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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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weil beide mit Duncan reisen würden. Felicity wollte zu ihrem Verlobten Niklas Vandemeer nach Amsterdam, um endlich seine Ehefrau zu werden. Anne dagegen hatte noch keine festen Pläne. Sie wollte einfach nur ihre englische Heimat wiedersehen, weiter hatte sie bisher nicht gedacht.
    » Miss Jane lässt übrigens ausrichten, dass sie gleich das Mittagessen auf den Tisch bringt « , sagte Duncan.
    » Oh, das ist gut. Ich habe unglaublichen Hunger. « Elizabeth erhob sich aus dem Lehnstuhl, auf dem sie während des Stillens immer saß, und streckte sich ein wenig. Sie war müde, wie stets um die Mittagszeit, doch ihr Hunger überwog ihre Erschöpfung bei Weitem, und die Vorfreude auf das Essen ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie legte das schläfrige Baby in die Wiege neben ihrer Bettstatt und verließ gemeinsam mit Duncan und Johnny die Kammer.
    Auf der Veranda des Hauses hatten sich bereits die Frauen versammelt– Anne, Felicity und Deirdre. Gemeinsam mit Miss Jane deckten sie den Tisch und trugen das Essen auf.
    » Setzt Euch! « Das rundliche Gesicht von Miss Jane war rosig angelaufen von der Hitze des Kochfeuers, ihr Kattungewand, das ihre füllige Gestalt umspannte, nass vor Schweiß. » Nehmt Euch von dem Fleisch, bevor alles in den hungrigen Mäulern der Männer da draußen verschwunden ist! «
    Diejenigen Matrosen von der Elise, die Duncan zum Holzfällen abkommandiert hatte, aßen im Freien vor dem offenen Küchenhaus, wo sie auf roh gezimmerten Bänken hockten, ein rundes Dutzend rauer Gesellen, umweht vom Rauch des mit Zweigen und Blättern abgedeckten Holzfeuers, über dem sie Fleisch und Fisch brieten. Diese Art, das Essen zuzubereiten, stammte von den Eingeborenen, die es buccan nannten und damit die köstlichsten Fisch- und Fleischgerichte hervorbrachten. Schon vor vielen Jahren hatten die Seefahrer der Antillen diese Methode übernommen.
    Duncans Männer kümmerten sich selbst um ihre Versorgung, indem sie mit dem Beiboot zum Fischen hinausfuhren oder in den Wäldern mit der Armbrust Wildschweine erlegten. Gemüse, Obst und Kleinvieh erhielten sie von den Eingeborenen, die gelegentlich über den Fluss mit ihren Kanus in die Bucht kamen und Bataten, Bohnen, Ananas, Nüsse und Mais brachten, im Tausch gegen Kleinigkeiten– ein paar Knöpfe, ein Stück Leinen, eine Handvoll Nägel oder Glasperlen. Nie vergaßen die Männer, von dem eingetauschten Essen einen Teil bei Miss Jane abzuliefern, vor deren Haus sie kampierten und deren Bootssteg sie benutzten. Auch Fisch und Fleisch brachten sie ihr regelmäßig und bekamen dafür reichlich von dem Ale, das sie selbst braute.
    Jane Douglas, die Witwe eines walisischen Handelskapitäns, von allen trotz ihrer vierzig Jahre und ihrer behäbigen Körperfülle nur kurz Miss Jane genannt, war wegen ihrer fröhlichen, zupackenden Art allseits beliebt. Ihre Hilfsbereitschaft und ihre Gastfreundschaft kannten keine Grenzen, und die großherzige Fürsorglichkeit, mit der sie Duncan, Elizabeth und die anderen bei sich aufgenommen hatte, war beispiellos. Sie hatte darauf bestanden, dass die Frauen und Kinder in ihr Haus zogen. Ihre eigene Tochter war im vergangenen Jahr an einem Fieber gestorben, und Miss Jane war glücklich, wieder Leben im Haus zu haben. Von den zwei Schlafkammern ihres Blockhauses hatte sie auf der Stelle eine für Elizabeth und die Kinder geräumt. Duncan, Edmond und die übrigen Männer schliefen in behelfsmäßigen Hütten, die sie in der Nähe errichtet hatten. Deirdre, Anne und Felicity hatten ihr eigenes kleines Blockhaus. Sie alle hatten sich, so gut es ging, häuslich eingerichtet und fühlten sich recht wohl bei Miss Jane, die es sich nicht nehmen ließ, Elizabeth zu umsorgen, damit diese sich rasch von der schweren Geburt erholen konnte. Sie bekam eine angemessene Entlohnung dafür, doch sie betonte stets, dass sie es auch ohne Bezahlung getan hätte.
    Das Blockhaus gehörte zu einer kleinen, primitiven Ansiedlung an der Mündung eines Flusses, den die Siedler Indian River nannten. Der Ort selbst hatte noch keinen festen Namen. Es lebten zu wenige Menschen hier für ein richtiges Gemeinwesen; mehr als ein paar Hütten und einen Bootsausleger gab es nicht.
    Im Verhältnis zu den übrigen Unterkünften war das Haus, in dem Elizabeth und die Ihren untergekommen waren, recht geräumig, denn Miss Janes verstorbener Gatte war kein armer Mann gewesen und hatte seiner Frau ein bequemes Leben bieten wollen. Vor drei Jahren hatte ihn der

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