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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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zunehmende Häufigkeit und die ansteigende Hektik im Ton der Durchsagen durchaus als bedrohlich empfunden. Sie fühlte sich gerade jetzt von Tom allein gelassen und verstand nicht, wieso er ausgerechnet in einer solchen Situation wie gewohnt auf Kliniktour gehen musste. Ihr Blick fiel auf die beiden Koffer, die sie neben sich abgestellt hatte. Seufzend griff sie danach und trug sie zum Auto. Ihre Grübelei half nichts, es war allemal besser, wenn sie möglichst viele Dinge in Sicherheit brachte. Sie war froh über die Unterstützung, die sie von Lisa und Bill bekam. Bill hatte ihr sogar einen Hausschlüssel vorbeigebracht und sie davon überzeugt, dass vorausschauende Vorsicht besser sei als eine überstürzte Flucht. Nachdem er gegangen war, hatte sie minutenlang gegen aufsteigende Panik angekämpft. Was sollte sie nur tun, wenn es plötzlich ganz schnell gehen musste? Was, wenn Toms Maschine in Cameron nicht mehr würde landen können? Konnte sie mit drei Kindern alles ohne ihn bewältigen? Die Wut über seine scheinbare Gelassenheit hatte ihr schließlich dabei geholfen, aktiv zu werden und die ersten Koffer zu packen.
    Auf dem Weg zu Bills und Lisas Haus machte sie am Hotel Halt und gab Steven und Sophie in die Obhut von Carol. So hatte sie mehr Ruhe, um weiterzupacken. Marie schmollte noch immer, weil anscheinend niemand ihre Sorge um Chocolate ernst nahm. Nora schüttelte innerlich den Kopf über ihre Tochter. Immerhin wollte sie ihr jetzt bei den Transportfahrten helfen und packte schon in ihrem Zimmer.
    Die Sprechstunde bei den Garretts verlief routinemäßig, obwohl auch hier draußen eingehend der Verlauf der Feuerfront verfolgt wurde. Radio und Funkgerät blieben eingeschaltet, und die wartenden Patienten ließen eine gewisse Anspannung erkennen. Tom und Lisa hielten vergeblich nach der alten Gwyn Henderson Ausschau. Sie würden also auf dem Heimflug eine weitere Zwischenlandung einlegen müssen. Phil hatte es vorgezogen beim Flugzeug zu bleiben, um es jederzeit startklar machen und regelmäßig über Funk den Wetterbericht und die Ansagen über die Feuerfront abfragen zu können. Seine Laune war auf einen Tiefpunkt gesunken, nachdem er erfahren hatte, dass er auf der Henderson-Piste würde landen müssen, die in sehr schlechtem Zustand war. Tom hatte Mühe, sich auf die Sprechstunde zu konzentrieren. Immer wieder lauschte er den Radiodurchsagen und dachte an Nora und die Kinder. Zwischen den einzelnen Patienten gingen seine Augen zum Himmel und schienen die Wolkenformationen abzutasten. Warum regnete es nicht endlich?
    Während Nora das Bettzeug zum Auto schleppte und auf der Rückbank verstaute, stieg erneut Unmut über Maries »Pferdekummer« in ihr auf. Genervt drehte sie sich zu ihrer Tochter um, die die Ausstattung von Stevens Babybett auf dem Arm hielt. Sie nahm ihr die Sachen ab. »Sag mal, Marie, denkst du vielleicht auch mal an uns, und nicht nur an dein Pferd? Ist es nicht vielleicht eher ein paar Gedanken wert, dass wir uns in Sicherheit bringen müssen?«
    Marie presste die Lippen aufeinander und schwieg verstockt. Nora legte die Babydecke samt Spieluhr und Bettumrandung auf den Stapel im Auto und drehte sich zu Marie um, die ihr schon wieder Leid tat. Sie legte beide Arme um sie und zog sie an sich.
    »Bitte, Marie, hör auf, dich so verrückt zu machen. Glaub mir lieber, dass ein Mensch wie Michael, der hier aufgewachsen ist, ganz bestimmt Ahnung von Stürmen und Buschfeuern hat. Er hat den Reitstall doch von seinem Vater übernommen, und er wird alles in seiner Macht Stehende tun, damit es deiner Chocolate und all den anderen Pferden gut geht.«
    Marie löste sich trotzig von Nora. »Und wenn er nicht daran geglaubt hat, dass die Feuer so weit kommen? Wenn er es abwarten wollte und es nun zu spät ist? Was ist, wenn sie dort nicht mehr wegkommen?«
    Nora versuchte geduldig zu bleiben. »Schatz, die Pferde sind sein Lebensunterhalt, sein Kapital. Damit sind sie das Wichtigste für ihn. Etwas, das so wichtig ist, setzt man keiner Gefahr aus.« Sie lächelte und wies auf das Gepäck, das sich im Auto stapelte. »Was glaubst du, warum ich schon anfange, euch und alles, was wir brauchen werden, in Sicherheit zu bringen? Ihr seid nämlich das Wichtigste für mich.«
    Marie sah sie traurig an. Trotz ihres Kummers war sie ihrer Mutter wieder nah. Nora spürte es, legte einen Arm um sie und zog sie mit zum Haus. »Komm, wir schauen noch mal, was wir vergessen haben.«
    Angespannt und innerlich

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