Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
eingestellt.«
Er stellte das Glasröhrchen ab, nahm eine Handvoll Hopfen und führte auch ihn zur Nase. Er war dankbar, in diesem Moment das Thema wechseln zu können, zu groß war die Angst, sich zu verraten.
»Ist das der neue Hopfen aus Süddeutschland?«, fragte er geschäftig.
Markus antwortete nicht, starrte nur gedankenversunken ins Leere.
Olof stieß ihn an.
Markus zuckte zusammen. »Was?«
Olof wiederholte seine Frage.
»Ja«, erwiderte Markus zerstreut und schüttelte im nächsten Augenblick den Kopf. »Nein, das ist der Hopfen aus Tschechien.«
An diesem Tag wirkte Markus noch einige Male abwesend. Und obwohl er normalerweise immer bis zum Abend in der Brauerei blieb, war er an diesem Nachmittag der Erste, der Feierabend machte.
Die Möbel standen dort, wo Valerie sie haben wollte, und die Spediteure waren wieder zurück nach Stockholm gefahren. Valerie hatte sogar schon einige Kartons ausgepackt. Sie wollte schnell fertig werden, denn schon in zwei Tagen würde sie ihre Stelle bei Stekkelson antreten.
Lasse hatte ihr tatkräftig geholfen, dann aber hatte ihn die Lust verlassen. Er wollte nach einer kurzen Dusche viel lieber mit dem Fahrrad nach Boxenberg fahren und die neue Umgebung erkunden. Valerie hingegen sehnte sich nach ein bisschen Ruhe. In der Küche bereitete sie sich Tee zu und machte genau das, wovon sie schon bei ihrer Ankunft geträumt hatte. Sie nahm den Tee mit nach draußen, setzte sich auf einen der Stühle vor dem Haus und schaute über das Wasser.
Sie trank einen Schluck, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Lange war ihr jedoch keine Ruhe vergönnt. Lasse kam aus dem Haus gestürmt.
»Ich kann meine Jeans nicht finden, Mama.«
»Sie muss in einem deiner Kleiderkartons sein«, erwiderte Valerie.
»Nein, da ist sie nicht.«
Valerie hob den Kopf und lächelte ihren Sohn müde an. »Ich komme gleich. Lass mich nur ein paar Minuten entspannen.«
»Kein Stress, Mama.« Lasse grinste. »Ich gehe solange noch mal selbst suchen.« Er lief eilig ins Haus.
Valerie lehnte sich zurück, trank einen weiteren Schluck und ließ ihren Blick ziellos schweifen. Aber auch diesmal hielt die Ruhe nicht lange an. Ein Fahrrad kam den Weg herunter, und Valerie erkannte den Fahrer lange bevor er neben ihr vom Rad stieg.
»Hej!«, grüßte sie.
»Herzlich willkommen!«, sagte Markus.
»Danke.« Valerie erwiderte unverwandt seinen Blick, während sie aufstand. Alle Müdigkeit war mit einem Schlag von ihr gewichen. Ihr Herz schlug wie verrückt, sie fühlte sich unbeholfen und linkisch in seiner Gegenwart, wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte, dass er blieb, wollte ihn nicht durch eine unbedachte Bemerkung vergraulen, gleichzeitig fiel ihr nichts Schlaues ein, das ihn zum Bleiben bewegen könnte. Sie konnte ihn nur anstarren und spürte diesen Sog, der sie mit aller Macht zu ihm hinzog.
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, bot er freundlich an.
Valerie bedankte sich mit belegter Stimme für sein Angebot, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf.
»Na, dann …« Markus machte Anstalten, sich wieder auf sein Rad zu schwingen.
Valerie spürte, wie sich Enttäuschung in ihr ausbreitete. Sie wollte ihn nicht so schnell gehen lassen. Eilig deutete sie auf ihre Tasse. »Möchten Sie auch einen Tee? Ich habe gerade frischen gemacht«, fragte sie eilig.
Als er nicht sofort antwortete, fuhr sie eifrig fort: »Oder Wein? Ich habe einen tollen Rotwein.« Sie bemerkte selbst, wie übereifrig sie klang, kam aber nicht dagegen an.
»Sie können auch ein Bier haben. Ich habe ein paar Flaschen im Kühlschrank entdeckt.«
Markus betrachtete sie lächelnd und nickte. Er stellte das Fahrrad ab und folgte ihr in die Küche. Überall standen Umzugskartons herum, die teilweise zur Hälfte geleert oder noch gar nicht geöffnet waren.
Valerie öffnete den Kühlschrank und nahm eine der Bierflaschen heraus, die sie am Vormittag darin gefunden hatte. Wilander Premium stand auf dem Etikett.
»Die hat mir mein Vermieter in den Kühlschrank gestellt«, sagte sie lachend, »inklusive Werkzeug.« Sie deutete auf den Flaschenöffner, der direkt neben dem Kühlschrank lag.
Als Markus Anstalten machte, die Flaschen zu öffnen, winkte Valerie dankend ab.
»Für mich lieber nicht. Ich bin keine Biertrinkerin.«
Markus ließ diesen Einwand nicht gelten. »Nur einen Schluck«, sagte er lachend. »Sie können doch nicht im Haus eines Bierbrauers wohnen, ohne zu wissen, wie dessen Bier schmeckt.«
Sie
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