Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Huren dagegen waren verschwiegen, besonders, wenn man ihnen schmeichelte und sie gut bezahlte. Jake brauchte weiß Gott niemanden, der ihn identifizieren konnte, falls die Polizei oder Bartie Lee kamen und Fragen stellten.
            Als er ging, glatt rasiert und nahezu glatzköpfig, gab er ihr mehr Geld, als sie verlangt hatte, und versprach, sie wieder zu besuchen, sobald er Zeit hatte.
            »Wie heißt du?«, fragte sie.
            »Rory. Rory Moore«, antwortete er, ein neuer Name, der ihm auf Grund langer Gewohnheit leicht von den Lippen kam.
            »Oh! Ein hübscher Name. Er passt zu dir. Viel Glück!«
             
            Seine Schirmmütze endete tief vergraben in einem Müllhaufen, nachdem er sich in einer der Buden einen Strohhut gekauft hatte. Dann begann er, Proviant und Ausrüstung zu besorgen, nur das absolut Notwendigste, das er dann im Gestrüpp am Rande der Stadt versteckte. Es war noch sehr früh, und er durfte sich nicht eigentlich nicht blicken lassen. Also versteckte er seine Habseligkeiten und machte sich keineswegs wählerisch auf die Suche nach einer Mahlzeit. Nach wenigen Minuten stieß er auf eine Frau, die über einem Lagerfeuer Fisch und Kartoffeln bereitete, und kaufte ihr einen Teil davon ab.
            Danach zog er es vor, sein Gesicht nicht mehr zu zeigen, streckte sich unter einem hohen Gummibaum aus und wollte den Tag verschlafen, doch seine Gedanken ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Er versuchte, die lauten Stimmen, das Hundegebell, das Getrappel von Pferden und Rumpeln von Wagen – die vertrauten ländlichen Geräusche – zu ignorieren. So vertraut waren sie, wie der scharfe Duft von Eukalyptus, der in der Luft hing und sie reinigte, dass er glaubte, sich wieder im frühlingsfrischen Goulburn zu befinden, mit den ordentlichen Straßen und anständigen Leuten, bis er mit einem Schluchzen aufwachte.
            Es war ein langer Tag, an dem er lediglich unter seinem Baum lag, nicht schlafen konnte, sich weigerte, einzuschlafen … die verdammten Gummibäume verfluchte, weil sie Erinnerungen heraufbeschworen, Erinnerungen, die er schon lange tief begraben geglaubt hatte.
            Doch als die Dämmerung kam, war er hellwach, trieb sich herum und hielt Ausschau nach einem Pferd, beobachtete Betrunkene, duckte sich, folgte ihnen auf ihren schwankenden Wegen zu Kneipen und Bordellen und musterte ihre Pferde. Irgendwann kam er zu einem Pferd, eher geschenkt als gestohlen, wie er sich grinsend sagte, als er zum Stadtrand ritt, um seine Ausrüstung zu holen. Der Betrunkene war von seinem Pferd gestiegen, zu Boden gestürzt, hatte sich wieder aufgerappelt und Jake die Zügel in die Hand gedrückt.
            »Halt mal mein Pferd, Kumpel, ja?« Und dann war er ein paar Schritte weitergetaumelt, um sich zu erleichtern. Diese Anstrengung war zu viel für ihn. Er fiel in seine Urinpfütze und schlief ein.
            Binnen einer Stunde war Jake schon ein gutes Stück auf dem Weg landeinwärts vorangekommen, stetig durch den düsteren Busch reitend, ein Gewehr im Sattelholster und eine Pistole im Gürtel. Während der lange Ritt ihn nicht schreckte, musste er doch auf der Hut sein vor Feinden, den bekannten, seinen Schiffskameraden, wie auch den unbekannten. Madeleine hatte ihm viel über die Goldfelder am Palmer River berichten können … ein bisschen zu viel, fürchtete er.
            Die Goldfelder waren immer noch sehr ergiebig, obwohl die Bevölkerung dort in der Wildnis erschreckend angewachsen war. Zwar kamen viele Männer nach nur wenigen Tagen des Schürfens als Millionäre zurück, aber es war ein hartes, raues Leben.
            »Schlimmer als hier?«, hatte Jake im Scherz gefragt.
            »Na ja, es heißt, dass jemand, der zum Palmer zieht, wirklich mutig, völlig verrückt oder völlig verzweifelt sein muss.«
            »Wieso?«
            »Weil es nur Sieger und Verlierer gibt. Nichts dazwischen. Die Verlierer werden krank und sterben oder verhungern – sofern die Wilden sie nicht erwischen.«
            »Was für Wilde?«
            »Die Schwarzen. Es ist ihr Land, und es gefällt ihnen nicht, dass diese Menschenmassen ihr Land besiedeln, und deshalb sind sie auf dem Kriegspfad. Sie haben schon Hunderte von Goldgräbern umgebracht«, berichtete sie mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen. »Auf Speere gespießt, an Bäumen aufgehängt, skalpiert und in

Weitere Kostenlose Bücher