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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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Knie ging und dann gleich von vier Männern
aufeinmal in die Mangel genommen wurde. Von vier bekannten Männern. Es waren
ihre Brüder. Und sie hatten anscheinend nicht vor, den perversen Lüstling hier
lebend herauskommen zu lassen.
    „Halt!“, schrie plötzlich eine
Stimme von der Tür her, „halt, lassen Sie sofort den Mann los!“ Vier Polizisten
stürzten sich auf Tomkes Brüder und zerrten sie zurück. „Lassen Sie mich“, hörte
Tomke ihren Bruder  Keno brüllen, „lassen Sie mich, ich bringe ihn um, dieses
Schwein!“ Er schlug und trat in wilder Raserei um sich.
    „Seien Sie vernünftig, Coordes“,
rief Hauptkommissar Büttner, „machen Sie sich nicht unglücklich! Er ist es
nicht wert, dass Sie für ihn ins Gefängnis gehen!“
    Keno fluchte, trat noch einmal
auf Hufschmidt ein, ließ dann aber von ihm ab. „Sie kommen zu früh, Herr
Kommissar“, keuchte er, „wir waren noch nicht fertig mit ihm.“
    „Alles o. k., Frau Coordes?“,
wandte sich Büttner an Tomke.
    „Wohl kaum“, knurrte Maarten und
sah ihn finster an. „Wir brauchen einen Krankenwagen.“
    „Zwei“, sagte Tomke schwach und
fühlte sich plötzlich unendlich müde.
    „Ja, auch einen für Hufschmidt“,
bestätigte Büttner. „Hasenkrug ...“
    „Nein, das ... meine ich nicht.
Hier ... ist noch jemand im Haus ... irgendwo ... man hört immer ein Stöhnen
...“
    „Ein Stöhnen?“, fragte Büttner
und runzelte die Stirn, bedeutete aber seinen Männern, das Haus abzusuchen.
    „Hier ist noch jemand“, hörten
sie bald darauf einen Polizisten rufen, „eine Frau! Sieht nicht gut aus!“
    „Also, Hasenkrug, drei
Krankenwagen, aber schnell!“
    Büttner rannte der Stimme des
Polizisten nach, dicht gefolgt von Maarten und Tomkes Brüdern. „Inka“, schrie
Maarten wenig später entsetzt aus, „mein Gott, es ist Inka Henzler!“
    Mit Schaudern blickten die Männer
auf das menschliche Bündel, das da auf dem nackten Boden vor ihnen lag. Es
wimmerte leise vor sich hin und der ganze Körper war blutüberströmt, das meiste
davon inzwischen angetrocknet. Büttner beugte sich zu ihr hinunter und fühlte
den Puls. Der aber war kaum noch zu spüren.
    „Oh mein Gott“, stöhnte Maarten,
„er hat sie beide entführt. Und wir dachten ...“
    „Dieser Fall liegt anders“,
schnitt ihm Büttner das Wort ab. „Sie hat eine Stichverletzung im Oberkörper.“
    „Eine Stichverletzung?“, fragte
Maarten verwirrt.
    „Ja. Wird eine interessante
Geschichte, die Hufschmidt uns da zu erzählen hat ... wenn er denn jemals
wieder die Zähne auseinanderkriegt, so wie Sie ihn zugerichtet haben“, brummte
er und sah Tomkes Brüder finster an. Die aber zuckten nur mit den Achseln und
schwiegen.
    Die Krankenwagen kamen wenige
Minuten später vorgefahren. Die Ärzte sprangen hinaus und eilten ins Haus, wo ihnen
Büttner und die anderen Männer schon entgegen kamen. Nur Keno war bei Inka
geblieben und redete beruhigend auf sie ein.
    „Was ist denn mit dem passiert?“,
fragte einer der Ärzte, als er Hufschmidt zusammengekrümmt und winselnd am
Boden liegen sah.
    Büttner zuckte die Schultern.
„Muss wohl hingefallen sein.“
    „Aha“, erwiderte der Arzt und
räusperte sich, als sein Blick auf Tomke fiel, die jetzt von seiner Kollegin
betreut wurde und zur Hälfte wieder ohne Decke dalag. „Wie ungeschickt von ihm.
Nun ja, dann darf ich jetzt alle Herren, die noch aufrecht gehen können,
bitten, das Haus zu verlassen.“

72
    „Liest du mir wieder was vor?“, fragte
Tomke und lächelte Maarten an. „Ich glaube fast, dass ich nur wieder ganz gesund
werden kann, wenn ich die Enid Blyton-Geschichten aus deinem Munde höre.“
Draußen läuteten die Kirchenglocken zum zwölften Mal, und sie war erst vor
wenigen Minuten aus einem langen und tiefen Schlaf aufgewacht und rieb sich die
Augen. Die Ärzte hatten ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, als sie ins
Krankenhaus eingeliefert worden war, nun fühlte sie sich frisch und ausgeruht.
In einer ihrer Hände steckte eine Kanüle, durch die tropfenweise eine Kochsalzlösung
in ihre Adern geleitet wurde. Ihre Hand- und Fußgelenke waren verbunden,
schmerzten jedoch nur noch ein wenig. Sie würden bald verheilt sein, aber
vermutlich blieben Narben zurück.
    „Gerne“, antwortete Maarten. „Ich
habe schon was mitgebracht. Aber von Enid Blyton ist es leider nicht.“
    „Och“, sagte Tomke enttäuscht.
„Keiner liest Enid Blyton so gut wie du. Hm. Was hast du mir denn mitgebracht?“
    „Es ist

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