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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gewesen.
    » Komm doch, Schätzchen « , lallte der eine der beiden in schlechtem Englisch. Er sprang vor und packte sie, bevor sie zurückweichen konnte. Von seinem eigenen Schwung vorwärtsgetragen, prallte er gegen sie und brachte sie zu Fall. Er grunzte und lachte, als er auf sie fiel, offenbar gefiel ihm das Ergebnis seiner Ungeschicklichkeit. Mit einer Hand griff er ihr grob ins Haar und bog ihr den Kopf zurück, während er mit der anderen eine ihrer Brüste packte und mit den Knien ihre Schenkel auseinanderdrängte. Elizabeth hielt die Luft an, bis ihr schwarz vor Augen wurde. Ihr rechter Arm war zwischen seinem und ihrem Körper eingeklemmt, der andere hinter ihrem Rücken. Sein betäubender, nach Fusel und Fisch stinkender Atem schlug ihr ins Gesicht, sie spürte sein Glied an ihrem Bein. Als er sein Gewicht verlagerte, um in sie eindringen zu können, gelang es ihr endlich, ihre Rechte zu befreien und in den Stoffhaufen zu fassen, der dicht neben ihrem Kopf lag. Der Matrose bäumte sich auf und ergriff sein Glied. Seine Erektion reichte nicht aus, um den schändlichen Akt zu vollziehen. In diesem Moment ertastete Elizabeth das Messer. Sie riss es aus dem Futteral und stieß es ihrem Peiniger ohne Umschweife ins Gesicht. Sie hatte sein Auge treffen wollen, doch die scharfe kleine Klinge rutschte am Jochbein ab und schlitzte dem Mann die Wange auf. Mit einem Aufschrei drehte er den Kopf zur Seite und stemmte sich schwerfällig hoch, was ihr Gelegenheit gab, noch einmal zuzustoßen. Diesmal traf sie besser– sie stach ihm seitlich in den Hals, und als sie das Messer mit einem Ruck wieder zurückzog, sprudelte Blut hervor. Der Matrose griff sich verdutzt an den Hals, spürte die Flüssigkeit und nahm die Hand wieder weg. Verständnislos betrachtete er seine rot gefärbten Finger, dann starrte er auf den pumpenden dünnen Strahl, der seitlich unterhalb seines Kinns aus seinem Hals spritzte, im Rhythmus seines Herzschlags. Langsam, als sei er von einer plötzlichen Lähmung befallen, torkelte er zur Seite. Der andere Seemann schrie etwas Unverständliches und stürzte sich mit einem wilden Ausruf auf Elizabeth. Ihr blieb keine Zeit, ihm auszuweichen. Er hatte sein Messer gezogen, einen großen Sarazenendolch. Mit den Knien drückte er sie gewaltsam zu Boden, während er ihren Zopf packte, ihr den Kopf nach hinten bog und die Klinge auf ihre Kehle senkte. Sie schloss die Augen, um die rachsüchtige Fratze ihres Mörders nicht als letzten Anblick mit in den Tod nehmen zu müssen.
    Doch der erwartete Schmerz blieb aus, das Messer berührte sie nicht. Sie hörte einen gepressten Aufschrei und öffnete die Augen wieder. Der Mann über ihr starrte sie an, sein Mund stand weit offen, er wirkte fassungslos. Seine Augen waren aufgerissen, und dann verdrehten sie sich nach oben. Sein Körper sackte zusammen. Elizabeth schob sich hastig von ihm weg, und während sie sich keuchend und schluchzend auf die Knie hochkämpfte, sah sie den Fischspeer zwischen den Schulterblättern des Mannes stecken. Nur einen Schritt von ihr entfernt stand eine braunhäutige Frau, kaum größer als ein zwölfjähriges Mädchen. Sie ließ ein paar schrille, fremdartige Laute hören, dabei trat sie dem am Boden liegenden Mann, der wie ein Karpfen auf dem Trockenen nach Luft schnappte, hart in die Seite. Seine Hände und Füße zuckten. Aus seinem Mund floss Blut und färbte den grauen Stoppelbart rot.
    Elizabeth kam taumelnd auf die Füße. Ihr war schlecht, alles drehte sich um sie. Mit einem Würgen beugte sie sich vor und erbrach sich neben dem sterbenden Mann.
    Der andere lag nur ein paar Schritte entfernt. Er gab kein Lebenszeichen mehr von sich.
    Die junge Indianerin bückte sich, zog den Speer aus dem Rücken des Bärtigen, rollte ihn mit einem Fuß auf den Rücken und betrachtete sein Gesicht. Sie sagte ein paar Worte in ihrer Sprache, dann nahm sie den Dolch des Sterbenden und kniete neben ihm nieder. Elizabeth beobachtete in sprachlosem Entsetzen, wie sie ihm zwischen die Beine griff und mit ein paar entschlossenen Schnitten sein Glied abtrennte. Der Mann stöhnte, war aber dem Tode schon zu nahe, um auch nur eine Hand zur Abwehr zu heben. Gleich darauf tat er seinen letzten rasselnden Atemzug, und die Frau ging mit dem blutverschmierten Speer und dem Messer zum Wasser, um beides dort abzuwaschen. Elizabeth konnte sich kaum auf den Beinen halten, der Schock und die überstandene Todesangst ließen ihr die Knie einknicken. Sie stolperte

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