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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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»Wie steht's mit Mord? Haben Sie auch dafür Sympathie?«
    »Adán hat
niemanden umgebracht.«
    »Fragen
Sie ihn nach Ernie Hidalgo«, sagt Keller. »Und da wir schon dabei sind, fragen
Sie ihn nach Pilar Méndez. Er ließ
ihr den Kopf abschneiden. Und ihre Kinder - wissen Sie, was Ihr Freund mit
ihren Kindern gemacht hat? Er hat sie von einer Brücke geworfen.«
    »Das ist
eine Verleumdung, die von Gúero Méndez verbreitet
wird, um -«
    »Hat Ihnen
das Adán erzählt?«
    »Was
wollen Sie von mir, Mr. Keller?«
    Die
typische Geschäftsfrau, denkt Keller. Kommt direkt zur Sache. Sehr gut. Bringen
wir unseren Spruch an. Hoffen wir, dass es klappt.
    »Ihre
Zusammenarbeit«, sagt Keller.
    »Sie
wollen, dass ich Spitzeldienste -«
    »Sagen
wir, Sie sind in der einzigartigen Situation, dass Sie -« Sie öffnet die
Wagentür. »Ich komme zu spät ins Kino.« Er hält sie am Arm fest. »Gehen Sie zu
einer späteren Vorführung.«
    »Sie haben
nicht das Recht, mich gegen meinen Willen festzuhalten«, sagt Nora. »Ich habe
nichts verbrochen.«
    »Lassen
Sie mich ein paar Sachen erklären«, sagt Keller. »Wir wissen, dass die Barreras
Anteile am Geschäft von Haley Saxon halten. Das allein schon bringt sie in
Schwierigkeiten. Wenn in ihrem Haus jemals einschlägige Treffen stattgefunden
haben, ist das organisierte Kriminalität, ich kann sie für zwanzig Jahre oder
für immer hinter Gitter bringen, und Sie sind schuld. Aber Sie haben alle Zeit
der Welt, sich bei ihr zu entschuldigen, denn ich stecke Sie in dieselbe Zelle.
Können Sie Ihre Einkünfte vollständig belegen, Ms. Hayden? Wissen Sie, mit
welchem Geld Ihr >Liebhaber< Barrera Sie
bezahlt? Oder wäscht er sein Drogengeld zusammen mit seiner schmutzigen
Bettwäsche? Sie stecken tief mit drinnen, Ms. Hayden. Aber Sie können da wieder
rauskommen. Sie können sogar Ihre Freundin Haley da rausholen. Ich reiche
Ihnen die helfende Hand. Greifen Sie zu!«
    Sie schaut
ihn an, mit purer Verachtung.
    Was in
Ordnung ist, denkt Keller. Sie soll mich nicht lieben. Sie soll nur machen, was
ich will.
    »Wenn Sie
Haley verhaften könnten, wie Sie behaupten«, sagt sie ruhig, »dann hätten Sie's
schon getan. Und wenn Sie mich verhaften können - bitte schön. Tun Sie, was Sie
nicht lassen können!«
    Sie will
wieder aussteigen.
    »Wie ist das mit Parada?«, fragt
er. »Ist der auch Ihr Klient?« Denn sie wissen, dass sie ihn häufig in
Guadalajara besucht, sogar in San Cristobal.
    Sie dreht sich um und funkelt ihn
an. »Sie sind ein Dreckstück.«
    »Das können Sie annehmen.«
    »Nur damit Sie's wissen: Juan und
ich sind befreundet.«
    »Ach ja?«, fragt Keller. »Wäre er
auch Ihr Freund, wenn er wüsste, dass Sie Prostituierte sind?«
    »Er weiß es.«
    Und liebt
mich trotzdem, denkt Nora.
    »Weiß er
auch, dass Sie sich an einen so miesen kleinen Mordbuben wie Adán
Barrera verkaufen? Wird er Ihr Freund bleiben, wenn er das
erfährt? Soll ich ihn anrufen? Wir kennen uns von früher.«
    Ich weiß,
denkt Nora. Er hat mir von dir erzählt. Nur nicht, wie grässlich du bist.
    »Tun Sie,
was Sie für richtig halten, Mr. Keller. Mir ist es egal. Darf ich jetzt gehen?«
    »Für
diesmal.«
    Sie steigt
aus und stakst davon, ihr Kleid umflattert ihre schön gebräunten Beine.
    Sie sieht
aus, als käme sie vom Rendezvous, denkt Keller.
    Du dummes
Arschloch, du hast es verpfuscht.
    Aber ich
würde gern wissen, ob sie Adán von
unserem kleinen Rendezvous erzählt.
     
    Mexiko
     
    1994
     
    Adán hat den ganzen Tag auf Friedhöfen verbracht.
    Er musste
neun Gräber besuchen, neun kleine Altäre bauen, neun aufwendige Mahlzeiten
zelebrieren. Neun Familienmitglieder, ermordet von Gúero Méndez, in einer einzigen Nacht, vor kaum einem Monat. Seine Leute, getarnt
mit den schwarzen Uniformen der Federales, hatten sie aus ihren Häusern geholt
oder auf der Straße gekidnappt, in ihre Schlupflöcher verschleppt und
gefoltert, dann ihre Leichen auf die Straße geworfen, auf belebte Plätze, wo
die Straßenfeger sie am Morgen fanden.
    Zwei
Onkel, eine Tante und sechs andere Verwandte - darunter zwei Kinder der Tante.
    Eine
Cousine arbeitete als Anwältin für das Kartell, aber die anderen hatten mit den
Drogengeschäften nicht das Geringste zu tun. Zum Verhängnis wurde ihnen einzig
die Verwandtschaft mit Miguel Ángel und Adán und Raúl. Mehr war
nicht nötig. Na gut, dasselbe gilt für Pilar und ihre Kinder, denkt Adán.
Méndez hat nicht damit angefangen, ganze Familien auszurotten.
    Das

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