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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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zurück und musterte ihn von oben bis unten.
    Maarten schüttelte den Kopf.
„Nein, leider nicht“, sagte er kaum hörbar und wischte sich über die Augen, in
denen sich erneut die Tränen sammelten.
    Die Ärztin legte ihm eine Hand
auf dem Arm. „Wir tun unser Bestes, glauben Sie mir. Sie hat sehr lange in der
Eiseskälte ausharren müssen und es grenzt an ein Wunder, dass sie überhaupt
noch lebt. Das zeigt aber, dass sie stark ist und einen ausgeprägten
Lebenswillen hat.“
    „Ich ... würde ihr gerne etwas
Vorlesen“, folgte Maarten einem plötzlichen Einfall. „Als Kind hat sie die
Bücher von Enid Blyton geliebt, vor allem die Fünf Freunde .“ Er lächelte
bei dem Gedanken, wie sie immer aufgeregt angerannt gekommen war, wenn sie
ihrer Mutter wieder den neuesten Band der Abenteuerreihe abgequatscht hatte.
Häufig hatten sie dann mit ihren Freunden Szenen aus den Büchern nachgespielt,
und Tomke hatte immer George sein wollen, eben weil sie früher lieber ein Junge
als ein Mädchen gewesen wäre. „A-aber es kann natürlich auch gerne etwas
anderes sein, ähm, mehr für Erwachsene“, fügte er verlegen hinzu, als er den
leicht konsternierten Blick der Ärztin sah.
    Die Ärztin schürzte die Lippen.
„Hm. Ich weiß nicht. Warten Sie bitte einen Moment. Ich werde mal ihre Mutter
fragen, ob sie damit einverstanden ist.“
    Maarten sah, wie die Ärztin Frau
Coordes direkt ansprach, nachdem sie das Krankenzimmer betreten hatte, und
dabei mit der rechten Hand auf ihn deutete. Tomkes Mutter sah ihn zunächst
zögerlich an, dann stand sie auf und kam zu ihm hinaus, während die Ärztin
begann, die Geräte zu überprüfen.
    „Tut mir sehr leid, was passiert
ist, Frau Coordes“, sagte Maarten und streckte ihr seine Hand entgegen.
    „Entschuldigen Sie bitte“,
entgegnete sie, „aber ich weiß leider nicht wer Sie sind. Kennen Sie meine
Tochter näher?“
    In einer anderen Situation hätte
Maarten jetzt sicherlich geschmunzelt, weil er endlich mal jemandem begegnete,
der ihn nicht auf Anhieb erkannte. Aber nun sagte er nur ernst: „Tut mir leid,
ich dachte, Sie hätten mich erkannt. Aber wir haben uns ja schon so lange nicht
gesehen ... na ja, wie dem auch sei, ich bin Maarten. Maarten Sieverts.“
    Auf Frau Coordes’ Gesicht
erschien der Anflug eines Lächeln. „Ach, Maarten, natürlich“, seufzte sie,
„entschuldige, aber ...“
    „Kein Problem“, winkte er ab,
„wie gesagt, es ist ja ewig lange her.“
    „Tomke hat mir erzählt, dass du
wieder da bist. Sie ist sehr glücklich darüber, dass ihr euch jetzt wieder
häufiger seht und zusammen arbeitet.“ Sie warf einen Blick ins Krankenzimmer
und ein Schatten umwölkte ihr Gesicht. „Wie konnte das nur passieren, Maarten“,
sagte sie tonlos, „ich meine, wieso hat sie denn niemand gewarnt?“
    Es hat sie ja jemand gewarnt,
aber die Klugscheißer wussten es ja besser, hatte Maarten auf den Lippen, aber
er sagte nur: „Die Schuldigen werden zur Verantwortung gezogen, da können Sie
ganz sicher sein, Frau Coordes.“ Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, fügte
er in Gedanken hinzu.
    „Meinst du ... meinst du, sie
schafft es?“, fragte Tomkes Mutter leise, und ihre Augen füllten sich mit
Tränen.
    „Sie ist stark, Frau Coordes,
natürlich wird sie es schaffen“, erwiderte Maarten und versuchte, seiner Stimme
einen festen Klang zu geben, obwohl er selbst einen dicken Kloß im Hals
verspürte.
    „Ich ... geh dann mal wieder zu
ihr“, sagte sie schwach und fügte, als sie schon fast zur Tür hindurch war,
hinzu: „Ach ja, und ich würde mich sehr freuen, wenn du meinem Mädchen was
vorlesen würdest. Weißt du, Tomke hat Geschichten so gern.“
    „Danke, Frau Coordes, das werde
ich ganz bestimmt tun. Gleich morgen. Versprochen.“
     
    „Na, Gott sei Dank, dass Sie da
sind“, rief ihm Hans-Jürgen Naumann entgegen, sobald er sein Büro betrat und
fügte hektisch mit den Armen wedelnd hinzu: „Bitte, Herr Dr. Sieverts, Sie
versprechen mir doch, dass das, was wir gestern besprochen haben, unter uns
bleibt.“
    „Oh mein, Gott, Naumann,“ hörte
Maarten im nächsten Moment aus der anderen Ecke des Büros, „nun hören Sie doch
endlich auf zu winseln. Das ist ja unerträglich!“
    Maarten drehte sich um und sah in
das spöttisch verzogene Gesicht von Hayo Rhein. Er saß, lässig die Beine
übereinander geschlagen, in einem Ledersessel und schälte eine Mandarine.
„Wissen Sie, Sieverts“, fügte er nuschelnd hinzu, „Naumann bildet

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