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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Bewohner der Nacht aus Leidenschaft mordeten, schmiedeten sie keine raffinierten Pläne, beseitigten keine Fingerabdrücke und hüllten sich weder vorher noch nachher in diskretes Schweigen. Brüllen und Revolverschüsse, lautes Schluchzen und weinerliche Reue waren die Zeichen und Symbole tödlicher Leidenschaft unter denen, die das süße Leben führten.
    In Wahrheit hatte Dian ihm ja noch eine Information gegeben, aber im Augenblick verstand er sie nicht zu deuten, wußte nicht einmal, daß er sie besaß. Er konnte nur warten, warten wie die Katze vor dem Mauseloch, bis etwas herausgesprungen kam, dem er nachsetzen konnte. Und so verbrachte er wachsam seine Abende, fuhr im Wagen umher, spielte auf der Penny-Flöte und gönnte sich nur in den frühen Morgenstunden ein wenig Schlaf, bevor er wieder in die Pymsche Tretmühle stieg.
    Wimsey deutete Dian de Momeries Gefühle für ihn völlig richtig. Er erregte und ängstigte sie, und insgesamt durchlief sie beim Klang der Penny-Flöte ein wohliger Schrecken. Aber der eigentliche Grund, weswegen sie ihn bei Laune halten zu müssen glaubte, erwuchs aus einem Zufall, von dem er nichts wissen konnte und von dem sie ihm auch nichts sagte.
    Am Tag nach ihrer ersten Begegnung hatte Dian auf einen Außenseiter namens Akrobat gesetzt, und er war mit 50 zu 1 durchs Ziel gegangen. Drei Tage nach ihrem Erlebnis im Wald hatte sie auf einen anderen Außenseiter namens Harlekin gesetzt, und er war als zweiter mit 100 zu 1 eingelaufen. Seitdem stand für sie zweifelsfrei fest, daß er ein mächtiger, vom Himmel gesandter Glücksbringer war. Der Tag nach jeder Begegnung mit ihm war für sie ein Glückstag, und es stimmte einfach, daß sie an diesem Tag meist auf die eine oder andere Weise zu Geld kam. Nach den ersten beiden glänzenden Coups hatten Pferde sie enttäuscht, aber dafür hatte sie beim Kartenspiel Glück gehabt. Wieviel von diesem Glück einfach eine Folge ihres Selbstvertrauens und Siegeswillens war, hätte nur ein Psychologe beantworten können; jedenfalls gewann sie, und woran das lag, war für sie über jeden Zwei fel erhaben. Sie sagte ihm nicht, daß er ihr Maskottchen war, da sie der abergläubischen Meinung war, ihr Glücksfaden werde dann reißen, aber sie war bei einer Wahrsagerin gewesen, die ihre Gedanken gelesen hatte wie ein offenes Buch und sie in ihrem Glauben bestärkt hatte, daß ein geheimnisvoller Fremder ihr Glück bringen werde.
    Major Milligan lümmelte sich mit einem Whisky-Soda auf Dians Couch und richtete ein ziemlich verdrießliches Augenpaar auf sie. Er war ein großer, schwerfälliger Mann, bar jeder Moral, aber halbwegs mäßig in seinen Gewohnheiten, wie Menschen es sein müssen, die mit anderer Leute Schwächen Geschäfte machen.
    «Hast du noch mal was von der kleinen Dean gehört, Dian?»
    «Nein», sagte Dian gedankenabwesend. Sie hatte Milligan allmählich über und hätte gern mit ihm Schluß gemacht, wenn er nur nicht so nützlich für sie gewesen wäre und sie nicht zuviel gewußt hätte, um gefahrlos mit ihm brechen zu können.
    «Du solltest mit ihr in Verbindung bleiben.»
    «Mein Gott, wozu? Die Frau ist die Langeweile in Person.»
    «Ich will wissen, ob sie etwas über die Firma weiß, in der Dean gearbeitet hat.»
    «Die Werbeagentur? Aber Todd, wie furchtbar langweilig! Was findest du an einer Werbeagentur interessant?»
    «Das laß meine Sorge sein. Ich war da hinter einer ziemlich nützlichen Sache her, sonst nichts.»
    «Oh!» Dian überlegte. Das klang wieder interessant, fand sie. Vielleicht ließ sich daraus etwas machen. «Wenn du willst, kann ich sie ja mal anrufen. Sie ist nur so entsetzlich spießig. Was willst du denn von ihr wissen?» «Das geht dich nichts an.»
    «Todd, ich wollte dich schon lange etwas fragen. Warum hast du von mir verlangt, Victor aufzugeben? Nicht daß es mir um den armen Teufel leid täte, aber es hat mich eben gewundert, wo du doch zuerst gesagt hattest, ich soll ihn mir warmhalten.»
    «Weil», antwortete Major Milligan, «dieses kleine Stinktier versucht hat, mich aufs Kreuz zu legen.»
    «Du lieber Himmel, Todd – du solltest zum Film gehen, als Dick Bullenbeißer, der Rauschgiftkönig der Unterwelt. Rede doch mal so, daß man dich versteht.»
    «Es ist ja alles schön und gut, mein Kind, aber dein kleiner Victor fing an lästig zu werden. Jemand hat ihm was erzählt – wahrscheinlich du.»
    «Ich? Du bist vielleicht gut! Ich konnte ihm doch nichts erzählen, Todd. Du erzählst mir ja

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