinken was.«
    »Nicht so kurz nach dem Frühstück«, wehrte der Inspektor ab.
    »Oder wir rauchen zusammen eine Zigarette«, schlug Wimsey vor.
    Der Inspektor lehnte ab.
    »Oder wir setzen uns einfach gemütlich in den Salon«, meinte Wimsey und setzte sich.
    »Sie müssen mich entschuldigen«, sagte Inspektor Umpelty. »Ich muß weiter. Ich werde auf der Wache Bescheid sagen, daß Sie das Rasiermesser sehen möchten« … ›Der hängt ja ganz schön am Rockzipfel dieser Frau‹, dachte er, während er sich breitschultrig durch die Drehtür schob. ›Armer Teufel!‹
Harriet, die sich nach einer halben Stunde von Salcombe Hardy und seinen Kollegen befreien konnte, fand Wimsey getreulich wartend im Salon.
    »Ich bin den Inspektor losgeworden«, erklärte er gutgelaunt. »Setzen Sie Ihren Hut auf, dann gehen wir.«
    Ihr gemeinsamer Weggang aus dem Hotel wurde vom Heer der Fotografen, das soeben von der Küste zurückgekommen war, bemerkt und auf Film gebannt. Sie schritten durch eine Allee klickender Verschlüsse die Marmortreppe hinunter und stiegen in Wimseys Daimler.
    »Ich komme mir vor«, meinte Harriet boshaft, »als ob wir soeben in St. George am Hanover Square geheiratet hätten.«
    »O nein«, entgegnete Wimsey. »Dann würden Sie jetzt zittern wie ein aufgestöbertes Rebhuhn. Mich zu heiraten ist nämlich ein gewaltiges Erlebnis – das können Sie sich gar nicht vorstellen. Auf der Polizeiwache sind wir gut aufgehoben, falls der Polizeidirektor uns nicht lästig fällt.«
    Der Polizeidirektor hatte glücklicherweise zu tun, und Sergeant Saunders wurde beauftragt, ihnen das Rasiermesser zu zeigen.
    »Wurde es schon auf Fingerabdrücke untersucht?« fragte Wimsey.
    »Ja, Mylord.«
    »Ergebnis?«
    »Kann ich nicht genau sagen, Mylord. Ich glaube aber, es war nichts.«
    »Na, jedenfalls darf man es jetzt anfassen.« Wimsey drehte es in der Hand und inspizierte es von allen Seiten, zuerst mit bloßen Auge, dann mit einer Uhrmacherlupe. Außer einem feinen Riß im elfenbeinernen Griff wies es keine auffälligen Besonderheiten auf.
    »Wenn da noch irgendwo Blut dran ist, muß es am Gelenk sein«, bemerkte er. »Aber das Meer scheint gründliche Arbeit geleistet zu haben.«
    »Wollen Sie andeuten«, fragte Harriet, »daß die Waffe gar nicht wirklich die Waffe war?«
    »Das würde ich gern«,

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