Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
für ihr Land gestorben waren. Peters Name hätte ausersehen sein können, in goldenen Lettern in der Kapelle des Balliol College geschrieben zu stehen, an den Wänden der Kirche von Denver – In seligem Andenken, ihre Namen leben weiter; Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde; In stolzem, dankbarem Gedenken … Doch für den Moment zumindest war er verschont geblieben, war sie verschont geblieben. Gerecht war das nicht. Aber wie gut fühlte sich dennoch das kühle Wasser an, die sanfte Sonne, wie gut klang das Lachen der Kinder.
Am Nachmittag trottete die kleine Schar heimwärts durchs knöchelhohe Gras – die Heuernte würde früher sein in diesem Jahr. Zu Hause wurde Mrs. Trapp sofort von den Kindern belagert, die ihren Tee forderten.
Harriet traf Peter beim Lesen der Briefe an, die sie ihm über Wendy Percival geschrieben hatte. «Ich danke dir für die Aufzeichnungen, Harriet. Es muss sehr frustrierend gewesen sein, immer zu schreiben und keine Antwort zu bekommen.» «Ich habe an dich gedacht, Peter. Das half mir beim Denken.»
«Die Briefe sind unbezahlbar. Ich habe Bunter den Nachmittag freigegeben. Er unternimmt mit Hope eine Wanderung nach Broxley. Allerdings habe ich Bungo gebeten herzukommen. Und Kirk stößt auch zu uns. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.» «Natürlich macht es mir was aus. Schrecklich viel! Aber es geht schon in Ordnung. Warum denn den scheußlichen Bungo?»
«Findest du ihn scheußlich? Er ist ein bisschen steif, schon. Aber sehr auf Draht, Harriet. Das muss er auch sein.»
«Eure Freunde sind meine Freunde, Mylord. Hast du Mrs. Trapp Bescheid gesagt, wegen des Abendessens?»
«Sie hat gemeint, sie werde schon etwas zuwege bringen. War es sehr schwer?»
«Wir können uns eigentlich nicht beklagen. Das Essen ist ein bisschen langweilig geworden. Aber ich war schon immer mehr dafür zu essen, um zu leben, und nicht umgekehrt. Aus Bananen mache ich mir sowieso nichts.»
«Ich hatte mir kürzlich geschworen, mich über nichts mehr zu beklagen, wenn ich nur gut nach Hause komme und meinen Kanten Brot und ein Glas sauberes Wasser am Tag habe.»
«Liebe Güte, Peter! Das wirst du schwerlich durchhalten. Dann war es also so schlimm? Du kannst dir nicht denken, wie furchtbar die Vorstellung für mich ist, dass du Hunger leidest …»
«Der Hunger war noch nicht das Schlimmste.» Sie erschauderte, nahm sich aber zusammen. «Was denn dann?»
Er antwortete nicht, stattdessen sagte er: «Harriet, ich habe dir noch gar nicht gedankt, dass du mir das Leben gerettet hast.» «Nicht der Rede wert. Gern geschehen.»
«Großer Gott, Harriet, wenn ich daran denke, was für ein Albdruck es war, dich zu retten! Und welchen Kampf wir ausgestanden haben, das alles hinter uns zu lassen und uns auf gleicher Augenhöhe zu begegnen! Was soll das heißen, nicht der Rede wert? Ich habe mich verzehrt danach, dass wir quitt ziehen!» «Mir ist erst jetzt etwas klar geworden, was ich früher nicht gesehen habe. Es hat einfach nichts mit der Person zu tun. Dasselbe hätte ich für jeden anderen auch getan, wenn ich gekonnt hätte. Und – stimmt es nicht? – bei dir war es auch nichts Persönliches. Du hättest jeden Beliebigen gerettet, der zu Unrecht angeklagt gewesen wäre.»
«Natürlich hätte ich das. Das Persönliche daran war, dass ich auf den ersten Blick gesehen habe, dass du es nicht getan haben ko nntest. Und hieran war das Persönliche, dass du wusstest, welchen Text ich genommen habe. Und dass du mich wiederhaben wolltest, natürlich.»
«Ja, mein Lieber, wiederhaben wollte ich dich.»
Die ernste Unterredung fand im Esszimmer statt. Bunter stellte ein Silbertablett mit einer Flasche Portwein neben Peter an das Kopfende des Tisches. «Setzen Sie sich, Bunter», forderte Peter ihn auf. «Sie sind in dieser Sache mit dabei.»
Superintendent Kirk saß neben Harriet, Bungo ihnen gegenüber. Neben ihm führte sein Sekretär Protokoll. «Die Sache ist sehr ernst, Wimsey», sagte Bungo. «Ich musste für alle Anwesenden eine Sicherheitsüberprüfung durchführen lassen.»
«Das dachte ich mir schon», erwiderte Peter. «Wie haben wir abgeschnitten?»
«Superintendent Kirk ist so sauber wie frisch gefallener Schnee. Bunter ebenfalls. Über die kommunistische Vergangenheit deiner Schwester, Wimsey, haben wir hinweggesehen, wie du weißt, aber in den Akten ist sie weiterhin. Von einigen der alten Freunde deiner Frau sollte man sich besser trennen.
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