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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Und an einen Neuanfang denken. «
    Davon wollte sie nichts hören. Eigensinnig schüttelte sie den Kopf, blieb aber stumm.
    Er umfasste ihr Kinn und hob es leicht an.
    » Lizzie, kein Mensch verlangt von dir, dass du ihn verloren gibst. Solange du keine Gewissheit über sein Schicksal hast, bleibt dir sowieso nichts anderes übrig, als auf weitere Nachrichten zu warten. Gestatte mir einfach nur, dir dabei zur Seite zu stehen und dir zu helfen. « Sein Daumen beschrieb einen sachten Bogen über ihre tränennasse Wange. » Komm mit mir nach Barbados zurück, damit ich für dich und die Kinder sorgen kann. «
    » William, du hast schon so viel für mich getan. Ich kann dir das nicht zumuten. «
    » Unfug « , wehrte er ab. » Das Herrenhaus auf Summer Hill ist fertig, und es ist riesig. Celia und ich verlieren uns darin. Es wird höchste Zeit, dass es von Leben erfüllt wird. «
    » Celia… Wie geht es ihr? «
    » Sie ist sehr dickköpfig und hat alles fest im Griff. Einschließlich meiner Person. «
    Elizabeth lächelte über diese trockene Bemerkung. Sie konnte es sich bildlich vorstellen, wie Celia dafür sorgte, dass William regelmäßig aß und die Wäsche wechselte und sich wenigstens ab und zu von der schweren Arbeit ausruhte. Ohne Celia wäre dieses Hemd, das er trug, sicher nicht so sorgfältig geplättet und die Beinkleider und Schuhe weniger sauber und gepflegt. Wahrscheinlich half sie ihm sogar beim Rasieren.
    William hielt immer noch Elizabeths Kinn umfasst. Er streifte ein letztes Mal mit der Daumenkuppe über ihre Wange und berührte dabei kurz ihren Mundwinkel, sicherlich unabsichtlich, doch Elizabeth bog unbewusst den Kopf ein wenig zurück, und er ließ die Hand sinken, einen peinlich berührten Ausdruck im Gesicht.
    » Lady Elizabeth, Sir William! « , rief Yvette von drinnen mit glockenheller Stimme. » Wollt Ihr nicht wieder hereinkommen und uns die Ehre geben? Wir könnten ein wenig Karten spielen! «
    » Was gäbe ich drum, dem zu entgehen « , brummte William.
    » Damit würden wir sie sehr enttäuschen « , sagte Elizabeth. Die Anspannung, die sie erfasst hatte, löste sich ein wenig.
    » Na schön, gehen wir rein. Und morgen reden wir darüber, dass du mit mir nach Barbados zurückkommst, ja? «
    » Um dann Scherereien mit diesem heimtückischen Mistkerl von Gouverneur zu bekommen? Darauf kann ich verzichten. «
    » Das soll er nur wagen. Was die Zukunft dieses Mannes angeht, so habe ich bereits vorgesorgt und meinem Gewährsmann in London eine Botschaft übermittelt, unter Beifügung mehrerer urkundlicher Zeugenaussagen, die eine Anklage ausreichend untermauern sollten. «
    » Eine Anklage? Wegen seiner… Neigungen? « Elizabeth bemühte sich um einen sachlichen Ton.
    » Mit seinen Neigungen beschränkt Doyle sich auf seine Sklaven « , antwortete William. » Deren Wort würde nicht viel zählen, ganz zu schweigen davon, dass sie sowieso nichts sagen, weil sie die Ersten wären, die dafür hängen würden. Nein, es gibt andere, gravierendere Vorwürfe, die er nur schwerlich abstreiten kann. «
    » Und welche sind das? «
    » Betrug. Seine Geldgier kennt keine Grenzen. Er hat angefangen, unbebautes Land zu parzellieren und zu veräußern. Alle aus dem Rat der freien Pflanzer konnten Ansprüche anmelden und ihre Anbaufläche auf diese Weise vergrößern. « William lächelte flüchtig. » Dummerweise hat er das ohne Wissen und Willen des englischen Parlaments getan und sich einfach stillschweigend die Taschen gefüllt. Das wird ihm das Genick brechen. «
    » War das seine Idee oder die von Eugene Winston? «
    » Ich schätze, Eugene hat es ausgeheckt. Der hat sich allerdings zwischenzeitlich nach England abgesetzt, was darauf schließen lässt, dass er Doyle mit diesem Plan eher schaden als nützen wollte. «
    Henri erschien auf der Terrasse. Es war ihm sichtlich peinlich, sie zu stören.
    » Verzeiht, wenn ich Eure Unterhaltung unterbreche. Doch Yvette… sie fleht mich geradezu an, Euch zum Kartenspiel zu bitten… « Er lächelte in komischer Verzweiflung. » Man kann sich ihr nur schwer widersetzen. «
    » Es tut uns leid, dass wir Euch warten ließen. Wir hatten ohnehin alles Wichtige besprochen. Also– auf zum Kartenspiel. « Elizabeth umfasste den von William dargebotenen Arm, und gemeinsam gingen sie zurück ins Haus.
    Am nächsten Morgen erwachte sie früh, die Sonne war noch nicht aufgegangen. Wie üblich war Faiths Quengeln die Ursache dafür, dass ihre Nacht vorzeitig zu Ende war.

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